Duell im Felsental30.09.2013, Jörg Luibl
Duell im Felsental

Special: Drei Zwerge gegen einen Drachen

Drei gegen einen? Das ist doch unfair! Moment: Wenn dieser eine dreimal so groß ist wie die anderen und dazu fliegen sowie Feuer spucken kann, relativiert sich das wieder. Denn so einen Drachen besiegen selbst schwer bewaffnete Zwerge nicht so leicht. Warum dieses Duell für zwei Spieler kurzweilig unterhält, klärt der Brettspiel-Test.

Eine Karte, ein Hieb - der Sieg?

"Duell im Felsental" ist komplett auf Deutsch bei Pegasus Spiele für knapp 20 Euro erschienen. Es ist für zwei Spieler ausgelegt.
"Duell im Felsental" ist komplett auf Deutsch bei Pegasus Spiele für knapp 20 Euro erschienen. Es ist für zwei Spieler ausgelegt.
Gleich habe ich die Bestie – ein Schlag mit der Axt fehlt noch! Mein Gegenüber sortiert nervös seine Handkarten. Aber da gibt es gar nichts zu grübeln, denn es gibt in diesem Duell keine Heilung und keine verflixte Zauberei. Nein, es geht ganz knallhart um den Kampf, um erlegen oder gefressen werden. Und in den letzten Runden haben meine drei Zwerge tapfer ausgeteilt. Okay, zwei sind mittlerweile tot. Der Armbrustschütze wurde gebissen und der Netzwerfer vom miesen Feueratem gebrutzelt.

Aber diese Verluste dienen der tapferen Sache: Denn in diesem nahezu kreisrunden, nur 19 Hexfelder großen Felsental ist der Zwergenspieler siegreich, wenn er den Drachen besiegt. Die Echse gewinnt, wenn sie bis zum Ausspielen der letzten Karte überlebt oder alle Krieger vernichtet. Davon ist sie weit entfernt: Ich habe bereits so viel Schaden angerichtet, dass das Ungeheuer weder fliegen noch Feuer spucken kann. Ich muss jetzt nur noch die richtigen Karten ziehen, dann schicke ich die Bestie in die ewigen Drachengründe.

Flotter Schlagabtausch

In diesem Spiel wird für Angriff, Verteidigung und Bewegung nicht gewürfelt, sondern eine von vier Handkarten ausgelegt. Der letzte verbliebene Zwerg greift an, indem er eine Axt mit Ziffer 2 für den Schaden spielt; aber er wird sofort vom Drachen gekontert, der eine Karte mit Schuppenschild abwirft – kein Schaden! Der Zwerg wirft eine weitere Axt mit einer 1 ab, die der Drache nicht kontern kann. Jetzt muss er einen roten Blutmarker auf sein Tableau legen, wobei der Zwerg den Ort des Schadens bestimmen darf, sobald er dem Drachen vier Treffer auf den Körper zugefügt hat. So kommt es zu einem flotten

Mit Äxten angreifen, Netze werfen oder die Armbrust benutzen?
Mit Äxten angreifen, Netze werfen oder die Armbrust benutzen?
Schlagabtausch, bei dem man sich die vier Gestalten im Tal abwechselnd umrunden und attackieren. Es gibt weder Ausgänge noch Felder mit Sondereffekten

Man hat in seinem Zug jeweils zwei Aktionen zur Verfügung, die man frei kombinieren kann: Zum einen zwei Karten ziehen, zum anderen eine ausspielen – man kann also auch vier Karten ziehen, darf dann jedoch nicht mehr angreifen. Wann zieht man nach, wann schlägt man zu? Diese Freiheit lässt sich auch taktisch für Doppel- oder Dreifachangriffe ausnutzen, wenn man sie z.B. mit der Fähigkeit „Raserei“ der Zwerge kombiniert. Aber stehen die Krieger auch richtig? Da der Drache auch auf jedes beliebige Feld fliegen kann, muss man ihn immer wieder in die Enge treiben. Und dabei muss man natürlich auch Karten abwerfen, vielleicht auch welche mit Angriffen, denn auch die Bewegung muss bezahlt werden.

Netze werfen und Feuer spucken

Die Karten sind stimmungsvoll illustriert, die vier Plastikfiguren sind ansehnlich.
Die Karten sind stimmungsvoll illustriert, die vier Plastikfiguren sind ansehnlich.
Im Stapel befinden sich jeweils 38 Karten. Diese besitzen teilweise zwei Symbole, so dass man sich eine Aktion aussuchen kann. Jeder hat dort allerdings nur eine begrenzte Zahl an Verteidigungen, besonders harten Attacken sowie Spezialaktionen – man muss also gut haushalten und sollte als Zwerg vor allem oben erwähnte Raserei, aber auch Netz und Armbrust taktisch clever einsetzen.  So kann man den Drachen bewegungsunfähig machen oder bei  gerader Sichtlinie beschießen.

Aber Vorsicht: Der Drache hat dreimal Feueratem mit zwei Schaden zur Verfügung, der alle Zwerge in gerader Linie trifft! Außerdem kann er dreimal für drei Punkte zubeißen – autsch. Und weil die Zwerge nur jeweils vier (Netzwerfer), fünf (Armbrustschütze) oder sechs Lebenspunkte (Berserker mit Raserei) haben, müssen sie auch mal ausweichen und die Position wechseln. Zwar hat der Drache elf Lebenspunkte, aber er verliert schrittweise seine Fähigkeiten, wenn der Zwerg später auf Flügel oder Schnauze zielt.

Was gibt es zu meckern? Das ist natürlich ein sehr überschaubares Spiel, was die Kampftaktik angeht. Vielleicht hätte man weitere Fähigkeitensets anbieten können, damit man den Drachen auch mal anders spielen kann. Schade ist zudem, dass es mit dem

Sobald ein Zwerg verwundet wird, platziert man einen Blutmarker.
Sobald ein Zwerg verwundet wird, platziert man einen Blutmarker.
Felsental nur eine Arena gibt, in der die 19 Felder keine Auswirkungen haben. Aber jetzt kommt schon der Rollenspieler durch...

Ausblick

Lust auf einen knackigen Kampf zwischendurch? Ohne großes Regelwerk, aber im stimmungsvoll illustrierten Ambiente mit ansehnlichen Miniaturen? Dann könnte Duell im Felsental einen Blick wert sein. Es kommt über zwanzig Minuten zu einem flotten Schlagabtausch zwischen dem Drachen und den drei Zwergen. Und weil es meist ganz knapp ausgeht, bleibt es bis zum letzten Hieb spannend. Zwar spielt auch das Kartenglück eine wesentliche Rolle, aber es bleibt genug Freiraum für das Taktieren mit Doppelangriffen, Raserei, Netz, Feueratem sowie Armbrust. Kein großes Kino für erfahrene Rollenspieler, aber ideal für kleine Fantasyfreunde, die vielleicht im Duell mit Papa entscheiden wollen, wie lange sie aufbleiben dürfen.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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