Bayonetta
18.07.2008 02:14, Mathias Oertel

E3-Eindruck: Witch may Cry?

Als Benjamin mir vor einigen Wochen das erste Mal nach einem Sega-Event von Bayonetta erzählte, wurde ich hellhörig. Die Action um eine bis an die Zähne bzw. bis in die Schuhe bewaffnete Hexe klang verteufelt nach Devil May Cry - man möge mir das platte Wortspiel verzeihen.
Doch bis zu dieser E3 gab es außer einem Trailer nichts von dem Titel zu sehen, der die Messlatte für stylische Action auf ein neues Level hieven soll. Mittlerweile hat Platinum Games den Mantel des Schweigens gelüftet und bei Sega behind closed doors, wie es schön heißt, heiß begehrte Spielszenen gezeigt.

Und in vielerlei Hinsicht lässt Bayonetta den Dämonenjäger Dante ziemlich blass um die Nase aussehen. Auf den ersten Blick scheinen sich die Unterschiede jedoch in Grenzen zu halten. Die sexy die Hüften schwingende Hexe wird in einen Abschnitt geführt, der mit Gegnern gefüllt ist, es schließen sich magische Türen, sie gibt einen kleinen Kommentar ab und schon geht es mitten hinein in die akrobatische Action. Beim Kampf bedient sie sich u.a. einiger Projektilwaffen - bis hierhin gibt es kaum Unterschiede zu Dantes Abenteuern.

Doch wo Capcoms Teufelsjäger mit Schwertern wie ein Derwisch wirbelt, nutzt die Hexe ihr magisches Haar, mit dem sie nicht nur knallharte Kombos abschließen, sondern auch Spezialbewegungen ausführen kann, die ein Dimensionstor öffnen und dann ihre Haarpracht in solider Form (z.B. als Faust oder Fuß) auf ihre Gegner schickt.
Klingt merkwürdig, sieht beim ersten und zweiten Mal auch ungewohnt aus, hat aber etwas. Und zwar eine Menge rauhen Charme, der im Gegensatz zum edlen Äußeren von Bayonetta steht. Und natürlich "Style".

Der wird übrigens auch durch das bereits jetzt makellos wirkende Animationssystem gebildet, das die spektakulären Bewegungen, Spezialattacken und beschwörbare Foltergeräte (z.B. eine Guillotine oder eine Eiserne Jungfrau) wunderbar weich miteinander verbindet.
Zumindest in diesem Abschnitt wirkte alles extrem rund - mit Ausnahme der japanischen Fahrstuhlmusik, die im Hintergrund vollkommen belanglos und absolut unpassend vor sich hindudelte. Selbst als der riesige Boss versuchte, Bayonetta zu erlegen, hat sich in der musikalischen Dramatik, oder eher dem Fehlen einer solchen, nichts geändert. Hier ist definitiv noch Steigerungsbedarf.

E3-Eindruck: Dante und Nero werden sich nicht mehr all zu lange auf dem Platz an der Sonne ausruhen können. Denn die Hexe Bayonetta setzt alles daran, um die beiden mit sexy Bewegungen, fetter Action und gleichermaßen spektakulären wie überraschenden Spezialattacken auf die Plätze zu verweisen. Allerdings muss das Team von Platinum Games (das sich teils aus Devil May Cry-Veteranen zusammen setzt) bewusst sein, dass es z.B. bei der DMC-Serie auf mehr ankommt als nur die stylische Darstellung der Action. Dementsprechend muss Bayonetta beweisen, dass sie mehr drauf hat als eine coole Optik. Was ist mit der Story? Wie wird die Hauptfigur als Charakter entwickelt? Wird die Levelarchitektur offener sein als bei Dante & Co? Und schafft man es, die üble Musik durch dramatische Kompositionen zu ersetzen? Wenn Platinum Games darauf überzeugende Antworten findet, wird es einen heißen Kampf um die Definition von stylischer Action geben.

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