Ist es tatsächlich schon fast fünf Jahre her, seit man sich erstmals mit
Civilization 4 die Nächte um die Ohren geschlagen hat? Seinerzeit hat die rundenbasierte Strategie aus Sid Meier's Firaxis-Studio nicht nur die Hardcore-Feldherren begeistern können, sondern dank zahlreicher optionaler Hilfen auch Anfänger mit dem ominösen "Nur noch ein Zug"-Syndrom malträtiert. Nach einer ausführlichen
Präsentation (hier im Video) auf der E3 in Los Angeles scheint festzustehen, dass noch in diesem Herbst bei PC-Spielern mit Schlafmangel und durchzockten Nächten zu rechnen ist.
Neu und doch vertraut
Denn natürlich entfernt sich
Civilization V (Civ 5) nicht all zu weit von seinen Wurzeln: Immer noch ist man Runde für Runde damit beschäftigt, seine Zivilisation voran zu bringen, die Welt zu erforschen, Erfindungen zu entwickeln und letztlich eine der zahlreichen Siegbedingungen zu erreichen - sei es durch militärischen Einsatz, Diplomatie, Wirtschaft oder Kultur.
Die visuelle Seite wurde komplett überarbeitet, bietet mittlerweile höchst unterschiedliche Grafiken z.B. für Afrika, Amerika oder Asien und zeigt sich insgesamt um ein vielfaches lebendiger als noch im Vorgänger. Das Interface und die Benutzerführung bieten Einsteigern sowie Staatsoberhäuptern mit Faulheits-Syndrom aber immer noch die Möglichkeit, viele Einstellungen automatisch vorzunehmen oder sich wie gehabt auf die Ratgeber zu verlassen, die eine Rückkehr feiern.
So kann man z.B. im sehr umfangreichen Entwicklungsbaum festlegen, wohin man sich entwickeln möchte und die KI wird wie in früheren Teilen im Vorfeld alle dafür notwendigen Schritte automatisch einleiten und ggf. noch nicht entwickelte Techniken/Erfindungen abarbeiten. Profis und Kontroll-Besessene können die Entwicklung ihrer Städte und der ganzen Zivilisation natürlich bis ins kleinste Detail planen. Dabei bleibt zu beachten, dass die Ausdehnung der Landesgrenzen weiterhin über Kultur stattfindet, aber auch über bare Münze (Gold kann jeweils ein Feld kulturell kaufen) geschehen kann.
Der Weg zur Macht Neu ist der Politik-Entwicklungsbaum: Statt wie bislang vorgegebene politische Formen zu erforschen und einzustellen, kann man nun in übergeordneten Themen wie Tradition, Freiheit, Ehre oder Wirtschaft einzelne Aspekte herauspicken und so seine eigene politische Staatsform entwickeln.
Hinsichtlich der Diplomatie hat sich ebenfalls einiges getan. Die 18 im Spiel enthaltenen Staatsoberhäupter sind nicht mehr nur bewegte Portraits, sondern als ganze Figuren vor Hintergründen animiert und sprechen in ihrer jeweiligen Landessprache - so soll der Eindruck vermittelt werden, als ob man es hier mit menschlichen Gegnern zu tun hat. Doch dies soll nicht nur visuell erreicht werden, auch die komplett überarbeitete KI, die jedes Oberhaupt mit einem speziellen Spielstil ausstattet, der sich allerdings auch an Situationen anpassen kann, soll mithelfen, ein möglichst lebendiges Bild entstehen zu lassen.
Wenn Diplomatie scheitert, bleibt meist nur noch eine militärische Lösung. Und hier zeigen sich die größten Änderungen: Denn konnte man in den Vorgängern auf einem Feld haufenweise Truppen versammeln, kann bald jedes Hexfeld nur noch von einer einzigen Armee besetzt werden. Und das bedeutet, dass man noch genauer taktieren und seine Figuren noch bedachter ziehen muss, wenn man eine konzentrierte Attacke starten möchte. Und natürlich muss man so auch noch stärker die Umgebungseinflüsse wie verbesserte Deckung, Angriffe aus einer höheren/tieferen Position etc. einkalkulieren.
Besiegt man eine gegnerische Stadt, gibt es neben dem Brandschatzen oder der Übernahme nun auch die Option, sie zu einer Marionette zu machen. Das bedeutet, dass man zwar alle erwirtschafteten Güter bekommt, die Stadt aber noch autark genug ist, ihre eigenen Entwicklungsentscheidungen zu treffen und man keinen Einfluss darauf hat - im Gegenzug behält die Bevölkerung ihren Fröhlichkeits-Zustand, der massiv in den Keller geht, wenn man sich zu einer Übernahme entscheidet.
Ebenfalls neu sind die Stadtstaaten, denen man im Laufe seiner Welterforschung begegnen kann. Dahinter verbergen sich von der KI gesteuerte unabhängige Kleinstaaten, die sich zwar nicht wie andere CPU-Gegner aktiv am Kampf um die Weltherrschaft beteiligen und auch nicht mehr als eine Stadt ihr Eigen nennen, die aber sehr genau darauf achten, wie man diplomatisch mit ihnen umgeht und z.B. bei den Vereinten Nationen (natürlich erst, sobald sie erfunden sind) ein Veto gegen die Aktionen des Spielers einlegen können, wenn es um den diplomatischen Sieg geht. Weitere E3-Bilder findet ihr
in der Galerie!
E3-Eindruck: sehr gut