Test: Mass Effect (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Mass Effect (Rollenspiel) von Microsoft
Mass Effect
Entwickler:
Publisher: Microsoft
Release:
20.03.2009
14.05.2009
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ab 7,00€
Spielinfo Bilder Videos
Kann BioWare ohne die Macht von Star Wars im Rücken futuristisch begeistern? Mit Jade Empire haben die Kanadier bewiesen, dass sie auch ohne Lizenz das Flair exotischer Kulturen einfangen können. Mass Effect ist allerdings ein ganz anderes Kaliber. Hier soll ein episches Rollenspiel in einem neuen Universum stattfinden - inklusive filmreifer Präsentation, lebendiger Dialoge und moralischer Konflikte. Jetzt auch auf PC.

Glaubwürdiges Universum

Ein Blick auf die Hauptstadt des Universums: Die Citadel. BioWare erschafft ohne Lizenz ein ganz neues Science Fiction-Universum. Die Metropole der Galaxie dient euch als Basis. (360)
Manche Entwickler erwecken faszinierende Kreaturen oder Landschaften zum Leben. Man denke an die bizarren Geschöpfe eines Bioshock , Metroid Prime 3  oder die weiten Wälder eines The Elder Scrolls IV: Oblivion . Für all das braucht man eine Grafikengine und dazu begabte Grafikdesigner. Zu den größeren Leistungen kreativer Köpfe gehört es jedoch, ganz eigene Welten mit historischem Hintergrund zu erschaffen. Dazu gehört eine umfangreiche Geschichte, die die Ereignisse so glaubwürdig verankert, dass man sich als der jüngste, fest geschmiedete Teil einer Epoche fühlt, wenn man ein Buch liest, einen Film schaut oder in ein Spiel taucht.

Inhaltlich entspricht die PC-Fassung dem Xbox 360-Vorbild ohne die Zusatzmission "Kollisionskurs" - deshalb gibt es dieselbe Wertung. Was hat sich an Details verändert?

- Texturen werden nicht verzögert aufgetragen
- Fahrstühle fahren schneller
- Benutzeroberflächen angepasst & verändert
- auf Maus-Steuerung optimiert
- Speichern während des Kampfes
J.R.R. Tolkien hat das geschafft, George Lucas ebenfalls und auch BioWare könnte spätestens mit dem Abschluss der geplanten Mass Effect -Trilogie dazu gehören. Wer als Commander Shepard an Bord der Normandy die Galaxie erkundet, bekommt sehr schnell das überaus angenehme Gefühl, ein Universum mit Geschichte zu erforschen. Man erfährt nicht nur etwas über längst vergangene Zivilisationen wie die geheimnisvollen Protheaner, deren Vermächtnis bis in die gespielte Gegenwart hinein wirksam ist, sondern auch über verheerende Kriege, die das Bewusstsein der erst spät ins All gereisten Menschen und der dort längst herrschenden außerirdischen Völker prägen. Etwa die Schlacht von "Shanxi", in der der erste menschliche Außenposten überrannt wurde - diese Schmach haben die Verlierer ebenso wenig vergessen wie die Gewinner den Sieg.

Erzählerische Mosaiksteine

BioWare benutzt viele erzählerische Mosaiksteine: Dazu gehören Kommentare im Fahrstuhl, Gespräche sowie Tagebuch- und
Ein Blick in das Charaktermenü: Ihr könnt euren Helden optisch modifizieren und in Sachen Fähigkeiten entwickeln. Auf dem PC wurden einige Benutzeroberflächen angepasst und für die Mausbedienung optimiert.(PC)
Lexikoneinträge. Wenn man Letztere aufschlägt, darf man sich zurücklehnen und von kompletter deutscher Sprachausgabe begleitet mehr über Geschichte, Technik, Kultur und Rassen erfahren - nicht nur Oberflächlichkeiten, sondern so viel wissenschaftlich Konkretes und chronologisch so fest Verankertes, dass man dieser Enzyklopädie einfach glauben muss und mehr erfahren will. Schließlich sind da die Dialoge mit den Bewohnern, mit all den außerirdischen Völkern der Kroganer, Turianer, Quarianer, Asari, in denen plötzlich ein fremdes Ritual, ein Krieg oder Ereignis früherer Zeit thematisiert wird.

