Im Test: Eine Abenteuer-Legende feiert Geburtstag
Das war eine lange Wartezeit: Fast ein Jahr mussten sich PS4-Besitzer aufgrund eines Exklusivabkommens gedulden, bis sie Lara Croft in Rise of the Tomb Raider (
ab 13,63€ bei kaufen) ebenfalls auf ihrem neuen Abenteuer begleiten dürfen. Immerhin spendieren Square Enix und Crystal Dynamics als Entschädigung ein paar Extras für die neue Edition, mit der auch das Jubiläum der Reihe gefeiert wird. Hat sich das Warten also gelohnt?
Eine große Überraschung ist es nicht: Die PS4-Umsetzung steht der vormals exklusiven Xbox-Vorlage technisch in nichts nach. Rise of the Tomb Raider überzeugt also auch auf der Sony-Konsole mit einer potenten Engine, die traumhafte Kulissen sowie detaillierte Figuren auf den Bildschirm zaubert. Allerdings belässt man die Darstellung weiter bei 30 Bildern pro Sekunde - diverse Grafikoptionen für Kompromisse zwischen Bildqualität und Performance wird erst der Patch für die PlayStation 4 Pro mit sich bringen. Trotzdem sieht das Spiel schon auf dem Standard-Modell der PS4 fantastisch aus. In einem kleinen Bereich bleibt die One-Version jedoch überlegen: Mit dem Xbox-Controller fühlen sich vor allem die Kletterpartien dank der gelungenen Einbindung der Impulse Trigger einen Tick intensiver an als mit dem DualShock 4. Als kleine Entschädigung darf man optional den Lautsprecher aktvieren, über den vor allem die Soundeffekte bei Schüssen verstärkt werden. Inhaltlich bleibt mit der schönen Mischung aus
Zum 20. Geburtstag von Tomb Raider hat Square Enix ein attraktives Paket geschnürt.
Baller- und Schleichaction, Kraxeln sowie kleinen Rätseleinlagen alles beim Alten. Das gilt leider auch für den übertriebenen und mitunter nervigen Sammelwahn für die Beschaffung von Crafting-Ressourcen. Mehr dazu
in unserem ursprünglichen Test...
Hier soll es viel mehr um die Ergänzungen gehen, mit denen Square Enix das ursprüngliche Spiel zum 20. Geburtstag von Tomb Raider aufwerten möchte. Da wäre zunächst ein neuer Koop-Ansatz, bei dem man sich als Duo zusammen durch die sibirische Wildnis schlagen, wertvolle Artefakte finden und in der bedrohlichen Natur überleben muss. Ich war zunächst skeptisch bei dieser Idee, wurde aber eines Besseren belehrt: Es macht richtig Spaß, sich gegenseitig den Rücken frei zu halten, die Gegend zu erkunden und auf Schatzjagd zu gehen. Dabei hält eine Zeitleiste fest, was man an einem Tag erlebt und erreicht hat – und an welchen Punkt man scheiterte.
Im neuen DLC Blutsbande darf man das Croft-Anwesen erkunden - sogar in VR.
Gefahren warten genug, denn neben Fallen, den obligatorischen Gegnern wie Trinity-Truppen und wilden Tieren wie Wölfen oder Bären bedrohen auch Kälte und Hunger das Wohlbefinden. Abhilfe schaffen das Verweilen an Lagerfeuern oder anderen Wärmequellen und die Suche nach Nahrung, die man sowohl in Form von vegetarischen Gerichten wie Obst als auch bei der Jagd auf die sibirische Fauna findet. Wer glaubt, einfach den Weg zu den Fundstellen auswendig zu lernen, wird schnell eine böse Überraschung erleben, denn die Karte wird bei jedem neuen Anlauf prozedural generiert. Neben Gegnerpositionen variieren dadurch ebenso die Verstecke von Schätzen sowie anderen Objekten. Will man evakuiert werden, muss man zunächst große Signalfeuer entzünden, die selbstverständlich auch bei den feindlichen Kämpfern nicht unbemerkt bleiben und deshalb meist ein dramatisches Finale einleiten. Wie aus der Kampagne gewohnt, darf man auch hier die gesammelten Ressourcen und Erfahrungspunkte an gefundenen Camps in eine bessere Ausrüstung oder Fähigkeiten investieren. Kurzum: Im Koop macht der Ausdauer-Modus deutlich mehr Spaß als alleine in der sibirischen Wildnis ums Überleben zu kämpfen.
In einem spielbaren Alptraum legt man sich mit Zombies und anderen fiesen Kreaturen an.
