4Players: Manche Leute haben ein Problem damit, mit Handys und Golfbällen nach Tauben zu schmeißen?CvD: Jup. Ich gebe ja zu, dass die Thematik grenzwertig ist. Aber manche Leute haben mit allem ein Problem, von daher können wir damit leben. Viel mehr Ärger gab es für unsere Ankündigung, dass wir Flugratten als Episodenspiel veröffentlichen wollen – da haben wir richtig Schelte für bekommen! Völlig zurecht, muss ich mittlerweile auch sagen. Aber witzigerweise gab es z.B. auf Gamestar.de unsere Ankündigung mit Screenshots und allem – und danach hielten wir uns unerwarteterweise mehrere Wochen in den Top 20 der Lesercharts auf! Zwischen Spore und Half-Life 2: Episode 2! Da habe ich mir gedacht: Yesyesyes! Es funktioniert, es funktioniert, es funktioniert! Geil!
|
Flugratten ist das erste Spiel der jungen Hamburger Entwickler - weitere sind schon in Arbeit. |
4Players: Man muss also nur polarisieren können?CvD: Das ist auf jeden Fall nicht unwichtig. Ich glaube auch, dass in Zukunft dieser Bereich stark wachsen wird – von kleinen Spielen, die einfach nur eine kleine Thematik behandeln. Als Entwickler muss man wohl versuchen, die Lücke, die Nische zu finden, und zu sagen »Okay, hier gehen wir rein« - und dann funktioniert's oder es funktioniert nicht, ganz klar. Dieser Nischenmarkt ist meiner Meinung nach sehr interessant, es ist durchaus möglich, dass man da großen Erfolg hat.
4Players: Gab's ja schon.CvD: Eben. Ebeneben.
4Players: Flugratten ist euer erstes Spiel. Wie lange gibt es SnapDragon schon?CvD: Knapp ein Jahr. Natürlich haben unsere Leute zusammengerechnet schon weitaus mehr Industrieerfahrung: Unser Chefprogrammierer war vorher bei den Collision Studios (
Augustus , Thandor; Anm. d. Red.), unser Experte für den Flocking-Algorithmus der Tauben hat vorher Plug-Ins für 3DStudio Max geschrieben, unser Grafiker hat früher für Porsche gearbeitet und u.a. die Autos gemacht, die auf der Website zu sehen sind. Meine Wenigkeit hat für Philips Media an verschiedenen Titel (u.a. 7th Guest) gearbeitet, ich habe an der Lokalisation für Driver mitgearbeitet uswusf. Da kommt schon einiges zusammen. Aber einzelne Leute machen noch kein Team, und das Team ist das, worauf es in der Spielebranche ankommt. Und das braucht einfach seine Zeit, bis es wächst und funktioniert.
4Players: Was waren für dich die größten Herausforderungen beim Start der neuen Firma?CvD: Zuerst einmal die Leute. Es ist sehr schwer, gute Leute zu bekommen. Es ist fast noch schwerer, die Leute dazu zu bekommen, als gut funktionierendes Team zusammenzuarbeiten. Das braucht einfach Zeit, genauso wie die Technologie zu beherrschen, einmal den gesamten Entwicklungsprozess zu durchlaufen und das Spiel vor die Tür zu bekommen. Das allerschwierigste in der gesamten Produktion ist allerdings die Finanzierung. Da ist es noch ein weiter Weg, bis sich bei den Kredit gebenden Instituten das Bewusstsein durchsetzt, dass die Spieleindustrie ein ernsthafter Bereich ist, der nicht nur aus Leuten besteht, die das als Hobby betreiben. Das Bewusstsein fehlt fast noch völlig – die Wirtschaftförderung geht zwar gerade los, aber die Banken tun sich da noch ungemein schwer. Ansonsten finde ich, dass das, was gerade in den letzten zwei, drei Jahren in Deutschland passiert, einfach explosionsartig ist. Wenn man sich ansieht, was z.B. bei
CryTek,
Funatics oder
Radon Labs passiert – da geht richtig was! Aber das ist erst der Anfang, Deutschland wird richtig, richtig explodieren: die fähigen Leute sind da, die Jobs sind da. Die Frage ist nur, wann die wichtigen Entscheidungsträger das sehen. Wenn das passiert, dann wird's hier richtig losgehen. Und ich hoffe, dass wir dann dabei sind.
4Players: Inwiefern hilft euch dabei der Standort Hamburg? Gerade im Bezug auf die Spieleförderung des Hamburger Senats.CvD: Nun, prinzipiell war es einfach so, dass wir natürlich schon alle in Hamburg waren, und man es hier ganz gut aushalten kann. Und nebenbei waren wir nicht ganz unschuldig daran, dass Hamburg jetzt im Begriff ist, die Förderung in Gang zu bringen – weil wir denen natürlich mit Businessplänen u.ä. die Tür eingerannt haben: »Hey, wir schaffen hier zehn Arbeitsplätze! Eigentlich brauchen wir 30, um halbwegs international die Fahne hissen zu können. Was könnt ihr dazu beitragen?« Jetzt sind wir mitten in diesem Prozess und natürlich sehr gespannt, was da passiert – und hoffen natürlich, dass wir auch was von diesem Kuchen abbekommen. Tja. Das ist ein sehr langer Prozess. Ich meine, es gibt soviel Potenzial da draußen, das einfach nicht rauskommt, nicht genutzt wird, weil die Finanzierung nicht klappt. Wenn da Hamburg irgendwas auf die Beine gestellt bekommt: perfekt, super, klasse, genial! Das könnte diesen Standort wirklich ungemein voranbringen. Und nebenbei ist es ja auch so, dass Hamburg abgesehen von hübsch und toll auch medial sehr gut versorgt ist – Presse, Publisher, Dienstleister. Das ist natürlich super für direktes Feedback. Außerdem gibt es sehr viele Entwickler, was von Hamburgs Hochschulen und Fachhochschulen kommt, ist phänomenal!