Die technikfixierten Quarianer müssen auf ihrer Fahrt ins All z.B. ein Artefakt bergen, um gesellschaftlich anerkannt zu werden; ihre eigene hoch entwickelte Robotertechnik wurde zu ihrem Verhängnis, denn die von ihnen erschaffenen Geth stellten sich plötzlich gegen sie und bedrohen jetzt die Galaxie - die Zylonen aus "Kampfstern Galactica" lassen grüßen. Die
Commander Shepard inspiziert sein Raumschiff: Die "Normandy" ist das technische Schmuckstück der Allianz. Sie bringt euch von Planet zu Planet. An die deutsche Stimme muss man sich erst gewöhnen, dennoch geht die Lokalisierung unterm Strich in Ordnung. (360)
an Dinosaurier erinnernden Kroganer sterben gerade aus, sind aber stolze Krieger, die extrem darwinistisch, fast schon faschistisch denken: Der Stärkere hat Recht, das Schwache soll sterben. All diese Unterschiede in der Kultur sorgen schnell für interessante Motive und Konflikte.

Auf diese Weise schließt sich während des Spiels immer wieder der Kreis, so dass die Welt Stunde um Stunde immer dichter, immer glaubwürdiger und irgendwann fast heimatlich wirkt. Das ist eine große Leistung, denn ich fühle mich als Teil eines lebendigen Universums wohl. Vor allem als Leser, Zuhörer und Gesprächspartner in Dialogen bin ich begeistert. Aber einen vermag BioWare trotz dieses epischen Fundamentes am Ende nicht ganz zu begeistern: Den Entdecker. Ich erfahre viel über fremde Kulturen und Geschichte, aber sehen und erleben kann ich sie nur in Ansätzen.
                             
