Brettspiel-Test: Evolution (Kartentaktik & Aufbau)

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Defensive Kombo gegen Fleischfresser

Es geht in diesem Kartentaktikspiel also um die richtige Balance aus Nahrung und Fortpflanzung sowie Quantität und Qualität. Vor allem defensive Spieler haben viel Auswahl bei der Spezialisierung: Man kann sich mit Hörnern, dem Klettern oder einem Panzer vor Fleischfressern schützen. Hinzu kommt der Warnruf, der benachbarte Karten deckt, oder die Symbiose, die sogar immun gegen Angriffe macht, so lange die Tierart an der rechten Seite auch größer ist - so kann man regelrechte defensive Ketten bilden.

Drei Tierarten mit maximalen Fähigkeiten: Diese Pflanzenfresser schützen sich gegenseitig sehr gut.
Drei Tierarten mit maximalen Fähigkeiten: Diese Pflanzenfresser schützen sich gegenseitig sehr gut.
Aber irgendwann bricht ein Fleischfresser durch, denn auch sie kann man mit maximal drei Fähigkeiten anpassen: Wer den Hinterhalt auslegt, umgeht den Warnruf; wer die Intelligenz einsetzt, darf defensive Karten ignorieren; wer die Rudeljagd dazulegt, darf zu seiner maximalen Körpergröße von sechs auch noch die Population rechnen - und schwups greift man mit einer gierigen Meute an.

Es gibt kein Kampfsystem, da einfach geschaut wird, ob man einen höheren Wert hat als der Verteidiger. Wieviel Fleisch man bekommt, hängt dann von der Körpergröße der Beute ab. Aufgrund dieser einfachen Regeln kommt man auch schnell in einen Spielfluss, so dass sich Evolution auch als Familienspiel oder Unterhaltung zwischendurch eignet. Dass man es gerne auf den Tisch bringt, liegt auch an der allgemein guten Qualität der Ausstattung sowie den markanten Illustrationen im
Wer eine Population von drei hat, muss auch drei Nahrungsplättchen essen - sonst hungert man.
Wer eine Population von drei hat, muss auch drei Nahrungsplättchen essen - sonst hungert man.
Tuschestil, die all die Tiere farbenfroh darstellen.

Was gefällt nicht so gut?

Das evolutionäre Repertoire ist mit nur siebzehn Fähigkeiten nicht gerade üppig - da vermisst man auf Dauer mehr Vielfalt, zumal die Fleischfresser mit drei bis vier Karten kaum spezialisierbar sind. Da hätten auf lange Sicht mehr Unterschiede gut getan. Zu zweit kann man zwar auch spielen, aber ab drei Spielern wird es richtig spannend. Wenn bei vier oder gar fünf Beteiligten alle fleißig neue Spezies auslegen, kann es schonmal sehr eng am Tisch werden.

Fazit

Evolution ist ein sehr hübsch illustriertes und thematisch interessantes Familienspiel, in dem man seine Tiere mit maximal drei Merkmalen optimal entwickeln muss. Es erreicht zwar nicht die Vielfalt eines 7 Wonders, aber die schnell erlernte Kartentaktik lebt von defensiven Kombinationen und offensiven Kontern sowie von der Suche nach einer Balance aus Fortpflanzung, Wachstum sowie Spezialisierung. Weil sich alle ein Wasserloch teilen und Fleischfresser angreifen können, entsteht für eine gute halbe Stunde ein flotter kompetitiver Wettstreit, bei dem Siegpunkte aus drei Quellen zählen. Wer es komplexer mag und inklusive Vergletscherung sowie Gebietseroberung strategischer gefordert werden will, sollte sich unbedingt Dominant Species anschauen.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

keiner einer schrieb am
Habe mir dieses Spiel natürlich gleich zugelegt und bin endlich am Wochenende mal dazu gekommen es auch mit Leuten zu spielen.
Deshalb hier meine ganz praktische Frage, an die die das Spiel schon gespielt haben:
Kann ein Fleischfresser auch die Karte Fettschicht nutzen?
Wir hatten (mal wieder) ätliche Streitereien, aber bei der Frage waren wir sehr geteilter Ansicht.
Die Karte Aasfresser konnte ja auch von Pflanzenfressern genutzt werden.
Meine Meinung über das Spiel:
Ich finde es etwas schade, dass die Siegpunkte in einem schwarzen Sack verschwinden und man nie so wirklich weiß wo man Punktetechnisch steht. Ein Plastikröhrchen, wo man die Nahrungschips rein werfen könnte, hätte ich für nachvollziehbarer gefunden.
Ausserdem waren wir durch die sehr unterschiedlich designten Nahrungsplättchen sehr verwirrt.
Noch dazu hätte ich mir mehr Bilder in der Anleitung gewünscht, wo auch die Bezeichnung der einzelnen Teile erörtert worden wäre.
Insgesamt fanden wir eine Karten runde etwas Kurz, da man irgendwan auch mal ausprobiert und von Pflanzenfresser zu Fleischfresser wird und wieder zurück schwenkt.
Das bringt die Mitspieler dazu massiv in Abwehr zu gehen und bringt gute Punkte, aber das in einer einzigen Runde hin zu bekommen ist relativ schwer.
Deshalb haben wir auch versucht zwei mal die Karten durch zu spielen, aber in der letzten Runde gingen uns schlicht die Nahrungsplätchen aus.
Nach drei Runden Einarbeitung waren wir doch alle relativ angetan, ich weiß aber nicht, ob es ein Dauerbrenner werden könnte.
Insgesamt finde ich das hier auch schon vorgestellte Kings of Tokio besser.
Jörg Luibl schrieb am
Okay, ist notiert. Spiel ist offiziell ab zehn Jahren geeignet. Und weil Kinder von Zockern natürlich grundsätzlich weiter sind, wird er Evolution locker spielen können.
CQuadrat schrieb am
Ich mag ja eure Spieletests sehr. Ich habe aber noch einen Optimierungsvorschlag. Es wäre super, wenn ihr noch eine Altersempfehlung einbringen könntet. :) Stelle mir oft die Frage, ob ich mit meinem 9-jährigen das jeweilige Spiel spielen kann?
ekelhaftes4players schrieb am
The Antagonist hat geschrieben:Auch ganz nützlich:
http://www.brettspiele-report.de/
http://www.spielkult.de/
Ferner (hat sich zu einem Amazon-Rezensions-Geek gemausert):
http://www.amazon.de/gp/pdp/profile/ASN ... _cr_dp_pdp
Wer dem Englischen nicht abgeneigt ist:
https://www.youtube.com/user/geekandsundry
(Will Wheaton Testing^^)

Also Benjamin T bewertet sehr viele Spiele und sehr viele Spiele bewertet er gut. Macht mich manchmal etwas skeptisch...die top rezensenten, die vom Hersteller das Produkt bekommen...ja bekommen magazine teilweise auch, aber bei amazon hats ein geschmäckle...
Ein paar genannte kenne ich, hal oder spielkult zum Beispiel alles ok, aber bezüglich kaufempfehlung hat mich 4players noch nie enttäuscht.
Die neue Dominat App werde ich mir mal zulegen. Evtl. dann mal in Essen am ugg stand nach einem Angebot schauen. Da hatte ich witzigerweise Spartacus Blood and Sand neu für 8 (!) abgestaubt :lol:
schrieb am