4Players: Sie verbinden für Remember Me Orchester und Elektronik. Schwebte Ihnen diese Verbindung schon länger vor oder entstand die Idee während der Entwicklung des Spiels?
Olivier Deriviere: Als Aphex Twin 2001 sein Album
Druqks veröffentlichte, war ich fasziniert davon, wie er akustische Elemente manipulierte. Das ließ mich darüber
Schrieb schon für Alone in the Dark und Obscure Musik: Der französische Komponist Olivier Deriviere.
nachdenken, wie ich eine solche Technik auf ein Orchester anwenden könnte und ich hatte auf die Möglichkeit gewartet, diese Idee in einem Spiel zu verarbeiten. Als Dontnod (das Entwicklerstudio, Anm. d. Red.) auf der Suche nach einem Komponisten schließlich ihr Konzept vorstellten, musste ich nicht lange nachdenken und habe ihnen etwas sehr Ungewöhnliches geschickt. Ich war mir sicher, sie würden es ablehnen, weil es sich radikal von gewöhnlicher Spielemusik unterschied, doch überraschender Weise haben sie mich engagiert. In diesem Soundtrack verschmelzen Akustisches und Elektronik dabei nicht zu einer Einheit; er beschreibt vielmehr die Transformation einer akustischen in eine digitalisierte Form. Darin spiegelt sich die Art und Weise wider, mit der Erinnerungen in der Welt von Remember Me digitalisiert wurden.
4Players: Wie stark waren Sie in den Entwicklungsprozess eingebunden? Haben sie den Soundtrack am Stück geschrieben oder nach und nach erarbeitet?
Deriviere: Der Prozess bestand aus zahlreichen Schritten. Nach der Bewerbung traf ich mich zunächst mit Creative Director Jean-Maxime Morris. Wir haben uns lange über Spiele im Allgemeinen und viele andere Sachen unterhalten. Das half mir seine künstlerische Vision, seine Vorstellung des Spiels als Ganzes zu verstehen. Ich habe mich außerdem mit dem Tonteam getroffen, um die technischen Aspekte der Musikeinbindung zu besprechen. Einige Wochen lang haben wir dann nach Klangfarben und Themen gesucht, bis wir uns auf eine Richtung geeinigt haben.
Einige Monate später startete die Produktion, wobei ich erst komponieren konnte, als das Spiel einen fortgeschrittenen Status erreicht hatte. Dann begann die heiße Phase, in der ich
Erst als die Entwicklung des Spiels weit fortgeschritten war, begann für den Deriviere der Großteil der Arbeit.
das Studio einige Male besucht und das Spiel gespielt habe, um das richtige Gefühl für die Musik zu entwickeln. Alles in allem wurde die Arbeit eines Jahres über zweieinhalb Jahre verteilt, wobei ich in den letzten acht Monaten der Entwicklung durchgehend und intensiv mit dem Soundtrack beschäftigt war.
4Players: Was ist das Besondere, das Ihr Interesse an Remember Me weckte?
Deriviere: Ich konnte gar nicht glauben, dass sie sich schon nach der ersten Präsentation für meine Musik entschieden. Ich dachte mir, dass diese Leute sehr offen für etwas Neues sein müssten, wenn sie einen so außergewöhnlichen musikalischen Ansatz suchten. Und ich wurde nicht enttäuscht: Das Spiel hat eine weibliche Hauptfigur, es verzichtet auf Waffen und Tötungen und es spielt in der brandneuen Welt eines futuristischen Paris'. Vom künstlerischen Standpunkt her ist das ein fantastisches Projekt.