von Mathias Oertel,

E3-Eindruck: Civilization V

Civilization 5 (Taktik & Strategie) von 2K Games
Civilization 5 (Taktik & Strategie) von 2K Games - Bildquelle: 2K Games


Ist es tatsächlich schon fast fünf Jahre her, seit man sich erstmals mit Civilization 4 die Nächte um die Ohren geschlagen hat? Seinerzeit hat die rundenbasierte Strategie aus Sid Meier's Firaxis-Studio nicht nur die Hardcore-Feldherren begeistern können, sondern dank zahlreicher optionaler Hilfen auch Anfänger mit dem ominösen "Nur noch ein Zug"-Syndrom malträtiert. Nach einer ausführlichen Präsentation (hier im Video) auf der E3 in Los Angeles scheint festzustehen, dass noch in diesem Herbst bei PC-Spielern mit Schlafmangel und durchzockten Nächten zu rechnen ist.

Neu und doch vertraut

Denn natürlich entfernt sich Civilization V (Civ 5) nicht all zu weit von seinen Wurzeln: Immer noch ist man Runde für Runde damit beschäftigt, seine Zivilisation voran zu bringen, die Welt zu erforschen, Erfindungen zu entwickeln und letztlich eine der zahlreichen Siegbedingungen zu erreichen - sei es durch militärischen Einsatz, Diplomatie, Wirtschaft oder Kultur.



Die visuelle Seite wurde komplett überarbeitet, bietet mittlerweile höchst unterschiedliche Grafiken z.B. für Afrika, Amerika oder Asien und zeigt sich insgesamt um ein vielfaches lebendiger als noch im Vorgänger. Das Interface und die Benutzerführung bieten Einsteigern sowie Staatsoberhäuptern mit Faulheits-Syndrom aber immer noch die Möglichkeit, viele Einstellungen automatisch vorzunehmen oder sich wie gehabt auf die Ratgeber zu verlassen, die eine Rückkehr feiern.

So kann man z.B. im sehr umfangreichen Entwicklungsbaum festlegen, wohin man sich entwickeln möchte und die KI wird wie in früheren Teilen im Vorfeld alle dafür notwendigen Schritte automatisch einleiten und ggf. noch nicht entwickelte Techniken/Erfindungen abarbeiten. Profis und Kontroll-Besessene können die Entwicklung ihrer Städte und der ganzen Zivilisation natürlich bis ins kleinste Detail planen. Dabei bleibt zu beachten, dass die Ausdehnung der Landesgrenzen weiterhin über Kultur stattfindet, aber auch über bare Münze (Gold kann jeweils ein Feld kulturell kaufen) geschehen kann.

Der Weg zur Macht
    
Neu ist der Politik-Entwicklungsbaum: Statt wie bislang vorgegebene politische Formen zu erforschen und einzustellen, kann man nun in übergeordneten Themen wie Tradition, Freiheit, Ehre oder Wirtschaft einzelne Aspekte herauspicken und so seine eigene politische Staatsform entwickeln.



Hinsichtlich der Diplomatie hat sich ebenfalls einiges getan. Die 18 im Spiel enthaltenen Staatsoberhäupter sind nicht mehr nur bewegte Portraits, sondern als ganze Figuren vor Hintergründen animiert und sprechen in ihrer jeweiligen Landessprache - so soll der Eindruck vermittelt werden, als ob man es hier mit menschlichen Gegnern zu tun hat. Doch dies soll nicht nur visuell erreicht werden, auch die komplett überarbeitete KI, die jedes Oberhaupt mit einem speziellen Spielstil ausstattet, der sich allerdings auch an Situationen anpassen kann, soll mithelfen, ein möglichst lebendiges Bild entstehen zu lassen.

Wenn Diplomatie scheitert, bleibt meist nur noch eine militärische Lösung. Und hier zeigen sich die größten Änderungen: Denn konnte man in den Vorgängern auf einem Feld haufenweise Truppen  versammeln, kann bald jedes Hexfeld nur noch von einer einzigen Armee besetzt werden. Und das bedeutet, dass man noch genauer taktieren und seine Figuren noch bedachter ziehen muss, wenn man eine konzentrierte Attacke starten möchte. Und natürlich muss man so auch noch stärker die Umgebungseinflüsse wie verbesserte Deckung, Angriffe aus einer höheren/tieferen Position etc. einkalkulieren.

Besiegt man eine gegnerische Stadt, gibt es neben dem Brandschatzen oder der Übernahme nun auch die Option, sie zu einer Marionette zu machen. Das bedeutet, dass man zwar alle erwirtschafteten Güter bekommt, die Stadt aber noch autark genug ist, ihre eigenen Entwicklungsentscheidungen zu treffen und man keinen Einfluss darauf hat - im Gegenzug behält die Bevölkerung ihren Fröhlichkeits-Zustand, der massiv in den Keller geht, wenn man sich zu einer Übernahme entscheidet.

Ebenfalls neu sind die Stadtstaaten, denen man im Laufe seiner Welterforschung begegnen kann. Dahinter verbergen sich von der KI gesteuerte unabhängige Kleinstaaten, die sich zwar nicht wie andere CPU-Gegner aktiv am Kampf um die Weltherrschaft  beteiligen und auch nicht mehr als eine Stadt ihr Eigen nennen, die aber sehr genau darauf achten, wie man diplomatisch mit ihnen umgeht und z.B. bei den Vereinten Nationen (natürlich erst, sobald sie erfunden sind) ein Veto gegen die Aktionen des Spielers einlegen können, wenn es um den diplomatischen Sieg geht. Weitere E3-Bilder findet ihr in der Galerie!

