von Julian Dasgupta,

Cousins: "F2P ist nicht ausbeuterisch"

Vor einigen Wochen erst hatte Ben Cousins den Niedergang der klassischen Konsolenplattformen vorhergesagt. Gestern legte der Mann nach, der schon bei EA Free-to-play-Titel wie Battlefield Heroes betreut hatte und dann zu ngmoco Schweden gewechselt war, und ließ verlauten: Die Konsolenhersteller hätten Angst vor dem neuen Geschäftsmodell, da sie davon ausgehen, dass sie dann weniger Geld verdienen würden als durch die Lizenzgebühren für ein Retailspiel.

Sony sei immerhin offener als Microsoft und Nintendo - letztendlich gelte hier: "Pass dich an oder stirb." Er würde sich Sorgen machen um die Zukunft Nintendos angesichts der Dinge, die Satoru Iwata so über F2P-Spiele gesagt hatte.

"Ich glaube, da gibt es eine kognitive Dissonanz bei Nintendo, wenn es darum geht zu verstehen, was da eigentlich gerade in der Branche passiert. Was wirklich schade ist, weil sie solch fantastische Spiele machen."

Es sei sehr wahrscheinlich, dass qualitativ sehr hochwertige F2P-Titel 2020 die Norm sein werden, orakelt Cousins. Im Mobile-Bereich sei das Geschäftsmodell dominierend, auf dem PC sei ein starker Trend erkennbar - die Konsolenbesitzer müssten sich also selbst mal hinterfragen.

"Keine Ausbeutung"

Einen nicht selten geäußerten Kritikpunkt kann Cousins nicht nachvollziehen: Ein Geschäftsmodell, bei dem 95 Prozent der Spieler überhaupt nichts zahlen, könne doch wohl nicht als ausbeuterisch bezeichnet werden. Nur drei bis sechs Prozent der Nutzer würden in den Geldbeutel greifen. Man könne das Segment doch nicht verdammen wegen eines Spielers, der die Kreditkarte seiner Mutter überzogen hatte. Selbst Leute, die 5000 Dollar ausgeben, würden nicht ausgebeutet - sie hätten eben endlich ihr großes Hobby gefunden.

Skyrim-to-play

Derzeit sei der F2P-Markt bei "Version 2.0". Die nächste große Herausforderung sei der Bereich der Singleplayer-Spiele mit Story, Skripten und einem linearen oder nicht-linearen Spielverlauf. Einmal mehr blickte Cousins auch in die Kristallkugel und mutmaßt:

"Ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt - und darauf würde ich viel Geld setzen - , dass wir innerhalb der nächsten Jahre ein Free-to-play-Gegenstück zu Skyrim sehen werden. Ein Spiel wie Sykrim, wo du nach und nach Skills und Ausrüstung ansammelst und Hunderte von Stunden spielst, ist eigentlich eine der einfachsten Sachen, die man mit einem Free-to-play-Modell umsetzen kann."

"Version 3.0" könnte die Einnahmen pro Nutzer von 20 Dollar (Version 2.0) auf 60 Dollar anheben. Damit würde man sich dann auf dem Niveau einen klassischen Konsolenspiels bewegen. Ein Spiel wie League of Legends werde rückblickend nur als kleiner Erfolg betrachtet werden angesichts der Dinge, die mit 3.0 möglich seien.

Im besten Fall würde sich ein Konsolenspiel heutzutage 20 Mio. Mal bei einem Preis von 60 Dollar verkaufen und ein Gesamtbudget von 200 Mio. Dollar haben. Die erfolgreichsten F2P-Titel der Zukunft könnten aber 60 Dollar pro Spieler einnehmen - bei einer Nutzerbasis von 200 Mio. Spieler, wenn man kommende Märkte wie Indien oder Afrika berücksichtigt. Die Gesamkosten für Produktion und Marketing könnten bei einem solchen Spiel im Laufe der Zeit jeweils die Milliarden-Grenze überschreiten, sinniert Cousins.


