von Marcel Kleffmann,

Als Altaïr verkleideter Cosplayer versetzt die Kleinstadt Rottweil in Aufregung

Allgemein (Sonstiges) von 4Players
Allgemein (Sonstiges) von 4Players - Bildquelle: NRWZ online
Update - 16:02 Uhr:
Rottweil kann aufatmen: Die Polizei hat bekannt gegeben, dass die Identität des Unbekannten geklärt wurde. Es handelte sich tatsächlich um einen (völlig harmlosen) Cosplayer in Altaïr-Montur. Ob sich die Person freiwillig gestellt hat, ist unklar.

Gegenüber der NRWZ sagte eine Sprecherin der Polizei: "Wir haben ihn ermitteln können. Es haben sich Hinweise auf die Person verdichtet." In der lokalen Presse heißt es weiter: "Es handelt sich um einen 25-jährigen Mann aus dem Landkreis Rottweil, der sich selbst als "Cosplayer" bezeichnet. Im Verlauf des Gesprächs gab er an, am Montag vergangener Woche einmalig wie ein Mönch aus "Assassin's Creed" verkleidet in Rottweil unterwegs gewesen zu sein. Keinesfalls verfolgte er das Ziel mit seinem einmaligem Auftreten eine solche Verunsicherung innerhalb der Stadt Rottweil zu schaffen. Zur Verdeutlichung überließ er den Polizeibeamten das entsprechende Kostüm."

Auch auf die Kritik an der lokalen Berichterstattung (ggf. Sommerloch) wird kurz eingegangen: "Das Netz lacht derweil weiterhin über die Stadt und ihre kleine Zeitung, hat schon immer gewusst, dass es sich bei dem Mönch nur um einen Computerspieler handelt, der eben verkleidet, aber völlig harmlos herumläuft."

Ursprüngliche Meldung:
Ein offenbar als Altaïr verkleideter Cosplayer versetzt die Stadt Rottweil (und die Umgebung) in Baden-Württemberg in Aufregung. In der lokalen Presse wird von einer unbekannten Person berichtet, die in einem mittelalterlichen Kostüm - genauer gesagt in einem Outfit à la Assassin's Creed - im Rottweiler Schulbereich umher geschlichen sei (Bilder). Während Gerüchte über Blut, ein mitgeführtes Messer und Co. kursieren, mahnt die Polizei zur Besonnenheit und fordert den Unbekannten auf, sich zu stellen.

Michael Schlüssler (Leiter des Polizeireviers Rottweil) wird in der Neuen Rottweiler Zeitung (NRWZ) wie folgt zitiert: "Bislang gab es keinen persönlichen Kontakt mit der beschriebenen Person. Es gibt keine Hinweise, dass von der unbekannten Person Gefahren ausgehen oder bereits Straftaten begangen worden sind. (...) Wir haben ein Interesse an den Beweggründen des Unbekannten, als verkleideter Assassine aufzutreten. Deshalb bittet Herr Schlüssler Zeugen, die Angaben zu der Person machen können, sich bei der Polizei zu melden, sollte der Unbekannte wieder auftauchen."

Auch der Herausgeber der NRWZ (Peter Arnegger) wendet sich in einem offenen Brief an die Person und fordert, dass sie sich der Polizei stellen soll: "Sie haben auch eine Kleinstadt verunsichert. Sie sind Tagesgespräch und viele Eltern beschäftigen Sie auch nachts, weil deren Kinder nicht schlafen können. Das ist keine Erfindung von mir beziehungsweise der NRWZ, das wurde uns vielfach berichtet. Sie verbreiten Angst. Davor, in die Schule zu gehen. Unter Grundschülern und unter größeren. Das ist aus meiner Sicht inakzeptabel. Doch wächst zugleich die Vermutung, schon aus der gebotenen Wahrscheinlichkeit heraus: Sie hatten nichts Böses vor, als Sie als Assassine verkleidet umher gegangen sind. Sie sind aller Wahrscheinlichkeit nach ein Spieler. Ein Cosplayer, ein Fan von Assassin's Creed. Jemand, der - aus welcher Motivation heraus auch immer - kostümiert wie seine spielerischen Vorbilder umher schreiten wollte. Das Spiel in die Realität überführen. Wahrscheinlich nicht einmal, um Aufmerksamkeit zu erregen, sondern einfach zu Ihrem Vergnügen. Dann fehlt nur noch ein - zugegeben: heldenhafter - Schritt. Stellen Sie sich der Polizei."
Quelle: Neue Rottweiler Zeitung

