Ich stecke fest
Eine großer Nachteil der Space Marines ist, dass sie mit ihren schweren Rüstungen offensichtlich nicht springen können – die eingeschränkte Beweglichkeit lässt lediglich Ausweichrollen zu. Leider befinden sich in den technisch veralteten Kulissen mit ihren schwachen Texturen und meist langweiligen Architektur einige Objekte oder Unebenheiten, in denen man im Eifer des Gefechts immer wieder stecken bleibt. Wie schön wäre es, wenn man zumindest eine kontextsensitive Funktion integriert hätte, die meinen Space Marine auf Knopfdruck
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Die Kulissen wirken technisch veraltet.
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über eine kleine Mauer springen lässt. So aber steckt man oft buchstäblich in der Klemme und auch die Kamera fängt die Action trotz manueller Korrekturen nicht immer optimal ein. Dazu gesellen sich Probleme mit der Kollisionsabfrage, denn gerade wenn man Exekutionen in der Nähe von Wänden oder Objekten ausführt, verschmilzt das Ork-Opfer gerne mal mit ihnen. Was die minimalen Gesichtsanimationen angeht, ist Relic scheinbar im Jahr 2000 stehen geblieben. Doch eines muss man der Engine zu Gute halten: Trotz der zahlreichen Gegner geht sie nicht in die Knie und läuft stets flüssig. Angesichts der schwachen Präsentation und kaum nennenswerten Grafikeffekte wäre alles andere aber auch eine Farce.
Langeweile in fünf Akten
Das größte Problem von Space Marine ist allerdings nicht die Technik, sondern das Leveldesign, Charaktere und Dramaturgie. Genau wie seine beiden Mitstreiter bleibt Captain Titus so interessant und tiefgründig wie eine Scheibe Brot. Zwar wird durch das Fußvolk gut rüber gebracht, welch hohes Ansehen die Space Marines genießen, doch viel über sie und das Warhammer-Universum erfährt man auch in den Tonbändern nicht, die mehr schlecht als recht auf den streng linearen Pfaden versteckt wurden. Das KO-Kriterium ist jedoch das Design der Kampagne, die mit fünf Akten recht umfangreich ausfällt. Doch was nützt eine große Spielzeit, wenn man die meiste Zeit damit beschäftigt ist, die ständig gleichen Ork-Wellen platt zu machen? Die erste Railsequenz an Bord eines Jets kommt viel zu spät, ist zu kurz und auch nicht sonderlich gelungen. Auch die wenigen (und z.T. fordernden) Bosskämpfe (u.a. gegen Waaaghboss Grimschäd’l) sorgen nur kurzzeitig für eine Abkehr vom Schema F.
Space Marine mangelt es schlichtweg an Abwechslung! Da hilft es auch nicht mehr viel, wenn nach stundenlangem Ork-Metzel-Einheitsbrei im letzten Drittel mit den Chaos-Truppen eine weitere Fraktion auftaucht,
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Neben dem Metzeln wird auch fleißig geballert. Der Munitionsvorrat wird dabei oft künstlich klein gehalten. |
die die vorhersehbare und erzählerisch schwache Geschichte auch nicht mehr retten können – geschweigedenn den repetitiven Spielablauf. Zumindest die englische Tonspur, die THQ ebenfalls auf der Disk untergebracht hat, ist dank professioneller Sprecher gelungen und damit deutlich besser als das lokalisierte Gegenstück. Vor allem die Orks wirken mit ihrem Dialekt völlig lächerlich – und die entsprechend angepassten deutschen Texteinblendungen noch viel mehr. Zum Glück fällt der Soundtrack vielfältiger aus als ich es nach der Vorschau vermutet habe: Zwar foltern die ständig gleichen Percussion-Arrangements auch hier noch zu oft meine Gehörgänge, doch als Ausgleich werden auch klassische Orchester-Stücke geboten. Diese sind zwar nicht spektakulär, aber bieten zumindest einen willkommenen Kontrast zum stumpfen Rumms der Ork-Trommeln. Die Waffensounds kommen an einer Anlage mit entsprechendem Subwoofer ebenfalls recht gut rüber, obwohl sie ruhig hätten etwas wuchtiger ausfallen dürfen. Das ständige Geschrei der Orks, die zudem immer wieder die gleichen Sprüche auf den Lippen haben, erweist sich dagegen schnell als Atmosphäre-Killer.