Ich habe 110 min für meinen Durchlauf von The Beginner's Guide gebraucht. Wenn ich bedenke, dass ich denselben Preis und mehr für einen Kinofilm derselben Länge bezahle, verstehe ich das Preisargument prinzipiell nicht. Außerdem meine ich, man sollte bei jeder Kaufentscheidung grundsätzlich hinterfragen, wen man da unterstützt und wie dessen finanzieller Hintergrund ausschaut. Ich seh das in diesem Fall so, dass ich den Herrn Wreden bei einem Preis von 8,99 quasi auf ein Essen + Getränk einlade. (Im Humble Store gehen 10 % außerdem an Charity.) In Blockbusterfilme mit Hollywoodstars gehe ich hingegen prinzipiell gar nicht mehr, weil ich es vermessen finde, einen Millionär, der bereits nie wieder in seinem Leben arbeiten müsste, mit meiner Kohle darin zu bestätigen, für die Ausübung seines Hobbys immer stinkreicher zu werden.
Ich liebe The Stanley Parable, aber The Beginner's Guide ist für mich nochmal ein ganz anderes Kaliber. Es verbindet für mich das Beste aus dem ebengenannten TSP und Dear Esther. Meine persönliche Wertung wäre wohl wenigstens eine 92 bis 93, aus dem einfachen Grund, dass mich TBG emotional so tief berührt hat wie keine andere Videospielerfahrung in meinem Leben zuvor. Auf Platz 1 rangierte bei mir bis dahin Dear Esther.
Dieses Spiel demonstriert überdeutlich, was das Medium Videospiel - und nur das Medium Videospiel - narrativ zu leisten im Stande ist. Ich betrachte es als einen Meilenstein der Gattung Kunstspiel.
Wenn Ben S. also schreibt:
The Beginner's Guide ist kein emotionales Abenteuer
... dann steht das antipodisch zu meiner Spielerfahrung.
Aber ich verstehe komplett, dass man sich nun fragt, was ich da laber, wenn TBG emotional aus welchem Grund auch immer an einem vorbeigeht. Wird halt jeder von anderen Themen berührt. Für mich war seinerzeit Silent Hill 2 das gruseligste Spiel aller Zeiten, während zB Amnesia: The Dark Descent mich recht kalt lässt.
Man kann in dieser Sache eben nur 100 %ig subjektiv sein, und ich bin bei 4P stets...