Brettspiel-Test: Polis (Aufbaustrategie)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Pegasus Spiele
Release:
30.10.2013
Spielinfo Bilder Videos
Zwei Szenarien für mehr Dramatik

Und was ist ansonsten mit dem Kampf? Gibt es gar keine Schlachten zwischen Athen und Sparta? Doch, aber nur in sehr einfacher Form über ein Kartenspiel. Außerdem sollte man bedenken, dass es im Grundszenario, also mit der
Kurz vor dem Finale, das Sparta gewinnt: Obwohl es nur eine direkte Schlacht gab, war das ein spannender geostrategischer und wirtschaftlicher Wettlauf.
Kurz vor dem Finale, das Sparta gewinnt: Obwohl es nur eine direkte Schlacht gab, war das ein spannender geostrategischer und wirtschaftlicher Wettlauf.
Startaufstellung, auch komplett ohne Konflikte zugehen kann, weil beide Parteien auch so gewinnen können. Wer es von Beginn an dramatischer und kriegerischer mag, sollte eines der beiden zusätzlichen Szenarien spielen. In „Der Korinthische Krieg“ und „Der Zweite Peleponnesische Krieg“ stehen sich die Hopliten etwas dichter auf den Sandalen.

Militärtaktiker werden mit diesem Spiel auch dort nicht verzückt. Sie wird vielleicht schon wurmen, dass man in der ersten Runde gar nicht kämpfen kann, denn es gibt pro Runde eine festgelegte Maximalzahl an Hopliten bzw. Galeeren pro Region. Erst ab acht Klötzchen gleichzeitig in einem Feld wird auch eine Schlacht zwischen den Spielern ausgetragen. Vorher entscheidet quasi die Mehrheit nur darüber, wer die Kontrolle hat – das kann zumindest für die Bewegungen über die Karte sowie den Handel geostrategisch interessant sein.

Schlachten im Kartenduett

Ein Blick auf die hübsch illustrierten Kampfkarten.
Ein Blick auf die hübsch illustrierten Kampfkarten.
Aber erst sobald acht Hopliten/Galeeren zusammen treffen, zieht man für die Größe seiner Armee entsprechend Kampfkarten – die übrigens sehr schön mit antiken Zeichnungen illustriert sind. Davon legt der jeweilige Angreifer zwei aus und der Verteidiger muss einfach schauen, ob er auf seiner Hand dieselben Formationen besitzt – Phalanx, Bogenschützen oder Kavallerie. Kann man dasselbe auslegen, verliert man als Verteidiger keine Armee. Hat der Angreifer auf den Karten höheres Prestige, gewinnt er dennoch selbiges in Form der Differenz.

Kann man allerdings keine Phalanx auslegen, obwohl eine liegt, verliert man eine Armee und darf im nächsten Schritt eine Karte weniger nachziehen. Bei zwei Verlusten sogar zwei weniger; das ist ein ganz netter Mechanismus. Dieser symbolische Kartenkampf ist auch ganz flott, aber angesichts der Thematik doch etwas unbefriedigend, weil zu glückslastig. Schade ist, dass man sich weder über Bauprojekte noch den Zukauf militärisch entwickeln kann, um sich z.B. die Belagerungen zu erleichtern oder eben diesen Land- bzw. Seekampf. Der Vorteil ist natürlich, dass Athen und Sparta in diesem Punkt immer komplett
Je nach Polis kann man keine oder bestimmte Bauten errichten, die direkt sowie evtl. am Ende Prestigepunkte bringen.
Je nach Polis kann man keine oder bestimmte "Bauten" errichten, die direkt sowie evtl. am Ende Prestigepunkte bringen.
ausgeglichen sind. Außerdem kann man über die Kontrolle von Gebieten und Meeren auch ohne Schlachten für geschickte Blockaden sorgen. So lassen sich Wege zu lukrativen Handelsplätzen oder Zugänge zu Tributregionen sperren.

Fazit

Polis ist ein sehr gelungenes Strategiespiel, das ich unbedingt noch dieses Jahr empfehlen wollte. Vorsicht, weil es vielleicht aufgrund der Box danach aussieht: Das ist kein Risiko in der Antike, kein flottes Eroberungsspiel und nichts für Militärtaktiker. Es ist vielmehr ein anspruchsvolles wirtschaftliches und geostrategisches Kräftemessen zwischen Athen und Sparta. Man kann zwar auch in vereinfachter Kartenform kämpfen, aber im Vordergrund stehen die Entwicklung der Stadtstaaten sowie die effiziente Expansion. Nur wer überlegt mit Prestige, Silber und Weizen haushaltet, wer Tribut und Handel richtig einsetzt, kann am Ende die Nase vorn haben. Fühlt man sich in den ersten Partien aufgrund der Verzahnung der Aktionsmöglichkeiten und Verluste noch etwas überfordert, lernt man die auf Balance und Blockaden ausgerichtete Spielmechanik später immer mehr zu schätzen. Wer komplexere historische Spiele à la Im Wandel der Zeiten, A Few Acres of Snow oder Gleichgewicht des Schreckens mag, wird hier bestens unterhalten. Auch die Illustration von Karte und Material erreicht gehobenes Niveau.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

