Rettung aus dem Umfeld?
Dass das simple und nur wenig anspruchsvolle Kampfsystem noch das Highlight von Blood Knights darstellt, macht die Crux deutlich. Denn der Rest ist noch schwächer. Die Geschichte ist prinzipiell interessant und böte zahlreiche Möglichkeiten, die Charaktere in Szene zu setzen und ihre Zerrissenheit hinsichtlich ihrer Abhängigkeit voneinander darzustellen.
Die zwei miteinander verbundenen Figuren spielen sich unterschiedlich.
Doch sobald sie den Mund aufmachen und sich eher in platte "Buddymovie"-Witze statt Drama retten, wird die erzählerische Basis ohne mit der Wimper zu zucken, in den Orkus gestürzt. Die Figuren sind vollkommen banal, ihre Aktionen und Verhaltensweisen unglaubwürdig. Die schwache Engine, die eher mit Tearing als mit schicken Kulissen überzeugt, tut ihr Übriges, um das letzte bisschen Ehre zu vernichten, dass die Figuren retten konnten: Die Mimik ist schlecht, die Haut immer wieder zu teigig und die Augäpfel werden immer einen Tick zu weit gedreht - zu häufig ist nur noch das Weiße zu erkennen, so dass ein prinzipiell interessanter Moment ad absurdum geführt wird. Die bekannten Sprecher, die vor das Mikrofon gezerrt wurden, können einem leidtun: Sie mühen sich redlich, können sich aber nicht gegen das Drehbuch stemmen, das ihnen keine Chance lässt. Immerhin sind sie besser als ihre englischen Kollegen, die den Figuren nicht einmal ansatzweise Leben einhauchen können.
Im mechanischen Umfeld gibt es auch maximal befriedigende Ergebnisse: Dass es zahlreiche Kisten gibt, in denen man neue Waffen und Rüstung findet, ist gut. Doch diese Gegenstände sind bis auf wenige Ausnahmen an den Spielfortschritt angepasst, so dass man immer eine optimale Ausrüstung hat, wenn man alles öffnet. Und damit wird dann auch der Händler vollkommen entwertet. Der ist eigentlich nur nützlich, um sein überschüssiges Inventar zu verkaufen. Dann wiederum ist das Gold jedoch nicht viel wert, da es eigentlich nichts gibt, das sich zu kaufen lohnt - mit Ausnahme der Blutmünzen, die entsprechend akkumuliert (man kann sie auch in den schlauchigen Abschnitten finden) einen Attributzuwachs ermöglichen.
Die Kämpfe bleiben ebenso oberflächlich wie Geschichte oder Figuren-Entwicklung.
Der Ausbau der Fähigkeiten ist überschaubar und wirkt gleichgültig. Und dass die Engine nicht nur mit schwachen Texturen, sondern vor allem mit merkwürdigem Einfrieren (teils über mehrere Sekunden) auffällt, das nicht immer am automatischen Speichern festgemacht werden kann, setzt allem die Krone auf. Ich hoffe, Deck13 kann mit dem nächsten Projekt "Lords of the Fallen" an die Qualität anknüpfen, die mit Venetica abgeliefert wurde - hier ist es nicht gelungen. Blood Knights war sicherlich irgendwann mal ein interessanter Versuch, dem Hack&Slay eine neue Facette hinzuzufügen, doch nach den endlosen Verschiebungen wäre es besser gewesen, die Vampirmär in dieser Form in ihrer Gruft ruhen zu lassen, anstatt sie grausam ans Tageslicht zu ziehen.