Pocket Battles: Kelten vs. Römer09.09.2013, Jörg Luibl
Pocket Battles: Kelten vs. Römer

Special: Feldschlachten im Miniformat

Lust auf eine Feldschlacht in der Mittagspause oder im Urlaub? Das Ganze soll gut zu transportieren, in null Komma nichts aufgebaut, aber dennoch komplex genug sein? Dann könnte Pocket Battles: Kelten vs Römer interessant sein.

Ein Wargame im Miniformat

Pocket Battles: Kelten vs Römer ist auf Deutsch bei Pegasus Spiele erschienen und kostet knapp zehn Euro.
Pocket Battles: Kelten vs Römer ist auf Deutsch bei Pegasus Spiele erschienen und kostet knapp zehn Euro. In der Box gibt es 60 Truppenplättchen, zwanzig Befehlsmarker sowie sechs Würfel und Anleitungen. Es gibt übrigens auch "Orks gegen Elfen".
Lasst euch nicht von der kleinen Box und den Würfeln täuschen: Pocket Battles ist kein reines Glücksspiel mit antikem Flair, sondern inszeniert kompakte, aber anspruchsvolle Feldschlachten inkl. Manövertaktik. Natürlich erreicht man nicht die Komplexität ausgewachsener Wargames à la Julius Caesar oder Ringkrieg. Aber nachdem sich die Spieler von Kelten und Römern auf 50 bis 100 Punkte für ihre Armeen geeinigt haben, geht es schon mit der geheimen Tüftelei für die Aufstellung los.

Soll man als Kelte die Kriegskönigin für sieben Punkte einsetzen oder dafür lieber drei Speerwerfer? Nimmt man den Druiden und den Champion mit? Auf Seiten der Römer kann man auch über Skorpione oder Onager nachdenken.  Man bildet aus unterschiedlichen Truppentypen wie Bogenschützen, Legionären oder Kavallerie zusammen hängende Einheiten mit maximal drei Plättchen, indem man sie zunächst stapelt und später nebeneinander auslegt – so weiß man, dass sie als Ganzes Befehle erhalten.

Drei Spalten, fünf Zeilen – das Schlachtfeld

Man braucht nicht viel Platz für die Startaufstellung: Links die roten Römer und rechts die blauen Kelten mit ihren Truppen in jeweils drei Spalten mit Front und Rückraum.
Man braucht nicht viel Platz für die Startaufstellung: Links die roten Römer und rechts die blauen Kelten mit ihren Truppen in jeweils drei Spalten mit Front und Rückraum. Zwischen ihnen befindet sich die Gefechtszone.
Dann platziert man sie nacheinander als Stapel in eine Zone: Linke und rechten Flanke sowie Mitte gibt es sowohl als Front als auch Rückraum, so dass jeder Spieler ein Sechser-Raster zur Verfügung hat. Zwischen diesen Feldern können sich die Einheiten während der Schlacht bewegen, aber angreifen können nur die Frontsoldaten den direkt gegenüber liegenden Feind in derselben Spalte – hinten ist quasi die Reserve und selbst Schützen dürfen so lange nicht einfach diagonal in andere Spalten feuern, sondern nur gerade über die neutrale Zone hinweg, so lange sie Feinden gegenüber stehen.

Schon vor dem ersten Kampf beginnt also die taktische Spekulation, zumal man immer nur die oberste Truppe des Feindes erkennt und auf seine Platzierungen reagieren kann. Da es neben diverser Infanterie, Kavallerie und Fernkämpfern auch Artillerie sowie Helden mit Fähigkeiten wie Heilung oder Doppelbefehlen  gibt, hat man genug Auswahl. Wie stark eine Einheit im Angriff ist, welche Lebenspunkte  und Fähigkeiten sie besitzt, lässt sich auf den Plättchen ablesen. Schwarze (Nahkampf) oder weiße (Fernkampf) Würfel zeigen die Schlagkraft an, darunter gibt es Symbole für über ein Dutzend Eigenschaften wie „Raserei“, „Schnell“, „Lange Reichweite“ oder „Überwältigend“.

Simples Würfelkampfsystem

Alle Truppentypen der Römer in der Übersicht - vom Imperator bis zum Onager.
Alle Truppentypen der Römer in der Übersicht - vom Imperator bis zum Onager.
Zwischen den beiden Armeen befindet sich zu Beginn noch eine neutrale Gefechtszone, in der es dann Runde für Runde zur Sache geht: Man zieht eine attackierende Einheit nach vorne, der Feind reagiert entweder mit einer abfangenden Einheit für den Nahkampf oder beschießt die heran nahenden mit Fernkämpfern. Das Kampfsystem ist sehr simpel: Man schaut nach einem Wurf, ob das Ergebnis der W6er mit den auf den Plättchen abgebildeten Würfelwerten übereinstimmt – jede Übereinstimmung sorgt für einen Treffer, die der Feind seinen Truppen zuteilen muss. Hat man damit nicht ihre Lebenspunkte dezimiert, ist Vorsicht angesagt: Überlebende schlagen sofort zurück!

Schade ist zwar, dass Formationen keine Rolle spielen und dass man für Überzahlsituationen  keine besonderen Boni bekommt, aber dafür entsteht eine gewisse territoriale Dynamik, sobald es in irgendeinem Feld keine Einheiten mehr gibt – dann darf man nicht nur in den Rückraum vorstoßen, sondern auch diagonal von einer anderen Spalte aus angreifen oder schießen. So kommt es zu regelrechten Auflösungserscheinungen an den Flanken. Gespielt wird entweder bis zur Aufgabe oder bis zu einem bestimmten

Die deutsche Anleitung geht mit anschaulichen Beispielen auf Manöver und Kampfsituationen ein.
Die deutsche Anleitung geht mit anschaulichen Beispielen auf Manöver und Kampfsituationen ein.
Punktwert an Gefallenen. Meist ist so eine Schlacht in dreißig Minuten geschlagen, wobei es angenehm offen hin und her geht.

Ausblick

Ich habe zwar ein Faible für Miniaturen und Wargames: Am liebsten baue ich eine Armee an bemalten Figuren auf, bevor man sich am besten über ein ganzes Wochenende auf einem riesigen Schlachtfeld duelliert. Aber manchmal ist der Tisch vielleicht besetzt oder man hat als Hobby-Feldherr nicht genug Zeit und will zügiger mit Kriegern, Reitern und Bogenschützen loslegen. In diese Lücke stößt Pocket Battles, das neben Kelten und Römern übrigens auch Orks und Elfen sowie andere Fraktionen gegeneinander antreten lässt. Das kleine Spielsystem von Paolo Mori und Francesco Sirocchi inszeniert für knapp zehn Euro schnelle und dabei anspruchsvolle Gefechte für zwischendurch.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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