Kommentare

SethSteiner schrieb am
@Kumbao
Ja, ich denke ich kann unterschreiben, dass wenn man keine Ahnung hat und mit dieser Berichterstattung konfrontiert wird bzw. den wenigen informationen, dass einem dann anders zu Mute sein kann.
Deszaras schrieb am
Ich persönlich hoffe der Postillon nimmt sich bald der Sache an, dann kann ich nochmal herzhaft drüber lachen und gut ist.
Kumbao schrieb am
Okay, ich hatte die ganzen Artikel wohl mal erst lesen sollen, bevor ich hier die Journalisten in Schutz nehme. Allein das hier ist ja supergeil:
Ein Mann - oder ein Jugendlicher, oder eine Frau - ist in einem mittelalterlichen Kostüm im Bereich Rottweiler Schulen umher geschlichen.
Erinnert irgendwie an das hier:
Bild
Unglaublich.
muecke-the-lietz schrieb am
ich habe die news gestern mit nem kumpel zusammen gelesen, der polizist ist.
und der hat sich einerseits darüber aufgeregt, dass diese zeitung wirklich jedes aufgeschnappte gerücht rausgehauen hat, sei es auch noch so falsch und unbestätigt und dass dieses schundblatt am ende der polizei den schwarzen peter zugeschoben hat, weil diese plötzlich handeln musste, bei soviel medialer aufmerksamkeit.
um den ganzen wahnsinn mitzubekommen, sollte man übrigens auf der internetseite dieser zeitung alle artikel lesen. die sind zu haare raufen. einerseits, weil sie vom ausdruck wirklich ne katastrophe sondergleichen sind und weil sie auf der anderen seite journalistisch wirklich ein armutszeugnis darstellen.
der völlig überzogene offene brief des chefredakteurs, auf 4p leider nicht vollständig zu lesen, ist dann so ein bisschen das sahnehäubchen.
denn fassen wir mal zusammen:
hier ist ein junger man in einem harmlosen kostüm durch einen stadtpark spaziert und ist dabei irgendwie an einer realschule vorbei gekommen. mehr ist faktisch nicht passiert. das ganze hat wahrscheinlich keine stunde gedauert.
in den verschiedenen artikeln ist allerdings ein als kampfmönch verkleiderter in der nähe einer grundschule umher geschlichen. gerüchten zufolge soll er blut und ein messer mit sich geführt haben. dann ist plötzlich von einer ominösen facebook nachricht zu lesen, in der der angebliche täter geschrieben haben soll "Wenn ich auch nicht alle erwische, dann so viele wie möglich ...".
http://www.nrwz.de/inhalt/rottweil/Spie ... 54943.html
verängstigte eltern, ein unter schock stehendes mädchen, kinder die nachts nicht schlafen können.
und dann zum schluss dieser superüberzogene brief, in dem der junge mann aufgefordert wird sich bei der polizei zu melden. aber er solle sich doch vorher mit seinem anwalt auseinander setzten, was ihn bei der polizei erwarte. desweiteren würde die polizei den mann in die mangel nehmen, etc.
dabei ist nichts passiert. die polizei muss natürlich stellung...
Wigggenz schrieb am
Sevulon hat geschrieben:
Eine Rechtsverletzung war (für einen vernünftigen, verständigen objektiven Beobachter) zu keiner Zeit anzunehmen.
Das mag sein, das weiß die Polizei aber nicht. Da rufen ein paar Leute an und fühlen sich und ihre Kinder bedroht, d.h. in ihrer öffentlichen Sicherheit bedroht. Ergo muss man nachforschen und der Sache auf den Grund gehen.
Nein, Putativgefahren sind kein tauglicher Eingriffsgrund. "Der Sache auf den Grund gehen" bedeutete in diesem Fall einen Nichtstörer sowohl auszufragen als auch ihm seine Uniform abzunehmen.
Selbst ein Gefahrenverdacht, der unter Umständen zu einem Gefahrerforschungseingriff ermächtigen würde, ist unter den gegebenen Umständen, die nichts weiter außer "Ein Typ läuft als Mönch verkleidet herum" hergeben, nur mit großem Wohlwollen zu vertreten. Was polizeiintern geschieht, hat natürlich mit objektiver Rechtswidrigkeit wenig zu tun (wofür die ihre Ressourcen verschwenden ist ihre Sache), aber sobald nach außen hin gehandelt wird, also jemand verhört wird und auch noch ihm gehörende Sachen abgenommen werden ist Schluss.
Und natürlich ist es erstmal Aufgabe der Polizei zu schauen, was los ist. Aber sobald sie eingreift, muss sie materiellrechtlich zuständig sein, ansonsten handelt sie rechtswidrig. Den Himmel nach UFOs abzusuchen, beeinträchtigt idR niemanden und stellt keinen Eingriff dar. Aber sobald es gegen einzelne Personen geht, ist schon eine simple Identitätsfeststellung ein Eingriff.
schrieb am