von Julian Dasgupta,

Raph Kosters F2P-Plädoyer

Als Designer hatte Raph Koster federführend an Ultima Online und Star Wars: Galaxies mitgewirkt. 2006 machte er sich schließlich selbstständig und gründete mit Areae eine Firma, die sich mit Web-Spielen beschäftigte. 2010 wurde das Studio schließlich vom mittlerweile zu Disney gehörenden Social Games-Hersteller Playdom geschluckt.

Angesichts des Rufes, den das Free-to-play-Konzept bei vielen Spielern und Entwicklern hat, beschäftigte sich Koster jetzt auf seinem Blog mit dem Thema. F2P-Entwickler würden alles als Wissenschaft behandeln, heißt es da. Alles werde analysiert und begründet. Was nicht bedeute, dass es nicht um originelle Konzepte oder Kunst gehe - schließlich könnte man sich ja auch dafür Kriterien ausdenken.

Trotz der zentralen Bedeutung von Maßeinheiten würden Instinkte und Erfahrung auch in F2P-Gefilden eine wichtige Rolle spielen - viele Elemente würden sich nicht exakt messen lassen. Metriken würden den Entwicklern nur beim Iterieren helfen - Quantensprünge könne man mit jenen Methoden nicht erreichen. Wer sich nur darauf verlasse, werde vielleicht lokale, nicht aber globale Maxima finden.

Generell sollten sich alle Entwickler mit dem Thema beschäftigen, findet Koster:

"After all, if you are not yet working at a free-to-play company, you probably will be soon, precisely because science is better than religion at actually solving problems."

Wenn etwas im F2P-Bereich abgelehnt werde, sei dies vermutlich darin begründet, dass es schlecht messbar ist. Jene Firmen hassen keine Spieletraditionen - es komme ihnen vor allem auf empirische Erkenntnisse an.

F2P vs. Abonnement

In einem zweiten Artikel geht Koster auf den Umstand ein, dass F2P oft ethisch fragwürdiger als Abonnements angesehen wird. Das Gros der Spieler würde bei F2P in der Regel vollständig kostenlos spielen. F2P-Spieler müssten auch nie 60 Dollar für einen Titel ausgeben, nur um dann herauszufinden, dass man ihn nicht mag. Auch bei Retail-Spielen würden Kniffe bemüht, um den Griff zum Geldbeutel zu erleichtern.

Natürlich komme es bei F2P-Titeln auch auf 'Wale' an - Nutzer, die deutlich mehr Geld ausgeben für ein Spiel als die restlichen Spieler. Jene Wale würde es aber auch bei abo-basierten oder Retailspielen geben, so Koster mit Verweis auf Leute, die mehrere Accounts gleichzeitig verwenden oder zu einer Collector's Edition greifen. Wale gebe es unabhängig vom Geschäftsmodell - bei F2P könnten sie allerdings deutlich mehr Geld ausgeben.

Grundsätzlich basiere das Modell natürlich darauf, dass das (kostenlose) Grunderlebnis schlechter ist als das käuflich erwerbbare. Allerdings müsse das Basispaket erstmal brauchbar sein, damit der Kunde überhaupt darüber nachdenkt, Geld für das Spiel auszugeben. Der Umstand, dass der Hersteller den Nutzer wieder und wieder hinsichtlich einer Transaktion überzeugen muss, sei eine Art Sicherheitsventil gegen missbräuchliche Geschäftspraktiken, findet Koster. Ein genervter Spieler könnte schließlich jederzeit aufhören. Es gebe aber dennoch auch Beispiele für fragwürdige Methoden.

Spieler hätten Bedenken hinsichtlich des Einflusses von Geld auf ein Erlebnis, bei dem es bisher vor allem auf Fertigkeiten ankam. Das sei aber keine neue Debatte: Bei Schwimmen (teure Hightech-Schwimmanzüge), Rennpferden (Zuchtmethoden) oder Mannschaftsportarten (Gehälter) sei es doch nicht anders. Diese Diskussion sei letztendlich sehr gesund für die Branche.