danibua schrieb am
Grauer_Prophet hat geschrieben: ?05.10.2018 15:40
danibua hat geschrieben: ?27.12.2013 23:18 Schöner Beitrag, allein das Griechensetting würde mich jucken, dazu kommt das meine letzten PegasusSpiele allesamt Hits gewesen sind, besonders die Anleitungen finde ich besser als bei den Heidelbären.
Blöd ist nur das mir für solche Spiele die Mitspieler fehlen die sich durch so ne Partie durcharbeiten wollen - war auch beim Ringkrieg schon so, darum werde ich drauf verzichten!
Als nächstes Wünsche ich mir einen Test zu Mage Wars, Eldritch Horror oder Merchant of Venus - hab bisher nur gutes von den dreien gehört!
Eldritch Horror ist zäh selbst nach mehreren Runden und guten Regelkenntnissen kommt einfach keine Freude auf
Der Flair ist toll aber der Rest überbewertet mMn ...
Ich finds sehr toll aber ja eldritch horror lebt natürlich von der atmosphäre, spielt sich für mich aber durch deutliche regelentschlackungen sehr viel besser als das doch recht sperrige arkham horror. Ich hab mittlerweile das komplette eldritch horror paket und es für mich eins der besten coop spiele, geschmäcker sind halt verschieden.
Tsukuyumi habe ich mir auch angesehen, hat mich aber etwas abgeschreckt weils halt ohne 2 spieler erweiterung nur ab 3 spieler geht und die kriege ich regelmässig schwer an den tisch.
Blood rage finde ich auch gut aber auch hier gilt das zumindest drei mitspieler wünschenswert wären, fuür zwei gibts deutlich besseres.
Ausserdem halt alles kompetitiv und eher area control - von daher einfach nicht mit eldritch horror vergleichbar.
Das allerbeste ist momentan für mich übrigens too many bones, totales hammerspiel!
Grauer_Prophet schrieb am
Kant ist tot! hat geschrieben: ?08.10.2018 11:16
Grauer_Prophet hat geschrieben: ?05.10.2018 15:40
danibua hat geschrieben: ?27.12.2013 23:18 Schöner Beitrag, allein das Griechensetting würde mich jucken, dazu kommt das meine letzten PegasusSpiele allesamt Hits gewesen sind, besonders die Anleitungen finde ich besser als bei den Heidelbären.
Blöd ist nur das mir für solche Spiele die Mitspieler fehlen die sich durch so ne Partie durcharbeiten wollen - war auch beim Ringkrieg schon so, darum werde ich drauf verzichten!
Als nächstes Wünsche ich mir einen Test zu Mage Wars, Eldritch Horror oder Merchant of Venus - hab bisher nur gutes von den dreien gehört!
Eldritch Horror ist zäh selbst nach mehreren Runden und guten Regelkenntnissen kommt einfach keine Freude auf
Der Flair ist toll aber der Rest überbewertet mMn ...
Kann ich 1 zu 1 so unterschreiben. Die letzte Partie habe ich nach ein paar Stunden aus Langeweile abgebrochen. Werde ich auch nicht mehr anfassen.
Blood Rage hingegen kann ich nur empfehlen. Bleibt auch (fast) immer bis zum Ende spannend.
Hab ich und find ich toll Blood Rage
Wir haben letztens ein Wikingerspiel (Jorvik) gezockt das war richtig gut ....
Kant ist tot! schrieb am
Grauer_Prophet hat geschrieben: ?05.10.2018 15:40
danibua hat geschrieben: ?27.12.2013 23:18 Schöner Beitrag, allein das Griechensetting würde mich jucken, dazu kommt das meine letzten PegasusSpiele allesamt Hits gewesen sind, besonders die Anleitungen finde ich besser als bei den Heidelbären.
Blöd ist nur das mir für solche Spiele die Mitspieler fehlen die sich durch so ne Partie durcharbeiten wollen - war auch beim Ringkrieg schon so, darum werde ich drauf verzichten!
Als nächstes Wünsche ich mir einen Test zu Mage Wars, Eldritch Horror oder Merchant of Venus - hab bisher nur gutes von den dreien gehört!
Eldritch Horror ist zäh selbst nach mehreren Runden und guten Regelkenntnissen kommt einfach keine Freude auf
Der Flair ist toll aber der Rest überbewertet mMn ...
Kann ich 1 zu 1 so unterschreiben. Die letzte Partie habe ich nach ein paar Stunden aus Langeweile abgebrochen. Werde ich auch nicht mehr anfassen.
Blood Rage hingegen kann ich nur empfehlen. Bleibt auch (fast) immer bis zum Ende spannend.
mekk schrieb am
Wäre vllt was für meine Freundin und mich.
Das Design spricht mich auch unglaublich an. :)
treib0r schrieb am
Schaut euch mal Tsukuyumi an. Von 2-6 Spielern, reine Strategie ohne Glücksmomente (Würfel/Karten) und komplett asymmetrische Fraktionen wie in StarCraft.
schrieb am