Die Fronten sind ja jetzt geklärt, die Pro und Kontras liegen auf dem Tisch.
Aber was viel interessanter ist als die persönlichen Vorlieben für oder die Abneigungen gegen Graffiti ist doch, dass ein Spiel hier eine kleine gesellschaftliche Debatte ausgelöst hat. Es hat also zum Nachdenken und Diskutieren angeregt. Und es hat gezeigt, wie unterschiedlich die Befindlichkeiten in der Spielewelt verteilt sind, weil mittlerweile jeder daran teilnimmt - egal ob Sprayer oder Polizist, Arbeitsloser oder Anwalt, Junge oder Rentner.
Ich denke, dass es von dieser Sorte Spiel in Zukunft mehr geben wird - und das wäre bereichernd. Also solche Spiele, die gesellschaftliche Zustände, den politischen Status quo oder was auch immer thematisieren und damit zum Nachdenken über die eigene Position anregen. Dabei wird die Tendenz hoffentlich weggehen von reinen Skandal- oder Extremspielen wie Manhunt, die einfach nur auffallen wollen, sondern hin zu Spielen, die mehrere Wege oder Ideologien anbieten. Deus Ex 2 und Fahrenheit haben es ja, trotz ihrer Defizite, vorgemacht.
Vielleicht ist es in ein paar Jahren viel spannender zu wissen, auf welche politisch/gesellschaftliche Seite man sich gespielt hat, als wie viel Punkte man in der Highscore hat. Momentan werden viele Spiele nur einseitig für irgendeine Ideologie instrumentalisiert (Americas Army etc.), repräsentieren also immer nur einen, uns vertrauten politischen Blickwinkel. Im Grunde wird darin gar nicht mehr im wahrsten Sinne des Wortes gespielt im Sinne des Ausprobierens und Experimentierens, sondern nur extrem nachempfunden.