Zurück auf Anfang
Meine Güte! Ich komme mir vor wie ein totaler Anfänger. Ich, der bei Rockband und bisherigen Guitar Heroes viele Songs mit Bravour auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad auf der Plastikklampfe meistert. Und jetzt? Da bin ich froh, wenn ich auf der mittleren Stufe überhaupt mal einen Ton treffe – geschweige denn eine Serie an perfekten Treffern hinlege.
Die neue Gitarre katapultiert mich gedanklich in die Vergangenheit. Damals, 2006, als das erste Guitar Hero als Import in der Redaktion eintraf und ich erste Gehversuche unternahm, die Symbole auf dem Bildschirm taktgenau und mit dem richtigen Farbknopf zu treffen. An Umgreifen und andere fortschrittliche Techniken war dabei noch nicht zu denken. Jetzt geht es mir ähnlich: Die neue Anordnung der Knöpfe sorgt für ein erfrischend anderes Spielgefühl, das Meistern der Griffe und richtige Lesen der neuen „Noten“ in Plektron-Form für eine angenehme Herausforderung. Dabei stehen die weißen Symbole für die untere Knopfreihe, die schwarzen für die obere und statt den früheren fünf Spuren auf dem Highway gibt es jetzt nur noch drei. Aber genau das ist es, was für mich bei Guitar Hero Live den größten Anreiz ausmacht, denn während ich mich bei Rock Band 4 trotz kleinen Neuerungen wie den freien Gitarren-Soli schnell wieder heimisch fühlen dürfte, wird Guitar Hero Live definitiv eine etwas andere Erfahrung als
SingStar lässt grüßen: In den Live-Kanälen und Shows laufen die Original-Musikvideos im Hintergrund.
das, was man in den letzten Jahren erlebt hat. Auch die Präsentation aus den Augen des Gitaristen in Ego-Perspektive wirkt frisch, doch bleibt die Frage, ob und wie schnell sich die Sprüche der Bandkollegen sowie Reaktionen des Publikums abnutzen.
MTV der neuen Generation
Noch skeptischer bin ich aber hinsichtlich der Designidee rund um den zentralen Modus Live TV. Dieser erinnert an das klassische MTV. Also ohne diesen ganzen aktuellen Showunsinn im Musikfernsehen, sondern so, wie es früher war bzw. wie es VidZone auf der PlayStation noch ermöglicht. Den Live-Modus muss man sich tatsächlich wie einen TV-Sender vorstellen, bei dem auf zwei Kanälen 24 Stunden und sieben Tage die Woche Musik nach einem festen Programmplan läuft. Wer will, greift spontan zur Plastik-Gitarre und steigt in den aktuellen Song ein, bei dem das Original-Musikvideo anschließend vom bekannten „Noten-Highway“ überlagert wird.
Aber Achtung: Im Gegensatz zum genannten VidZone, bei dem man sich seine Lieblingsvideos in eigenen Playlists zusammenstellen kann, muss man sich hier komplett nach dem Programm richten, das Entwickler Freestyle Games vorbereitet hat. Ich persönlich dürfte kein so großes Problem damit haben, weil mein Musik-Geschmack recht breit gefächert ist und ich „jeden Scheiß“ spiele. Wer es dagegen etwas spezieller mag, könnte schnell die Lust verlieren oder aber seine Spielzeiten auf das Sendeangebot ausrichten, wenn z.B. Heavy Metal auf dem Programm steht.
Streamen statt Speichern
Kombo-Ketten erhöhen weiter die Punktzahl oder müssen als Herausforderung gemeistert werden.
Aber dessen ist man sich auch bei Activision bewusst und bietet deshalb Alternativen an – Alternativen, die man sich selbstverständlich bezahlen lässt. Wie früher lassen sich einzelne Songs käuflich erwerben. Zusammen mit den Tracks, die sich auf der Disk befinden, können diese dann unabhängig vom TV-Programm in Einzel-Sessions jederzeit „auf Abruf“ gespielt werden. Dabei handelt es sich aber nicht länger um klassische DLC-Songs, da die Lieder auch nach dem Kauf nicht als Datenpaket auf der Festplatte landen, sondern weiterhin aus der Cloud gestreamt werden – eine Verzögerung ist mir beim Probespiel zum Glück nicht aufgefallen. Genau wie beim Live-TV gilt also auch hier: Die Konsole muss immer mit dem Internet verbunden sein – selbst dann, wenn man Zugriff auf seine eigene Bibliothek haben möchte. Einzig die Songs, die sich zum Start mit auf der Disk befinden, wird man auch offline spielen können. Aber bevor jetzt alles aufschreien sei gesagt, dass dies in der Vergangenheit schon ähnlich war, denn auch in älteren Teilen ließen sich die DLC-Songs aus Lizenzgründen nur dann spielen, wenn man mit dem Internet verbunden war. Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Daten noch auf der Festplatte landeten.