Kommentare

Xris schrieb am
Es wird aber funktionieren. Machen wir und nix vor. Sie zahlen jetzt schon für jedene noch so unsinnigen DLC horrende Summen. Warum dann nich auch für "F2P"? Wenn ich alleine sehe wieviele mit dem 20 Euro Mount in WoW unterwegs sind.... da muß man sich schon fremdschähmen. Outen sich auch noch als tumbe Goldesel. :roll:
Wir - "wir" sind nur eine Stelle hinter dem Komma, mehr nicht. Und selbst hier gibt es genug die freudig in DLC investieren der in keinem Verhältnis zum Preis steht.
Betzeteufel schrieb am
Also ich zocke seit knapp nem Jahr World of Tanks.Zunächst mal muss ich sagen 5%-ne nie im Leben.Allerhöchstens wenn man alle Spieler mitzählt die es nur sehr kurze Zeit angetestet und gleich wieder bleiben lassen haben.Von den regelmässigen Spielern die langfristig dabei bleiben haben sicher mindestens
30% schon mal was gezahlt.Free to Play hat den Vorteil und ist insofern fair weil:
1.Ein Hersteller mit Mittelmas oder nur mit nem fetten Namen niemanden zum Zahlen bringt und das ist gut für die Qualität der Spiele.
2.Man viel Spass haben kann ohne irgendwas zu zahlen
3.Ich natürlich nur was zahle wenn ich völlig überzeugt und begeistert bin
Die Nachteile:
Es ist halt super clever gemacht vom Hersteller,hier ein cooler neuer Panzer,da bisl echtes Geld für Anbauteile die zu erspielen sonst doppelt so lang dauert,da mal n Euro für ne neue Tarnlackierung u.s.w
Schnell hat man einige Kohle rausgehauen wenn man nicht aufpasst.
Im konkreten Beispiel World of Tanks sieht das halt so aus:Für den Nichtkenner:
Man saugt das Spiel kostenlos und hat dann 3 Anfängerpanzer in der Garage stehn.Alle Panzer und Artilleriepanzer sind in Stärkestufen eingeteilt von Stufe1-Stufe10.Man beginnt also mit nem Stufe1 Panzer.Für Erfolge in der Schlacht gibts dann Erfahrungspunkte und Spielgeld dies braucht um den Stufe1 Panzer nun aufzurüsten z.B ne bessere Wumme.Hat man für EP alles erforscht kann man den nächsten Panzer Stufe 2 erforschen und dann kaufen(mit Spielgeld).Was richtiges Geld angeht siehts nun so aus:Bis etwa Stufe 4-5 sind die Panzer und Panzerteile recht schnell erspielt,ausserdem macht man fast nach jeder Runde noch Gewinn(Der Panzer kostet Spielgeld Unterhalt hauptsächlich Rep.Kosten+Munition).So ab Stufe6 wirds dann langsam sehr zäh,es braucht viel länger zum nächsten Panzer und ab Stufe8 ist ein hochstufiger Panzer ohne Bezahlkonto kaum noch zu unterhalten,d.H. man fährt 3-4 Runden in nem kleineren Panzer der Gewinn abwirft um 1 Runde in nem grossen zu finanzieren.Und da...
OPH schrieb am
Der Grund aus dem ich bisher bei keinem f2p etwas bezahlt habe, ist das man wenn man das Spiel "richtig" nutzen will eigentlich überall ein recht teures Abo bezahlen muss, und dann noch zusätzlich spielerisch wichtige Dinge im Itemshop EXTRA bezahlt werden, und das ist mir dann zu blöd und zu teuer, dann Spiele ich lieber was anderes und bezahl gar nichts.
Die 1200? klingen sogar "fast" realistisch, ist doch jetzt schon so, das wenn man anfängt Geld zu bezahlen und dann auch das ganze Spiel nutzen will, dann muss man horrende Summen zahlen.
Easy Lee schrieb am
Seine "Skyrim-2-play" Vision ist der pure Alptraum.
Ist dieser Mensch wirklich so fernab von der Materie, dass er nicht versteht, dass Spieler kein Interesse daran haben alle 5 Minuten mit einer realen Kaufentscheidung konfrontiert zu werden?
Das ist doch widerlich.
schrieb am