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Kommentare

Stalkingwolf schrieb am
Mass Effect 1 hat auch schon paar Jahre auf dem Buckel. Teil 1 war imo auch der schlechteste Teil der Serie ( aber immer noch sehr gut ). Teil 2 ist der beste und Teil 3 ist knapp hinter Teil 2.
Im zweiten Teil nimmt das Copy&Paste merklich ab. Teil 3 ist von der Umgebung der beste Teil, aber die Storys ist in Teil 2 besser.
In Teil 2 liegt der Fokus auch mehr auf dem Gunplay und wurde imo auch stark verbessert. Einige mögen daher eher Teil 1 weil es mehr RPG Elemente besitzt die nach und nach in der Serie entfernt wurden.
Ich weiß nicht wie Teil 1 auf dme PC ist, da ich diesen auf der Xbox 360 gespielt habe. Aber ich erinnere mich das viele wegen dem Port gejammert haben. 2 und 3 sind auf dem PC technisch eine Bombe. Es gibt auch ( für 2 weiß ich nicht 100% ) auch HD Texturen zum Download.
Gummirakete schrieb am
Ja, ich bin spät dran, aber nun spiele ich auch ME auf dem PC (Trilogy gekauft). ;)
Alle in meinem Umfeld waren begeistert ? und ich kann es nicht nachvollziehen.
Schlauchförmige Level, erstellt mit Copy & Paste. Ob Weltraumfrachter oder eine unterirdische Station, dasselbe Layout. Selbst Planetenoberflächen sind geclont und kommen nur in anderen Farben daher. Alle Stationen auf den Planeten sind identisch. Furchtbar öde.
Ähnlich die Kämpfe. Da Gegner mitskalieren, spielt Ausrüstung kaum eine Rolle. Die selben Gegner von Level 5 sind jetzt auf 30 genauso leicht oder schwer zu knacken.
Die KI ist nervtötend, da meine Mitstreiter ständig zurückbleiben und ihre Fähigkeiten wahllos in Hindernisse versenken. An die Hand nehmen kann man sie schlecht, da im Zielmodus keine Ziele ausgewählt oder Laufpositionen festgelegt werden können.
Auch nerven Kleinigkeiten, wie lahme Aufzüge und Türen. Nebenaufträge in der Hauptstadt habe ich wegen der ewigen Lauferei abgebrochen.
Spaß machen die Dialoge und die Interaktionen mit den NPCs. Eigentlich zwinge ich mich nur wegen der Story zum Weiterspielen und hoffe auf den nächsten Teil. Darum spiele ich jetzt nur noch die Hauptquests.
Danny1981 schrieb am
Blood-Beryl hat geschrieben: DA2 als das bessere Spiel zu bezeichnen, erscheint mir trotzdem als Hardcore-Blasphemie.^^;
haha, glaub mir, ich WOLLTE Mass Effect mögen :)
Ich habs ja nicht umsonst so oft angefangen, weil ich gedacht hab "Das muss doch zünden!"
Ich LIEBE gute Storys in Spielen. Aber Mass Effect....puh....also, wenn das Spiel SO über die Story gelobt wird, bzw. für die Gruppendynamik und die Charaktere, aber die Interaktion mit Partymitgliedern im 15 Jahre alten Baldurs Gate bzw. Planescape Torment etwa 100x so intensiv war - dann sollte man sich halt fragen, ob da was mit den Ansprüchen nicht stimmt ;P
Und ich hatte / habe zur Zeit einfach lust auf ein "episches" RPG und Dragon Age 2 gab es da als Alternative (um Himmels Willen - kein sehr tolles Spiel^^). Als Vergleich wenn man beide eher "mäh" findet aber sie am selben Tag spielt - da sticht DA2 doch sehr positiv heraus : Besseres Skillsystem (ich benutze in DA2 jeden Skill!), Besseres Design (keine kargen, leeren Räume ohne Interiör - aber auch bei weitem nicht toll! Es geht nur um den VERGLEICH), Bessere Gruppendynamik....naja. Kein tolles Spiel, aber wirklich um Welten besser als das ME-Desaster...
Wurst :D
Ich habe mir jetzt nochmal Skyrim installiert und bin nach 2 Tagen modden fast soweit, dass ich stabil spielen kann :D
Nik_Cassady schrieb am
Blood-Beryl hat geschrieben:
das Kampfsystem kommt einem nach ME2&3 aber absolut krampfig vor.
Mir hat das Kampfsystem aus ME 1 mit gewaltigem Abstand am besten aus der Reihe gefallen.^^
Das Überhitzungssystem finde ich einfach deutlich dynamischer und einen Tick taktischer als die Munitionsbeschränkungen der Nachfolger.
Ich hatte bei dem ME1 replay das Gefühl förmlich an den Wänden in Deckung zu kleben und mich erst wieder mühsam abschälen zu müssen bevor ich mich wieder frei bewegen konnte. Krampfig im Sinne von undynamisch.
johndoe827318 schrieb am
das Kampfsystem kommt einem nach ME2&3 aber absolut krampfig vor.
Mir hat das Kampfsystem aus ME 1 mit gewaltigem Abstand am besten aus der Reihe gefallen.^^
Das Überhitzungssystem finde ich einfach deutlich dynamischer und einen Tick taktischer als die Munitionsbeschränkungen der Nachfolger.
Leider hat mir das Gamedesign zu viele Macken als dass ich den Teil nochmal durchspielen würde (ewig langes Planetenabgrasen mit dem Fahrzeug; zu oft zu lange Kampfdurststrecken...).
DA2 als das bessere Spiel zu bezeichnen, erscheint mir trotzdem als Hardcore-Blasphemie.^^;
schrieb am