Hinsichtlich der Vermarktung passiere im F2P-Bereich nichts, was nicht auch beim Händler um die Ecke gang und gäbe sei. Ein erfahrener Kunde werde in der Lage sein, gewisse Muster bzw. Methoden zu erkennen.

"Free to play is not evil, it’s just different. If you’re freaked out by seeing business practices nakedly, realize that what’s changed is that you can see them. And to my mind, that’s actually better for you than blissful ignorance."


Kommentare

gracjanski schrieb am
nee, verdrängen ganz bestimmt nicht ;)
Ich nehme mir nur das, was für mich am besten ist und wenn ich mal den shop sehe, kann ich den wert eines items nicht vorherbestimmen, da ich seine droprate nicht kenne, nicht weiss, ob ich mit normalen items auch gut durchkomme usw. Also die Balance kann ich gar nicht wissen, dafür brauche ich Erfahrungen im Spiel = investition meiner Spielzeit und dann ändert sich auch meine Bereitschaft Geld auszugeben: die Bereitschaft wird immer grösser.
ich sage nicht, dass F2P generell schlecht sind, ich traue dem bloss nicht. Vielleicht ist das Modell sogar günstig für mich, denn ich bin einer der wenigen, die diszipliniert Geld sparen können und sich z.b. ein Limit von 10? im Monat setzen können und das knallhart durchziehen könnten.
Aber schön in einem MMO ist doch etwas zu erreichen und stolz darauf sein oder jemanden respektieren, da optisch klar wird, dass er viel Erfahrung mit dem Spiel haben. Wenn ich mir aber alles viele Spitzenitems kaufen kann, dann sinkt der Wert meiner Errungenschaft, meiner Leistung und zum Teil auch der Sinn des Spieles.
crewmate schrieb am
Ich halte dagegen, gracjanski.
Du hast von Anfang an die Möglichkeit zu sehen wie teuer der Itemshop wird.
Du kannst sehen, was dich erwartet. Leider erst kurz nach der Anmeldung,
da fehlte mir vor allem bei GamersFirst die Transparenz.
Riot Games League of Legend aber bietet mir die Möglichkeit,
ohne Anmeldung einen Blick in den Shop zu werfen.
Aber bei APBr und WarRock wird leider mit der Anmeldung
der Itemshop geöffnet und Preise gezeigt. Ich konnte mir erst dann ein Bild machen. Ärgerlich
Sonst hätte ich wohl den 25 Euro SUV gesehen und wäre lachend von dannen gezogen.
Du verallgemeinerst hier, gracjanski.
Mir bietet das Modell die Vorteile, das ich mir eben doch von anfang klar machen kann, wie viel Geld ich ausgebe. Ich kann mir ein Monatliches Abo nicht leisten. Es zwingt mich die gekaufte Spielzeit auszunutzen, bevor sie verfällt. Und ich spiele recht viel wechselnd. Als APB noch unter EA war, haben die auf ein PrePaid Modell gesetzt. Guthaben, das man einfach abspielen konnte. Meine Traumlösung, die es leider so scheinbar nicht mehr gibt. Davon ab: Die meisten F2P Spiele bieten VIP Status, das wie ein normales Abonnement funktioniert. So lange du das Abo hast.
Free2Play bietet auch kleineren Studios die Möglichkeit ihr Spiel in der Beta spielen zu lassen und dabei die Entwicklung voran zu treiben. Aktuell bei Herokon von SilverStyle. Dafür würde ich bestimmt keine monatlichen Gebüren abdrücken.
