Ambitionen, Irrfahrt und Umbau
Wolcen: Lords of Mayhem hat eine turbulente Reise hinter sich und das Early-Access-Ende war mindestens genauso chaotisch wie der Weg dahin. Ursprünglich hieß das Spiel "Umbra" und wurde Mitte 2015 via Kickstarter finanziert. Damals wollten die Entwickler die Action von Diablo 3, die grafische Stärke von Crysis, die Stimmung aus dem ersten Diablo und die Freiheit von Skyrim in einem Hack-&-Slay vereinen - und das Ganze mit eigenen Ideen garnieren. Die eigenen Ambitionen waren gewaltig.
Im März 2016 startete der Early Access und mit den Jahren wurden geplante Inhalte gestrichen oder umgekrempelt. Weggefallen sind z.B. das komplexe Crafting-System - was mich überhaupt nicht stört - und die offene Spielwelt, die schon mehr ins Gewicht fällt, denn die aktuelle Umsetzung mit untereinander verbundenen Schlauch-Abschnitten erinnert schwer an Bekanntes. Dafür bediente sich das kleine
Wolcen-Team (13 Mitarbeiter) an vielen Elementen aus
Path of Exile,
Diablo 3 und am Warhammer-Design. Mitte 2018 wurde ein "komplettes Redesign" in nahezu allen Bereichen (Art Direction, Skills, Animationen, Levels, Spielmechanik etc.) in Angriff genommen und die frei drehbare Kamera
gestrichen.
Zu frühe Veröffentlichung
Die apokalyptischen Formen sehen eindrucksvoll aus, richten aber viel zu wenig Schaden an.
Nach weiteren Verschiebungen wurde im Juni 2019 der erste Akt fertiggestellt und in den Early Access geschickt. Daraufhin überlegten sich die Entwickler fast alle anderen Inhalte auf einen Rutsch rauszubringen und das Spiel im Februar 2020 zu veröffentlichen. Das war keine gute Idee, wie sich im Nachhinein rausgestellt, denn vieles an Wolcen: Lords of Mayhem ist unfertig, unzureichend getestet, fehlerhaft oder schlecht durchdacht. Das
Server-Chaos am Veröffentlichungswochenende und die schlimmen Datenbankprobleme (verschwundener Fortschritt) aufgrund zu schneller Hotfixes kamen erschwerend hinzu, aber zumindest und im Gegensatz zu Diablo 3 gab es einen Offline-Modus. Diese Variante ist nur solo spielbar und der erstellte Charakter kann nicht zu einem Online-Charakter für den kooperativen Mehrspieler-Modus umgewandelt werden.
Es ist völlig unverständlich, warum die letzten Inhalte nicht auch im Early Access getestet wurden. Die letzte
Inhaltslawine hätte viele Testläufe nötig gehabt, denn hinter den ganzen Problemen, versteckt sich im Kern ein richtig guter Hack-&-Slay-Vertreter.