Test: Enslaved: Odyssey to the West (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Namco Bandai
Release:
08.10.2010
01.10.2013
08.10.2010
Erhältlich: Digital (Steam)
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ab 2,75€
Spielinfo Bilder Videos
Natürlich nutzt Antoniades das einfache Kraxeln, um packende Momente zu inszenieren. So bricht das Mauerwerk einer alten Brücke Stück für Stück herunter, während sich Trip und Monkey daran hochklettern. Fast unbemerkt schwillt die Musik währenddessen vom ruhigen Begleiter zum mahnenden Schwelen an. Einen der Sprünge kann Trip nicht selbst meistern, also muss man sie zur gegenüberliegenden Plattform werfen. Dort verliert sie den Halt - nur wenige Sekunden trennen Trip noch vor dem tiefen Fall. Monkey muss sofort zu ihr springen und sie hochziehen... In solchen Szenen ist der Film zu Recht wichtiger als das Spiel. In ruhigen Momenten fehlt aber eine echte Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit zu scheitern. Nach dem gelungenen Erklimmen einer Felswand - in großer Höhe oft mit umwerfenden Kamerafahrten vor einer weiten Aussicht eingefangen - fehlt so das Erfolgserlebnis. Man will Monkey nicht nur dabei beobachten, sondern sich selbst als Held feiern!

Hauchdünne Nussschalen

Ähnliches gilt für die Rätsel, die in manchen Räumen für knifflige Kopfnüsse sorgen könnten. »Wo muss ich welchen Hebel umlegen, damit Monkey die richtige Brücke senkt?« ist eine typische Frage,  die man meist aber schnell beantworten kann. Zu schnell! In einigen Szenen muss Monkey seine Begleiterin mehrmals zum Betätigen eines Schalters anweisen, nachdem er die Bausteine eines Puzzles in die richtige Position gebracht hat - da sind klasse Ideen dabei! Zur Kopfnuss werden sie aber nie, weil man stets von entsprechenden Einblendungen mit der Nase aufs Ziel gestoßen wird. Antoniades dürfte deshalb viele Spieler verlieren,
Hund beißt Mann: Kämpfe gegen besonders mächtige Maschinen gehören zu den Höhepunkten.
die gerne vertrackte Herausforderungen meistern.

Nein, es sind nicht die Versatzstücke an sich - weil Antoniades den Kampf, das Klettern, das Rätseln und das Luftholen aber mit einem guten Gespür für geschickte Dramaturgie aneinanderreiht, entstehen spannende Momente, in denen filmische und spielerische Dynamik Hand in Hand gehen. So gibt es eine herrliche Szene auf einer alten Brücke, in der die führerscheinlose Trip einen alten Wagen kurzschließt, der umgehend davon holpert. Blöd, dass Monkey dahinter Schutz suchen wollte! Jetzt muss er plötzlich mit einer mal schneller, mal langsamer »springenden« Deckung und mit einer vor Aufregung kreischenden Trip zurechtkommen - köstlich! Auch die mächtigen Bossgegner spulen nie ihr bekanntes Programm ab, sondern zwingen immer zum Umdenken. In einer besonders gelungenen Sequenz erzeugen die Entwickler sogar eine Art dauerhafte Bossspannung, weil ihre Helden eine lange Zeit von einer fiesen Maschine verfolgt werden.

Halbzeit

Schade: Wenn Trip endlich Zuhause ankommt, scheint es, als habe ihr Erfinder alles erreicht, was ihm vorschwebte. Das Kampfsystem entwickelt sich nach diesem spielerischen und erzählerischen Höhepunkt nicht weiter. Selbst die Geschichte wechselt dann vom Charakterstück auf konventionellere Schienen. Die leisen Zwischentöne der Protagonisten machen den witzigen Spitzen von Pigsy Platz. Es ist ein Wendepunkt in vielerlei Hinsicht - vor allem aber ist es der Moment, in dem es Enslaved verpasst, sich vom ungewöhnlichen Spiel zu einem besonderen Erlebnis zu entwickeln.

Verschmerzbar, aber dennoch auffällig sind hingegen kleine, wenn auch häufige Störungen wie flackernde Schatten, mangelnde Übersicht bei Kamerawechseln sowie Körperteile, die in der Umgebung verschwinden. In manchen Filmszenen sind die Stimmen außerdem viel zu leise, in anderen fehlen Geräusche sogar völlig. So gut die Entwickler die Inszenierung spannender Augenblicke verstehen, so sehr hatten sie dem Anschein nach mit der Technik zu kämpfen. Der einzigartige Zeichenstil zeigt die vielleicht schönste Postapokalypse der Spielewelt - technisch kann die Idylle allerdings nicht mit Uncharted 2 , God of War III oder Castlevania: Lords of Shadow mithalten.       
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Kommentare