Auch hier geht es um Vielfalt. Die unterschiedlichen Geschäftsmodelle richten sich an die verschiedenen Kunden in diversen finanziellen Situationen. Und auf diese Leute sollte man auch achten. Seid ihr wirklich der Meinung das Free2Play mit der Zeit das Abo Modell und normale Verkäufe im Laden komplett ersetzen wird. Was für ein Unsinn! Das ist genauso war wie, das dass Internet die Zeitung verdrängt hat. WAZ, TAZ, FAZ, Welt, Bild, Express und Zeit existieren immer noch.
gracjanski schrieb am
Problem an F2P ist, dass die Kosten erst nachhinein zu sehen sind. Vorher investiert man seine Lebenszeit in das Spiel und hat eine Verbundenheit mit dem Char. Das könnte und wird auch ausgenutzt um das Portemonnaie auszurauben. Bei klassischen Modellen hat der Kunde deutlich mehr Kontrolle und Transparenz: Er liest sich vorher Tests und in Foren durch, was anderes vom Spiel halten. Gefällt es ihm weiss er, er wird das Spiel + monatl. Gebühren (bei MMOs) zahlen. Das ist imho besser für mich, F2P ist ködern und dann in den Rücken stechen. Jedoch gibt es sicherlich immer und überall Ausnahmen. Wenn es faire F2P Spiele gibt, schön, hoffentlich bleibt es auch so. Das Management kann sich auch ändern... Ich bin da eher vorsichtig: gibst du jemanden die Möglichkeit, gibst du ihm Macht und dieser wird immer ausgenutzt.
Knarfe1000 schrieb am
Pioneer82 hat geschrieben:
PRUUST! Ja genau! Konsolen sind hackerfrei, darf ich mal dezent lachen und auf dich auffordern z.B "modern warfare 3,konsole, hack" bei Google einzugeben? Aber vorsicht, es könnte ein Weltbild zusammenbrechen.....
hmmm wollte ja zuerst sagen das das nur auf PS3 zutrifft aber scheinbar gibs die wohl auch für die Box.
ich zieh meine Aussage zurück :oops:
Finde ich gut, dass mal jemand einen Irrtum einräumt, anstatt endlose und sinnlose Diskussionen vom Zaun zu brechen, nur um vermeintlich doch Recht zu haben. :Daumenrechts:
Simply a legend schrieb am
crewmate hat geschrieben:
Simply a legend hat geschrieben:Wenn free2play wenigstens ein mindestmaß an Qualität zur Folge hätte und es einfach NICHT Pay2win ist, wird es sich auch durchsetzen. Ein Beispiel ist League of Legends oder eingeschränkt auch World of Tanks. Das sind Esport titel für die man keinen Cent zahlen muss und die von millionen gespielt werden.
Allerdings gibts im Gegensatz dazu games wie Rappelz, Maple Story, Runes of Magic und drölfzigtausend andere billige Asia Grinder, die 2 gute Spiele in Verruf bringen.
Warum muss sich eigentlic ein Geschäftsmodell durchsetzen und dominieren?
Wir haben hier eine Vielfalt an Geschäftsmodellen, die unterschiedliche Geschmäcker bedienen können. Free 2 Play ist genau so wenig ein Allheilmittel wie das Abosystem oder klassisches Retail mit Verpackung und Anleitung. Unterschiedliche Konzepte verlangen unterschiedliche Geschäftsmodelle. Free2Play kann sich ganz anders finanzieren als das Abo oder Retail.
Und wenn sich das Gleichgewicht hält, sollte doch niemand mehr was zu kacken haben. Es würde wohl kein neues MechWarrior geben, wenn nicht Hawken oder MWO auf F2P setzen würden.
Ich verstehe nicht wie du darauf kommst, dass ich sage es würde Abo/Retail Modelle verdrängen oO Ich meinte mit durchsetzen ehr die Tatsache, das bisjetzt 99% nur billige Games sind und deshalb f2p mit schlecht gleichgesetzt wird. Würde man die Qualität der f2p Games mal erhöhen, würde man als Gamer f2p Games viel ehr akzeptieren was ja einzelne Beispiele beweisen.
schrieb am