Das Rare-Theater
Die 360-Spiele lassen sich sowohl über das liebevoll präsentierte Spielemenü abrufen als auch einzeln starten. Beim Einzelstart kommt man allerdings natürlich nicht mehr über längeres Drücken der Menütaste zurück in selbiges. Rare lässt sich aber auch bei den älteren Titeln nicht lumpen: Man hat bei 16 Klassikern bis hin zu Battletoads Arcade die Wahl zwischen „klarer“ Darstellung oder einer Art „Interlaced-Modus“, bei dem ein Röhrenbildschirm emuliert wird. Man kann nicht nur Cheats einschalten, sondern hat eine Rückspulfunktion zur Verfügung, mit der man das Geschehen bis zu zehn Sekunden zurückdrehen kann, um der tödlichen Pixelattacke doch noch aus dem Weg zu gehen. Eine Speicherfunktion sorgt dafür, dass man das Spiel komfortabel an dem Punkt fortsetzen kann, an dem man unterbrochen hat. Und mit fünf besonderen Herausforderungen pro Spiel sowie besonderen Playlists kann man zusätzlich zu den Errungenschaften Stempel für sein Fleißheft freischalten, bei dem jede gefüllte Seite ein neues Hinter-den-Kulissen-Video freischaltet. Insgesamt etwa 60 Minuten an Filmmaterial stehen zur Verfügung und gewähren einen interessanten Einblick in 30 Jahre Firmenhistorie.
Die Kollektion wird liebevoll als Theater-Museum inszeniert und bietet umfangreiches Bonusmaterial
Doch natürlich stehen die Spiele im Vordergrund. Die technische Umsetzung ist dabei größtenteils sauber. Die Spiele aus den 8-Bit- bis 64-Bit-Zeiten werden sauber emuliert, die Steuerung wurde im Falle der N64-Spiele sehr gut an die modernen Pads angepasst – hier zahlt es sich aus, dass Rare bereits mit den Umsetzungen der Banjo-Serie für die 360 Erfahrungen gesammelt hat, um die Belegung des eigenwilligen Nintendo-Controllers für moderne Pads zu optimieren. Dass die Spiele von Nintendos Nebelwerfer heutzutage visuell altbacken wirken, liegt in der Natur der Dinge. Doch auch rückblickend kann man feststellen, dass Rare technisch immer auf der Höhe der Zeit war, meistens sogar einen Schritt voraus, wenn man sich z.B. Jet Force Gemini oder Conker’s Bad Fur Day, das letzte Rare-Spiel auf dem N64 aus dem Jahre 2001, anschaut. Auch der Xbox-Einstand Grabbed by the Ghoulies ist visuell enorm gut gealtert.
Es geht abwärts
Und was ist mit der vielumjubelten Abwärtskompatibilität? Bei den Titeln, die über Xbox Live Arcade veröffentlicht wurden (Banjo Kazooie, Banjo Tooie, Perfect Dark sowie Jetpac Refuelled) gibt es keinerlei Probleme. Beim ersten Start eines 360-Titels auf der One muss man zwar eine Wartezeit in Kauf nehmen, die in Abhängigkeit von der vorherigen 360-Aktivität ist, da sämtliche mit dem Gamertag verbundenen 360-Informationen (inkl. Achievements) abgerufen werden. Doch hat man diese initiale Hürde einmal genommen, starten die Titel der letzten Microsoft-Generation sehr schnell. Kameo macht ebenfalls keine Probleme, die Lebenssimulationen der Viva-Pinata-Serie ebenso wenig – und auch hier muss ich sagen: Die Titel sehen immer noch sehr gut aus.
Die 360-Titel setzen auf Abwärtskompatibilität. Das funktioniert zu weitern Teilen sehr gut, bei Banjo Kazooie: Schraube Locker aus dem Jahr 2008 gibt es jedoch noch Bildratenprobleme - vor allem in der Verteilerwelt "Showdown Town".
Perfect Dark Zero und der letzte 360-Titel von Rare, Banjo Kazooie: Schraube locker sind hingegen technische Sorgenkinder. Während das Abenteuer von Joanna Dark zwar ständig mit der Bildrate zu kämpfen scheint, aber nur in Zwischensequenzen diesen Kampf verliert, haben der sympathische Bär und der vorlaute Vogel ständig Probleme mit einer flüssigen Darstellung. Am schlimmsten hat es die Verteiler-Welt Showdown Town erwischt, die gefühlt mit maximal 20 Bildern pro Sekunde dargestellt wird. Die anderen Spielwelten, in denen man mit seinen Vehikeln herum flitzt, werden deutlich flüssiger dargestellt, sind aber auch nicht komplett problemfrei. Schade, denn mit diesem Titel macht man keine Werbung für die Abwärtskompatibilität. Andererseits besteht noch die Hoffnung, dass im Rahmen zukünftiger Optimierungen dieses Features hier nachgebessert wird. Gegenwärtig ist Schraube locker zwar weit davon entfernt, unspielbar zu sein, doch der Titel spielt sich auf der 360 derzeit einfach noch besser – kostet dort in der digitalen Version allerdings auch die Hälfte dessen, was man hier für die gesamte Sammlung zahlt.