Das süße LuxuslebenAnfangs hat man mit den Gegnern noch leichtes Spiel...
Im Gegensatz zu Doom spielte hier nicht nur die Balleraction eine Rolle. Nicht falsch verstehen, die Sturmtruppler, gamorreanischen Wachen, Aufklärungssonden und Kopfgeldjäger gingen hier dutzendfach zu Boden. Kein Wunder, man hatte ja auch Lasergewehr, Fusionsschneider, Schock-Kanone, Granatwerfer, Tretminen oder die mächtige Dark-Tropper-Superwumme zur Verfügung, teilweise mit mehreren Feuermodi (allerdings kein Laserschwert - das entdeckte Herr Katarn erst im Nachfolger für sich). Dennoch erhielt der Ballerfinger immer wieder eine Erholungspause, während die Kombinationszonen des Gehirns aktiv wurden: Oft stand die Lösung von zugegebenermaßen simplen Puzzles auf dem Programm - aber die und teilweise knifflige Sprung-Herausforderungen sorgten für Abwechslung in der weit, weit entfernten Galaxie. Wichtig war dabei auch noch, dass man sehr viel mehr Bewegungsfreiheit als noch in Doom genoss: Während dort die Bewegung auf zwei Ebenen stattfand, konnte man hier springen, sich ducken oder nach oben und unten sehen. Das mag heute lächerlich klingen, sorgte aber seinerzeit für ein ungekanntes Maß an spielerischer Freiheit! Falls man von den Möglichkeiten oder dem verwinkelten Leveldesign überwältigt wurde, durfte man jederzeit eine automatisch ergänzte Übersichtskarte konsultieren - oder sie einfach direkt ins 3D-Bild blenden.
...aber spätestens die Dark Trooper (hier in der unfertigen Variante) rückten die Perspektive wieder zurecht. Besonders fies: Innerhalb der Levels durfte nicht gespeichert werden! Verlor man alle Leben, musste man den Auftrag von vorn beginnen.
Kein Star Wars-Spiel ohne massig Referenzen zum Film! Das geht bei den Figuren los, auf die man trifft (von Mon Mothma über Jabba bis hin zu Darth Vader persönlich - allerdings ist kein Luke, Han oder R2-D2 weit und breit), wird über den John-Williams-Soundtrack fortgesetzt (der auch als MIDI-Version immer noch phänomenal klingt) und findet sein Ende bei den Original-Soundeffekten sowie aus den Film gesampelten Sprüchen der Gegner. Die übrigens in der komplett eingedeutschten Fassung auch gegen die hiesigen Pendants ausgetauscht wurden, so dass man hierzulande schon mal mit
„Sie verstoßen gegen imperiale Gesetze!“ begrüßt wurde.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf...
Ärgerlicherweise erschien Dark Forces in einer Zeit, in der grundsätzlich fast alles, was über eine Ego-Perspektive verfügte, bei uns erstmal als jugendgefährdend eingestuft und indiziert wurde - und das, obwohl das Spiel eine 18er-USK-Freigabe hatte und kein einziger Tropfen Blut floss. Das änderte aber nichts am Erfolg des Spiels: Vom Start weg wurden gut 300.000 Exemplare verkauft, insgesamt wanderte die dunkelgrüne Packung mit dem gigantischen Boba Fett auf der Rückseite fast eine Million mal über die Ladentische dieser Welt. Die Fans waren ebenso begeistert wie die Redakteure, das Spiel kassierte eine Höchstwertung nach der anderen. Und natürlich sind die Nachwirkungen nicht zu unterschätzen: Zum einen bei den Fans, die dem Spiel über die Jahre treu blieben und es u.a. mit Hi-Res-Mods oder einem
kompletten Remake auf Basis der Quake-3-Engine am Leben erhielten.
Der Bannstrahl der BPjS scheint erloschen, Dark Forces ist mittlerweile wieder frei erhältlich. Als Kind der DOS-Zeit läuft es natürlich nicht einfach so auf modernen Systemen; eine virtuelle Maschine wie DOSBox ist nötig. Wer sich das Leben leicht machen möchte, kann einfach zu der auf Steam erhältlichen Fassung (
Preis: 4,49 Euro) greifen, die vorkonfiguriert ist und problemlos laufen sollte.
Zum anderen bei den Entwicklern selbst, denn Dark Forces war der Auftakt für die Jedi-Knight-Serie, die über einige gute bis sehr gute Spiele zur „The Force Unleashed“-Reihe und schlussendlich auch zum gerade angekündigten
Star Wars 1313 führte.
Und natürlich auch bei mir: Zwar habe ich seinerzeit so ziemlich alles gespielt, was eine Ego-Perspektive hatte, aber nur wenige Spiele aus dieser Phase sind mir so deutlich in Erinnerung geblieben wie Dark Forces. Die riesigen Welten, die monströsen Dark Trooper, der herrliche Soundtrack, das kreative Leveldesign - das Spiel war in jeder Hinsicht schlauer und interessanter als durchschnittliche Doom-Klone wie
Rise of the Triads oder das deutsche
The Hidden Below. Und hey - mal selbst durch die Star-Wars-Welten ballern dürfen! Das ist doch nun wirklich fast so gut wie Leia im Gold-Bikini. Fast.
Paul Kautz
Die Macht ist mit diesen Screenshots