Spiele-Streaming mit GeForce Now
Die dritte und wahrscheinlich interessanteste Möglichkeit, Spiele auf Shield TV zu spielen, ist GeForce Now. Dieser On-Demand-Streaming-Dienst funktioniert im Prinzip wie Amazon Instant Video oder Netflix nur für Spiele. Zunächst muss eine Mitgliedschaft (NVIDIA-Account) abgeschlossen werden. Der erste Monat ist kostenlos, danach werden monatlich 9,99 Euro fällig (Kreditkarte). Die Preisgestaltung unterscheidet sich stark von der stundenabhängigen GeForce-Now-Mitgliedschaft
für PC und Mac, bei der die Rechner und die Spiele quasi stündlich gemietet werden.
Ist das Abo abgeschlossen, erhält man Zugriff auf unterschiedliche kostenlose und kostenpflichtige Spiele (
Katalog), die auf Cloud-Gaming-Computern mit GeForce-Pascal-GPUs im Rechenzentrum von NVIDIA laufen und über das Internet zu Shield TV gestreamt werden. Die Grafikqualität des gestreamten Spiels wird automatisch an die Geschwindigkeit und die Bandbreite der Internetverbindung angepasst. Hierzu wird ein Verbindungstest beim Setup durchgeführt und damit die „bestmögliche“ Auflösung bestimmt. NVIDIA empfiehlt 20 Megabit/s für 720p mit 60 fps und 50 Megabit/s für 1080p mit 60 fps. Eine Pingzeit von unter 60 ms zu einem der sechs NVIDIA-Rechenzentren (u. a. in Frankfurt) weltweit, wird empfohlen.
GeForce Now ausprobiert
Ich konnte bei NVIDIA in München The Division in 1080p mit 60fps via GeForce Now mit (sehr breiter Internetverbindung) ausprobieren und das Ergebnis war überraschend. Das Input-Lag, weil die Steuerungskommandos vom kabellosen Controller via Shield TV erst zum Rechenzentrum geschickt und dort verarbeitet werden müssen, fiel kaum störend auf und optisch waren - auf den ersten Blick - wenig störende Artefakte durch die Kompression (H.264) zu erkennen.
Hitman: Absolution, How to Survive, Jotun und Lara Craft and the Guardian of Light gehören zu den Spielen, die kostenlos in der GeForce-Now-Mitgliedschaft enthalten sind.
Es sah sogar etwas besser als die Konsolen-Versionen des Ubisoft-Titels aus, da die PC-Version mit maximalen Detail-Einstellungen gestreamt wurde. Wie schon bei GameStream schätzt NVIDIA, dass die Latenzunterschiede in kompetitiven Spieler-gegen-Spieler-Matches den Unterschied zugunsten von Spielern auf normalen PCs (im Vergleich zu Shield-Nutzern) ausmachen könnten.
Im heimischen Wohnzimmer mit einem DSL-25.000-Anschluss probierte ich Tomb Raider (2013), No Man’s Sky, Lumini und LEGO Star Wars: Das Erwachen der Macht in 720p/60fps aus. Das Spiele-Streaming in den eigenen Wänden funktionierte weitgehend ordentlich. Das Input-Lag fühlte sich trotz des Streamings nicht viel ausgeprägter als bei „normalen“ Heimkonsolen mit Wireless-Controllern an - wirklich überraschend! Aber stellenweise musste die Qualität des Streams aufgrund von unklaren Bandbreiten-Einschränkungen und Paketverlusten runtergeregelt werden. Es ist unklar, ob die Probleme auf der Serverseite (NVIDIA) oder am Internetanschluss (Provider) zu finden waren. Des Weiteren kann man die Grafikoptionen der Spiele (wie bei normalen PC-Titeln) verändern. So versuchte ich Shadow Warrior 2 in 1080p/60fps zu streamen, jedoch machte die limitierte Bandbreite nicht wirklich mit und so liefen nur manche Passagen des Shooters reibungslos.
Die Mitgliedschaft
Die Mitgliedschaft bei GeForce Now erlaubt Zugang zu einigen kostenlos spielbaren Titeln wie zum Beispiel Thief, Hitman Absolution, Jotun, Tomb Raider (2013), die Batman-Arkham-Reihe usw.
