Resident Evil 506.07.2016, Michael Krosta
Resident Evil 5

Im Test: Zurück nach Afrika

Nachdem Capcom Ende März schon das mäßige Resident Evil 6 als Remaster neu aufgelegt hatte, ist jetzt der fünfte Teil der Reihe dran: Mit seinem Koop-Konzept, dem stärkeren Fokus auf Action und Rassismus-Vorwürfen sorgte die Reise nach Afrika bei ihrer Erstveröffentlichung im Jahr 2009 für ähnliche Kontroversen wie nach der Neuausrichtung der Reihe bei Resident Evil 4. Inhaltlich bleibt alles beim Alten, aber wie ist den Japanern die technische Schönheitsoperation gelungen?

Mehr fürs Auge

Was? Ihr wisst nicht so genau, was euch in Resident Evil 5 (ab 13,56€ bei kaufen) erwartet, wie die Spielmechanik funktioniert und was Chris Redfield mit seiner neuen BSAA-Kollegin Sheva Alomar so alles erlebt? Dann verweise ich an dieser Stelle an unseren damaligen Test, denn inhaltlich beschränken sich die Verbesserungen des Remasters darauf, dass im Gegensatz zum Original bereits die beiden DLC-Episoden rund um Jill Valentine, ein paar weitere Outfits und der neu aufgelegte Mercenaries-Modus enthalten sind. Hier soll es deshalb in erster Linie um die technischen Verbesserungen gehen, die die Neuauflage mit sich bringen soll.

Mit dem fünften Teil hielt der Koop-Ansatz Einzug in die Reihe.
Wie so oft springt neben der aufgepeppten Auflösung zunächst die erhöhte Bildrate ins Auge: Vor allem, wenn man kurz vorher zum Vergleich nochmal das Original auf der Xbox 360 oder PS3 erlebt hat, sind die angestrebten 60fps ein gewaltiger Fortschritt, von dem auch die Steuerung profitiert. Das Zielen und Schießen geht hier deutlich besser von der Hand, alles wirkt geschmeidiger und die Steuerung gibt sich generell reaktionsfreudiger. Leider mit Abstrichen: Im Gegensatz zur Neuauflage von Resident Evil 6 hat es Capcom hier nicht geschafft, die Bildrate konstant hoch zu halten. Gerade, wenn viel auf dem Bildschirm los ist – so z.B. in den Siedlungen, in denen Gegner von allen Seiten heran stürmen – weicht die flüssige Darstellung spürbaren Einbrüchen, die sich auch negativ auf die Steuerung auswirken. Ärgerlich...

Verbesserungen und Altlasten

Auf der anderen Seite wurde die Technik abseits höherer Auflösung und Bildraten in anderen Bereichen aufgebohrt: Vor allem die Lichteffekte wirken hier nicht mehr so grell, sondern bewahren trotz der starken afrikanischen Sonne mehr Details innerhalb der Kulisse, während auf der anderen Seite auch die Darstellung von Schatten deutlich verfeinert wurde. Dadurch wurde der Blendeffekt (Lense Flare) des Originals zwar etwas zurückgefahren, aber mir gefällt die Lichtstimmung des Remasters insgesamt etwas besser.

Mutierte Kreaturen machen auch im Remaster Muskelprotz Chris und seiner neuen Partnerin zu schaffen.
Das gilt auch für die Figurenmodelle, denen man eine ähnliche Schönheitskur verpasst hat wie bei der Neuauflage des sechsten Teils. Wirft man dagegen im Detail einen Blick auf die Kulisse, machen sich die Altlasten bemerkbar: Zwar wirken die Darstellung von Gras und manche Texturen schärfer, doch trüben immer wieder die etwas lieblos hochskalierten 720p-Assets des Originals das visuelle Upgrade. Diese qualitativen Schwankungen kennt man aber bereits von den Neuauflagen von Resident Evil oder dem Remaster des sechsten Teils. Ebenfalls von Letzterem bekannt: Das Sichtfeld lässt sich in den Optionen anpassen. Standardmäßig sieht man jetzt einen größeren Ausschnitt, doch darf man jederzeit zu den Originaleinstellungen zurückkehren. Nervig allerdings, dass die Kamera manchmal immer noch seltsam rumzuckelt und sich nicht so recht entscheiden kann, wie nah sie an die Spielfigur rangehen möchte.

