Unnötiger Nebenkriegsschauplatz
Es ist wie im Stadion: Ein paar bekloppte Chaoten, die so tun, als ob sie Fußball-Fans wären, sorgen mit ihrer Gewaltbereitschaft dafür, dass das Lieblingshobby der Deutschen immer wieder in Verruf gerät. Und wenn einem Spiel die Alterskennzeichnung durch die USK verweigert wird - was in den letzten Jahren selten genug passiert - sorgen die für diese Entscheidung verantwortlichen Inhalte dafür, dass alles andere zur Nebensache wird. So geschehen bei Criminal Girls 2: Party Favors, das hierzulande nur über einschlägige Import-Kanäle zu beziehen ist.
Das Artdesign mischt Chibi-Figuren im Dungeon mit meist voluptuösen Anime-Figuren in den Zwischensequenzen.
Und wieso das ganze Brimborium? Sind die Inhalte, wegen derer die USK die Kennzeichnung abgelehnt hat, wirklich so gefährlich? Natürlich liegt das (wie immer) im Auge des Betrachters. Doch auch angesichts des Vorgängers, mit dem man natürlich viele Gemeinsamkeiten hat, werden hier in manchen Momenten Grenzen überschritten. Wie im ersten Teil von Criminal Girls geht es darum, mit einer Horde weiblicher Krimineller einen Weg aus der Hölle zu finden, in die sie wegen ihrer geplanten Taten verbannt wurden. Man übernimmt die Rolle eines (männlichen) Aufsehers, der die aus sieben interessanten Figuren bestehende Gruppe beaufsichtigen muss, während man in klassischer Rollenspiel-Manier die Höllenhöhlen auf der Suche nach dem Ausgang durchquert. Man gibt ihnen in den obligatorischen Zufallskämpfen Anweisungen und muss sie ggf. auch züchtigen.
Motivation statt Bestrafung
In den Kämpfen machen die Figuren basierend auf ihren Fähigkeiten sowie der Situation Aktions-Vorschläge.
Bitte wie? Richtig: Wie im Vorgänger sind Minispiele, bei denen der Berührungsbildschirm mechanisch gut eingebunden ist, das A und O, um die Mädels bei einem Levelaufstieg mit einer neuen Fähigkeit auszustatten. So weit ist noch nichts verwerflich. Doch wenn man bedenkt, dass Nippon Ichi für den westlichen Markt diese Minispiele unter dem Motto „Motivation“ führt statt als „Bestrafung“ wie in Fernost, ahnt man, vorher der Wind weht. Auch da die Reaktionstests per se nicht großartig verändert wurden und die Hilfsmittel von reinigenden Bürsten bis hin zu Peitschen reichen. Alle sieben Damen sind S&M bzw. Fessel-Anhänger – was in Zeiten von Fifty Shades of Grey per se auch bei aufgeklärten Spielern keine Probleme verursachen sollte. Und die Probleme, die zur fehlenden Kennzeichnung geführt haben, liegen für mich nicht in der Darstellung der Minipiele an sich: An den Händen oder Füßen gefesselte Anime-Figuren, die mit gespreizten (aber bekleideten) Beinen auf ihre „Motivation“ warten oder ihre mitunter voluminösen Brüste in die Kamera strecken, sollten bei aufgeschlossenen Spielern nicht unbedingt für Proteststürme sorgen.