E3-Eindruck: sehr gut



Kommentare

Legolars81 schrieb am
Ich denke, Civilization IV mit Blue Marble ist mir aktuell immer noch schick genug um jetzt nicht unbedingt ein neues Civ wegen der neuen Grafikengine haben zu MÜSSEN, vor allem weil man ja in der Geschichte von Civ vor allem bei den letzten Teilen anfangs IMMER starke Probleme mit der Performance hatte, was ich dann natürlich bei meinem nicht mehr ganz frischen rechner sehr stark zu befürchten habe.
Civ IV ist einfach der beste Teil der Reihe (gaaanz knapp vorm Dritten, der, bis auf die Grafik, auch heute noch superben Spielspaß bietet) und eigentlich absolut zeitlos, trotzdem bin ich soo gespannt auf Civ 5, weils einfach immer toll ist und Sid Meier mich noch nie enttäuscht hat bisher!
DRM schreckt mich allerdings doch sehr ab!
ich warte mal weitere Berichte und erste Tests ab, vorbestellt ist es allerdings schon :)
Haremhab schrieb am
von Sid kommt auch nichts mehr kreatives, nur noch ein verwerten seiner alten Hits....gähnnnnnnn :evil:
KONNAITN schrieb am
arvid [I] hat geschrieben:
KONNAITN hat geschrieben:Nicht genauso. Klar muss man in Civ4 auch noch expandieren, aber man muss sich gerade in der Anfangsphase deutlich einbremsen. Je nach Schwierigkeitsgrad ist nach 3-4 Stadtgründungen erstmal Pause, weil einem sonst das Geld ausgeht. Ich kann mich noch gut an meine ersten Civ4 Partien erinnern, wo meine Civ3 Strategie der schnellstmöglichen Expansion überhaupt nicht mehr funktioniert hat.
Hast du mal neben der Bewirtschaftung der Spezialressourcen (mehr Nahrung/ Hämmer) ausprobiert, nur und einzig und allein diese geldsteigernden Dörfer zu bauen? Daneben schnell auf Mathematik und Waldrodung, um Gebäude schneller fertig zu stellen?
Das überspringt in der Antike die ganze Spielmechanik und wirft die Balance selbst auf höherem Schwierigkeitsgrad rum.
Nein, habe ich nicht. Ich hatte schon Städte, die vor allem zum Geld erwirtschaften da waren, aber leidet die Produktion etc. nicht ein wenig darunter, wenn man das mit allen macht? Man braucht ja auch ne gewisse Armeestärke um nicht gleich von aggressiven Nachbarn od. Barbaren angegriffen zu werden, bzw. sich verteidigen zu können. So ein früher Angriff kann einen schon aus dem Konzept bringen.
Aber gut, ich habe immer sehr militärisch orientiert gespielt, also durchaus möglich, dass diese Taktik auch funktioniert.
Ich sag mal entgegen den obigen Aussagen, dass Civ4 nicht Vielfalt, sondern Einfalt war: die Konzerne sind auch nur ne Art andere Religion, eine Religion mit Ressourcenaustausch halt. Ressourcen sollten der Expansion über weniger Korruption in anderen, eroberten Nationen dienen. Stattdessen scheffeln sie nur Geld von konvertierten Städten. Andere Kontinente anzugreifen, kann sich keiner leisten. Geschichtlicher Rotz.
Klar, nicht jede Neuerung hat das Spiel extrem verändert (z.B. die erwähnten Konzerne), aber in Civ 3 gab es eben gar keine Religionen oder Konzerne, von daher sehe ich schon einen Zuwachs an Komplexität. Natürlich, wenn man den Bogen mal...
arvid [I] schrieb am
KONNAITN hat geschrieben:Nicht genauso. Klar muss man in Civ4 auch noch expandieren, aber man muss sich gerade in der Anfangsphase deutlich einbremsen. Je nach Schwierigkeitsgrad ist nach 3-4 Stadtgründungen erstmal Pause, weil einem sonst das Geld ausgeht. Ich kann mich noch gut an meine ersten Civ4 Partien erinnern, wo meine Civ3 Strategie der schnellstmöglichen Expansion überhaupt nicht mehr funktioniert hat.
Hast du mal neben der Bewirtschaftung der Spezialressourcen (mehr Nahrung/ Hämmer) ausprobiert, nur und einzig und allein diese geldsteigernden Dörfer zu bauen? Daneben schnell auf Mathematik und Waldrodung, um Gebäude schneller fertig zu stellen?
Das überspringt in der Antike die ganze Spielmechanik und wirft die Balance selbst auf höherem Schwierigkeitsgrad rum.
Außerdem ist ein Civ4-Spiel immer wieder die gleiche Spielweise.
Ich sag mal entgegen den obigen Aussagen, dass Civ4 nicht Vielfalt, sondern Einfalt war: die Konzerne sind auch nur ne Art andere Religion, eine Religion mit Ressourcenaustausch halt. Ressourcen sollten der Expansion über weniger Korruption in anderen, eroberten Nationen dienen. Stattdessen scheffeln sie nur Geld von konvertierten Städten. Andere Kontinente anzugreifen, kann sich keiner leisten. Geschichtlicher Rotz. 8)
schrieb am