FuerstderSchatten schrieb am
So habs jetzt durch, rundum gelungen kann ich nur sagen. Gameplay ist sehr schön, wunderbar einfach zu erlenen, ich mags aber auch nicht unbedingt überkompliziert muss ich sagen. Gerade bei Action Adventures oder Shootern.
Und der Plot ist wirklich großes Kino; zuerst dachte ich es gebe viele Ungereimtheiten, aber als ich mir dann ein paar andere Meinungen dazu durchgelesen habe, muss ich sagen, wirklich top. Dazu ist das ganze auch noch hochphilosophisch mit der doppelten freiwilligen Versklavung.
Spoiler
Show
Pigsys Figur, auch wenn sein Tod als "entbehrliche" Nebenfigur klischeehaft war, hatte doch erstaunliche Tiefe, schließlich hat er seine Freiheit (Leben) für die Freiheit anderer geopfert. Und er war ja neben Trip die einzige wirklich freie andere Person, wenn man es ganz genau nimmt, ist er sogar die einzige wirklich freie Person, weil Trip (und Pyramid) noch Verantwortung für ihre Sklaven haben. Trips Verantwortung geht sogar so weit, dass Monkey mit ihr stirbt, wenn sie stirbt. Gleichzeitig sehr romantisches Thema, das hat mich von Anfang an in den Bann gezogen.
Trip weist sowieso erstaunliche Parallelen zu Pyramid auf.
Trip und Pyramid sind beide "Sklavenhalter", die es aber beide sehr gut meinen, wobei Pyramid fast selbstloser ist, obwohl nur fast, weil er ja sein Leben durch andere quasi weiterleben will, vielleicht.

Hat mir jedenfalls alles sehr gut gefallen. Richtig nett ist natürlich auch die Freiheitsstatue zu Anfang, schöne Symbolik. Oder auch das Aquarium. Ziemlich durchdacht.
Das Spiel beweist das Hollywood sich vor der Spieleindustrie fürchten muss. ^^
Andererseits es gibt nicht alle Tage ein Enslaved und Hollywood fällt bei mir in letzter Zeit vor allem durch lahme Bombast Action auf, aber auch da gibt es ja im Spielebereich genug Material, die dem in nichts nachsteht.
Chibiterasu schrieb am
Wow. Hätte nach meiner Ersteinschätzung von weiter oben nicht gedacht, dass ich noch soviel Spaß mit dem Spiel haben werde.
Die technischen Macken bleiben und sind bei manchen Kämpfen echt nervig (wenn alles ruckelt und die Kamera schlecht positioniert rumzuckelt).
Aber die Story und Beziehung der Charaktere wird einfach immer schöner und interessanter.
Nette freundschaftliche/romantische Szenen und sobald Pigsy auftaucht kommt auch mehr Humor dazu (einer der mich irgendwie gut angesprochen hat).
Diese Konstellation hat vermutlich nicht nur mich an Beyond Good and Evil erinnert (auch das man zunächst mit so nem Luftkissenboot unterwegs ist).
Das Gameplay ist auch die meiste Zeit spaßig.
Der letzte Bosskampf war episch inszeniert und das Ende (trotz mittlerweile bekanntem Thema) schon speziell. Lässt einen irgendwie nachdenklich über, was die bessere Alternative gewesen wäre.
Das Spiel gibt da keine Antwort.
Wenn das Spiel den Feinschliff eines God of Wars besessen hätte, wäre es für mich wohl eines der Stärksten überhaupt in dem Genre.
Nightfire123456 schrieb am
Creepwalker hat geschrieben:Die PC Version ist genauso schlecht.
Die Hälfte der vier Menüeinstellungen funktionieren nicht mal.
Die Idee des Spiels mag ja gut sein, die Umsetzung ist eine Katastrophe.
Für mich maximal 60%....
Ich würde dem Game ne solide 70er Wertung geben. Ich fand das Spiel echt unterhaltsam aber man macht ja im Prinzip immer das gleiche, im prinzip wiederholt sich immer wieder alles. Das war mir dann irgendwann zu eintönig, habs deshalb auch nice durchgespielt
Creepwalker schrieb am
Die PC Version ist genauso schlecht.
Die Hälfte der vier Menüeinstellungen funktionieren nicht mal.
Die Idee des Spiels mag ja gut sein, die Umsetzung ist eine Katastrophe.
Für mich maximal 60%....
Chibiterasu schrieb am
Boah, das Spiel macht leider in der ersten Stunde schon mal keinen guten Eindruck...
Das Klettern öde und automatisiert, anspruchslos wie bei Uncharted
Das Gameplay ständig durch kleine gescriptete Szenen unterbrochen (zb wenn ne neue Gegnerwelle kommt - anstatt sie einfach kommen zu lassen)
Slow-Motion Finisher Cam (nicht meins)
Kamera furchtbar nahe dran am Charakter
Kamera wählt generell eher schlechte Perspektiven
Wenn man die Kamera dreht kommt so ne Bewegungsunschärfe hinzu (ich hasse das, wird mir irgendwie übel davon)
Pop Ups, Tearing, starke Kantenbildung und irgendwie fast die grässlichsten Schatten die ich je in nem Spiel gesehen habe - sind so netzartige Dinger durch die man die Polygone der Charaktere sieht (oder hat der Grafikchip meiner PS3 was?).
Das Setting an sich, die Charaktere und das Kampfsystem find ich ja ganz cool aber ich weiss nicht ob ich mich an den Rest gewöhnen kann.
Hat sich bei der PC Version da was getan, weiss das wer?
schrieb am

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