Darüber hinaus sind bei der PS4-Edition bereits sämtliche DLC-Erweiterungen enthalten, die sich One-Besitzer noch separat oder in Form des Season Pass zulegen mussten. Dazu zählt „Kalte Finsternis erwacht“ (Überleben gegen immer stärkere Wellen infizierter Gegner) und der Story-DLC Baba Yaga: Der Tempel der Hexe, inklusive aller zusätzlichen Expeditionskarten und Outfits. Des Weiteren darf man sich im neuen Modus „Laras Albtraum“ mit Zombies anlegen und bei der letzten Erweiterung „Blutsbande“ (Blood Ties) nicht nur das Croft-Anwesen ganz in Ruhe erkunden, sondern dank zahlreicher Dokumente, Objekte sowie kleinen Rätseln in Laras Vergangenheit, ihre Familie und das besondere Verhältnis zu ihrem Vater abtauchen. Auf der PS4 darf man alternativ sogar in VR die Erkundung des Anwesens aus der Egoperspektive erleben. Gerade im direkten Vergleich zum TV-Bild fällt dabei zunächst auf, dass man gehörige Abstriche hinsichtlich der Bildqualität in Kauf nehmen muss, darunter ein starkes Kantenflimmern und abgespeckte Details bei der Umgebung. Auch das Tempo beim Gehen wurde in VR massiv gedrosselt, um möglicher Übelkeit entgegen zu wirken – eine Maßnahme, die meist von Erfolg gekrönt ist, auch wenn ich mich nach einiger Zeit ein bisschen unwohl gefühlt habe, weil ich weiter auf die normale Steuerung gesetzt und auf die alternative Beam-Mechanik verzichtet habe, bei der man sich – wie so oft in VR-Titeln – auf Knopfdruck an vorgegebene Stellen teleportieren darf. Faszinierend aber, wie schnell man die grafischen Einbußen ausblendet, wenn man erstmal „drin“ ist in der virtuellen Realität. Daher würde ich beim Blutsbande-DLC das VR-Erlebnis sogar vorziehen. Hinzu kommt, dass Kamera und Steuerung in der klassischen Variante mitunter etwas zickig reagieren.
Fazit
Square Enix und das für die Umsetzung verantwortliche Team von Nixxes haben Rise of the Tomb Raider hervorragend auf die PS4 portiert und zum 20-jährigen Jubiläum ein attraktives Paket zusätzlicher Inhalte geschnürt, das durchaus für die lange Wartezeit entschädigt. Der Ausdauer-Modus profitiert vom Koop-Ausbau, der Zombie-Modus ist eine nette Ergänzung und das Erkunden des Croft-Anwesens bildet ein schönes Kontrast-Programm zur actionreichen Kampagne – vor allem in VR. Nicht zu vergessen der gelungene Story-DLC rund um Baba Yaga, mit dem Laras Abenteuer-Trip um eine interessante Episode erweitert wird. Mit dem erforderlichen Ressourcen-Sammelwahn, der inflationären Einstreuung von Audio-Logs und dem aufgesetzen Erfahrungs- sowie Fähigkeitensystem werde ich aber auch auf der PS4 nicht warm. Trotzdem ist Rise of the Tomb Raider auch dank seiner Rückbesinnung auf stärkere Erkundung und prima designte Gräber ein richtig gutes Action-Adventure geworden, das seinen Vorgänger in nahezu allen Belangen übertrifft. Mit den attraktiven Zusatzinhalten geht es für die Jubiläums-Edition bei der Wertung sogar noch leicht nach oben.
Pro
add_circle_outline überwiegend fantastische Kulisse, gelungene Animationen und Haardarstellung
add_circle_outline meist große Areale mit Erkundungsreizen
add_circle_outline abwechslungsreiche Schauplätze
add_circle_outline nette Rätseleinlagen...
add_circle_outline interessante Storyansätze mit Überraschungen und Wendungen...
add_circle_outline visuelle Hinweise lassen sich optional abschalten...
add_circle_outline lebendige Spielwelt (dank ausgeprägter Fauna)
add_circle_outline umfangreiche Story-Kampagne
add_circle_outline neue Koop-Variante für Ausdauer-Modus
add_circle_outline optionale VR-Unterstützung für Blutsbande-DLC
add_circle_outline gelungene Inszenierung
add_circle_outline Bogen als starkes Allzweck-Werkzeug
add_circle_outline Season Pass mit allen DLCs bereits enthalten
add_circle_outline stärkerer Fokus auf Gräber und Erkundung inkl. Taucheinlagen
add_circle_outline mehr Stealth-Optionen
add_circle_outline unkompliziertes Crafting-System
add_circle_outline zahlreiche Verbesserungen für Waffen und Fähigkeiten
add_circle_outline großartige deutsche Sprecher
add_circle_outline starker Einstieg
add_circle_outline komfortables Schnellreisesystem
add_circle_outline faire Speicherpunkte
add_circle_outline Expeditionen für individuelle Herausforderungen & Online-Vergleiche
add_circle_outline stimmungsvoller und dynamischer Soundtrack
Kontra
remove_circle_outline KI weder clever noch besonders aufmerksam
remove_circle_outline viel zu viel aufgedrängter und überfrachteter Sammelkram (Loot-Kisten)
remove_circle_outline zu hohe Frequenz an Audio-Logs
remove_circle_outline ...aber insgesamt zu anspruchslos
remove_circle_outline ...die aber vorhersehbar sind
remove_circle_outline ...die ständigen EP
remove_circle_outline und Freischalt-Einblendungen dagegen nicht
remove_circle_outline überflüssiges, aufgesetztes und unlogisches Erfahrungssystem
remove_circle_outline Survival-Ansatz spielt kaum eine Rolle
remove_circle_outline Syrien-Abschnitt zu kurz
remove_circle_outline Lara wird in Kämpfen zu schnell zur übermächtigen Killerbraut
remove_circle_outline gegen Ende zu häufig aufgezwungene Baller-Action und Gegnerwellen
remove_circle_outline (optionale) Mikrotransaktionen bei Expeditions-Kartenpaketen
remove_circle_outline mitunter geringe Zeichentiefe (Pop-ups / Fade-ins)
Wertung