Tenchu: Return from Darkness25.02.2004, Jörg Luibl
Tenchu: Return from Darkness

Vorschau:

Erst kürzlich haben die angekündigten Verbesserungen für das kommende Xbox-Tenchu alle Ninja-Fans nervös gemacht. Immerhin wollen die japanischen Entwickler von K2 nicht nur einige spielerische Knackpunkte der PS2-Version ausmerzen, sondern auch Grafik und Umfang aufmotzen. Trotzdem sind wir nach erstem Probespielen skeptisch...

Der schleichende Tod

Sam Fisher und Solid Snake? Alles High-Tech-Weicheier. Wer die richtigen Schleich- und Todesexperten in Aktion sehen will, muss zu Tenchu greifen. Hier ist der Tod noch Handarbeit und wird in eleganter Akrobatik von blankem Stahl zelebriert – egal ob Tanto, Katana oder Wurfstern.

Eine nicht ganz freiwillige Blutspende gehört in Tenchu zum guten Ton. Das rote Nass fließt reichlich.

Nur, wer seine Opfer möglichst ungesehen und stilvoll in Jenseits befördert, wird mit Bonuspunkten belohnt. Ein guter Ninja bleibt daher im Schatten, klettert mit seinem Wurfhaken an Mauern hoch, tanzt über Dächer und sucht verborgene Tunnel. Und natürlich gibt es für den Notfall Rauchbomben, kleine Granaten und Stolperklingen. 

Ein Herz für Xbox-Ninjas

Bisher ging das nur auf der PS2, deren Version vor gut einem Jahr aufgrund technischer und spielerischer Macken nicht die 80%-Marke knacken konnte. Ab März soll aber alles anders werden, denn dann dürft ihr auch auf der Xbox als Ninja ran – mit zahlreichen Verbesserungen. Satte zehn Monate hat das Team von K2 investiert, um den Titel für Microsofts Konsole aufzuwerten.

__NEWCOL__Was gibt`s Neues?

Tote können weggeschleppt werden, es gibt mehr Zwischensequenzen, neue Lichteffekte, einige neue Endgegner, neue Gegenstände, zwei neue Levels, eine verbesserte KI, mehr Polygone und endlich auch eine Restart- und Continue-Funktion sowie Xbox Live-Unterstützung mit einem kooperativen und einem Deathmatch-Modus.

Alles wird besser? Jein.

Wir waren natürlich sehr gespannt auf den Auftritt der Xbox-Ninjas, aber wurden gleich zu Beginn enttäuscht: Denn bis auf einige Spiegelungen und Figurdetails präsentiert sich die Grafik kaum besser als ihr PS2-Pendant – und die bot schon damals zwar eine ansehnliche, aber eben bei weitem keine sehr gute Optik.

Wer sich für den Mönch als Spielfigur entscheidet, darf auch Faust und Fuß in tödlicher Präzision fliegen lassen.

Die faden Texturen und billigen Wasserdarstellungen sind einer Xbox einfach nicht würdig. Und vor allem die Clipping- und Animationsfehler nerven: Da hockt der Ninja in einer Mauer, seine Hand hält sich beim Um-die-Ecke-Schauen nicht an der Kante, sondern im freien Raum fest, und beim Klettern werden Schrägen vollkommen ignoriert.

Eleganz & Komfort?

Anstatt neue Endgegner oder Zwischensequenzen einzubauen, hätte man lieber diese Animationsroutinen verfeinern sollen, denn gerade als Fan der fernöstlichen Assassine will man fließende Bewegungen sehen – Prince of Persia ist hier z.B. eine Klasse besser.

Die Texturen sollten reicher sein, die Finger sollten sich um die Kante legen. Wer auf Details achtet, wird viele Unstimmigkeiten entdecken.

Und obwohl man seine Opfer jetzt endlich wegschleppen darf, verhindert die immer noch sehr gewöhnungsbedürftige Kamera entspannten Schleichgenuss – Sam Fisher tötet zwar nicht so elegant, aber Splinter Cell bietet weitaus mehr Steuerungskomfort und Kontrolle.

Besserer Einstieg

Entschädigt werden Xbox-Ninjas wiederum durch eine Übungskarte, auf der man endlich die komplexen Manöver der schwarzen Schatten einstudieren kann, bevor es ernst wird. Das stimmt wieder positiv, denn so fällt gerade Anfängern der Einstieg leichter als mit der unzugänglichen PS2-Version. Überhaupt wird der Frust dank der neuen Restartoptionen auf ein Minimum gesenkt. Das liegt auch an der etwas verbesserten Spielbalance, die um so manche frustrierenden Stellen wie die kaum einsehbaren Fallgruben ärmer ist.

__NEWCOL__Müde Wachen

Dafür haben wir bisher nicht feststellen können, dass die KI um Finessen reicher ist: Ja, sie pfeifen nach Verstärkung und patrouillieren weniger vorhersehbar. Aber es reicht immer noch, nach einem Alarm die Tür zu schließen und die einen Meter dahinter suchende Wache wird diese weder öffnen noch länger als ein paar Sekunden aufmerksam sein. Dann heißt es: Tür auf, Stealth-Kill, fertig. Die Gegner in Metal Gear Solid sind da wesentlich aufmerksamer.

Musik & Multiplayer

Auch akustisch gibt`s immer noch recht monotonen Einheitsbrei, denn die Musikuntermalung und insbesondere die faden Schrittgeräusche im Wasser haben sich kaum gegenüber der enttäuschenden Akustik der PS2-Fassung verändert – schade. Auch deutsche Sprachausgabe ist Fehlanzeige.

Neben einem Online-Modus und einigen spielerischen Neuerungen warten auch aufgepeppte Zwischenseuquenzen und neue Endgegner auf Xbox-Ninjas.

Leider konnten wir die angekündigten Xbox Live-Features noch nicht testen, die natürlich wieder einen großen Pluspunkt gegenüber der PS2-Fassung bieten. Denn hier könnt ihr die heiklen Missionen zusammen mit einem Freund meistern oder auf einer Deathmatch-Karte gegen bis zu 20 Ninjas antreten.

Ausblick

Unsere ersten tödlichen Schleicheinlagen mit den Preview-Ninjas haben zwar das altbekannte Spielspaßpotenzial sowie einige wichtige Verbesserungen entdeckt, die vor allem Einsteigern das Leben erleichtern werden. Aber leider wurden die zehn Monate Entwicklungszeit scheinbar nicht genutzt, um die Kulisse auf Xbox-Niveau zu heben. Tenchu sieht kaum besser aus als sein PS2-Vorbild und erschreckt sowohl mit üblen Clipping- und Grafikfehlern als auch mit der bekannt schwerfälligen Kamera. Selbst die Soundkulisse wurde nicht hörbar aufgewertet. Wir sind gespannt, ob der noch zu testende Online-Modus mehr Feuer entfachen kann.

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