Mit Shadow Warrior 2 kann auch ein HDR-fähiges PC-Spiel gestreamt werden.
Weitere Spiele können kostenpflichtig dazugekauft werden. Hierzu gehören No Man's Sky, Aragami, The Witcher 3: Game of the Year Edition, Abzu, Homefront: The Revolution, Mad Max, Soma etc. Die Preise sind zumeist am oberen Ende der Skala angesiedelt. Aufgrund eines neuen Abkommens mit Ubisoft werden demnächst die Titel des französischen Publishers hinzukommen, inkl. The Division, For Honor, Assassin's Creed: Syndicate, The Crew usw. Kauft man Spiele im besagten GeForce-Now-Shop, ist häufig (aber nicht immer) ein digitaler Schlüssel dabei, mit dem man das Spiel ebenso auf dem eigenen PC bei Steam oder GOG freischalten kann - dies ist eine gute Idee, damit man nach dem Ende der GeForce-Now-Mitgliedschaft noch Zugriff auf das gekaufte Spiel hat. Zudem braucht man theoretisch keinen eigenen High-End-PC, um aktuelle Spiele mit maximalen Grafikeinstellungen spielen zu können, sondern „nur“ eine potente Internetverbindung und keine überlaufenen oder überlasteten Server (kam bei den Testläufen nicht vor). Etwaige Speicherstände werden in der Cloud gespeichert. Sobald bei NVIDIA die Lizenz des entsprechenden Spiels abläuft, wird es aus dem Katalog entfernt. Entsprechende Ankündigungen findet man dann
hier.
Ausblick
NVIDIA Shield TV ist ein ebenso interessantes wie seltsames Gerät, wobei die Besitzer der Vorgängerversion nicht über einen Neukauf nachdenken brauchen, da die Hardware quasi identisch ist und das Software-Update kostenlos nachgeliefert wird. Besser und handlicher geworden ist vor allem der Controller. Die Video-Streaming-Qualitäten in 4K und HDR können sich sehen lassen, sind jedoch oftmals redundant, da die meisten 4K-fähigen Smart-TVs über vorinstallierte Video-Streaming-Apps und Co. verfügen, wobei Shield TV diese Applikationen zügiger ausführen sollte und ggf. mehr Features bietet. Durch die grundlegende Plattform Android TV ist die App-Auswahl nicht ganz so groß wie bei Google Play (Mobile). In Sachen Spiele-Tauglichkeit hinterlässt Shield TV ein besseres Bild, jedoch immer mit einem "Aber". Abgesehen davon, dass native Android-Spiele - meist in nicht Full-HD - genutzt werden können, gefiel mir das Streaming vom eigenen PC. Die Fernsteuerung des PCs vom Fernseher aus und die automatische Umschaltung der Steuerung sind vorbildlich - bei geringer Latenz durch die Übertragung. Allerdings braucht man dafür einen leistungsstarken PC bzw. eine potente GeForce-Grafikkarte, um eine Grafikqualität in mindestens Full-HD zu erreichen - zumal sich kompetitive Multiplayer-Titel aufgrund der zusätzlichen Latenz nicht so sehr zum Streaming eignen. Auch das Spiele-Streaming über den Abo-Dienst GeForce Now (On-Demand-Dienst) ist überraschend gelungen und punktet mit erstaunlich niedrigen bis fast nicht merkbarem Input-Lag. Das Spiele-Aufgebot ist ordentlich, obgleich hauptsächlich ältere und nicht so grafikaufwändige Titel kostenfrei verfügbar sind. Knackpunkt ist jedoch die Bandbreite des heimischen Internetanschlusses: 720p-Streaming mit 60 fps ist bei DSL 25.000 zwar möglich, sieht trotz maximaler Grafikqualitätseinstellungen auf einem großen Fernseher aufgrund der niedrigen Auflösung doch ziemlich mau aus. Erst mit breiterer Anbindung lohnt es sich richtig und wenn NVIDIA weiter die Kooperation mit den Spiele-Herstellern ausbaut, die Technik sukzessive optimiert und der Breitband-Netzausbau Fortschritte macht, könnte sich hier eine sinnvolle Alternative des Spiele-Vertriebs dauerhaft etablieren. Kleine Software-Macken und Übersetzungsfehler sollte NVIDIA trotzdem noch ausbügeln.