Fazit

Resident Evil 5 Remastered ist im Vergleich zur Neuauflage des sechsten Teils ohne Zweifel das bessere Spiel. Aber es ist eine schlechtere Umsetzung: Vor allem bei der schwankenden Bildrate, die auch spürbaren Einfluss auf die Reaktionsfreudigkeit der Steuerung hat, kommt man qualitativ nicht an die gute Arbeit heran, die man zuletzt bei der Umsetzung des sechsten Teils abgeliefert hat. Das unterstreicht zwar, dass der Trip nach Afrika visuell tatsächlich mehr hermacht als die Schauplätze in Resi 6 und dank einer besseren Beleuchtung sowie überarbeiteten Figurenmodellen grafisch aufgewertet wurde. Aber das dürfte die leistungsstarke Hardware der PS4 trotzdem nicht mal im Ansatz ins Schwitzen bringen, zumal viele Texturen noch den schwammigen Stempel des Originals tragen. Abgesehen davon konnte ich Capcoms Koop-Ambitionen, die ab dem fünften Teil Einzug in die Serie hielten, schon damals wie auch heute nicht viel abgewinnen. Es macht zwar durchaus Spaß, sich gemeinsam als Duo durch die unterhaltsame Geschichte mit ihrem gelungenen Finale zu schlagen, aber als Solist empfindet ich den KI-Mitläufer immer noch zu häufig als unnötigen Klotz am Bein.

Pro

viele spannende Panik-Momente
beeindruckende Kulisse
interessantes afrikanisches Szenario
spannende Reaktionstests
klasse Kreaturen- & Monsterdesign
hervorragende Animationen
wirkungsvolle Kollisionsabfrage
Kampfsystem mit Trefferzonen
abwechslungsreiche Schauplätze
viele kinoreife Filmszenen
spektakuläre Bosskämpfe
klug agierende Partnerin
klasse Musikuntermalung
Kampagne zu zweit kooperativ online spielbar
gute Verbindung zum Resi-Universum
Söldner-Modus nach Spielende
auch Sheva spielbar
informatives Archiv
aufrüstbare Waffen
viel Freischaltbares (Figuren, Filter, Outfits etc.)
gutes Speichersystem
vier Steuerungsvarianten
drei Schwierigkeitsgrade
Online-Bestenlisten
Friendly Fire an/ausschaltbar
sehr gute deutsche Texte
sehr großes Lager-Inventar
Sichtfeld lässt sich anpassen
DLC-Missionen bereits enthalten

Kontra

kaum Horror
& Angst-Momente
Licht nicht für Dramaturgie genutzt
zu wenig böse Überraschungen
militärische Action steht Resi schlecht
zu schnell zu viele Waffen & Munition
man ist immer als Duo unterwegs
unterm Strich zu wenig Rätsel
zu statisches Deckungssystem
zu statische Nahkämpfe
viele Ladezeiten
ab und zu keine KI-Reaktion
relativ schwache Wasserdarstellung
einige Clippingfehler in Bosskämpfen
Waffe der Partnerin nicht festlegbar
inkonsequente Hindernisabfrage
keine kombinierbaren Schätze & Items
kein Händler, nur anonymer Einkauf
schwankende Bildrate
schwankende Texturenqualität
mitunter bockige Kamera
Steuerung leidet unter Einbrüchen der Bildrate

Wertung

PlayStation4

Ein Remaster mit kleinen technischen Schwächen, das Freunde von Koop-Action auch heute noch gut unterhalten kann.

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