"Weil man weiß, dass es Quatsch ist."
Und zumindest waren nicht nur Rex' neue Fähigkeiten die Mühe der drögen Nebenmissionen wert, weil er dann z.B. mehr Gesundheit erhielt oder die Möglichkeit, mit der Pistole eines Nahkampf-Opfers praktisch im gleichen Zug dessen Kameraden zu erschießen. Vor allem waren es die Waffen, für dich ich die langweiligen Wege in Kauf genommen habe. Es ist ja nicht so, dass ein Fazertron von Beginn an Laser verschießen
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"Die giftige Asche des Zweiten Vietnamkriegs ist die Geburtsstätte einer neuen Spezies abtrünniger Soldaten."
würde; diese Funktion musste ich mir erst verdienen. Der Schrotflinte (Galleria 1991 (!)) verpasste ich erst nach getaner Sammelarbeit einen vierfachen Lauf und auch dieses Scharfschützengewehr, das so frappierend an die Raketenwerfer aus Robocop erinnert, verschoss erst dann Sprengstoffmunition, nachdem ich sechs beliebige Tierarten getötet habe – extrem sinnlos, aber herrlich befriedigend!
Dabei möchte ich derartigen Sammelmist für gewöhnlich auf den Mond schießen. Warum ich mich hier noch darüber freue? Weil Blood Dragon das naive Actionkino der 80er und 90er Jahre wiederaufleben lässt, ohne es auch nur ein Pixel weit für voll zu nehmen. Die pubertäre Lust am Dauerfeuer aus einem Hubschrauber zu Long Tall Sally, wie es auch in Predator gespielt wurde – wenn der testosterongesteuerte Humbug, bei dem meine Freundin aus dem Zimmer flieht, Methode hat, dann funktioniert Sinnlosaction ganz hervorragend.
Das originale Far Cry 3 nahm seinen mäßig spannenden Inseltrip viel zu ernst, als dass ich seine zum Selbstzweck verkommene Ballerbude ernst nehmen konnte. Blood Dragon
Blutdrachen - die Titelantihelden und stärksten Gegner des Mark-IV-Cyborgs.
verzichtet auf jeden Ernst, während ein grantiger Rex Power Colt den hohlen Sammelkram und die hanebüchene Action mal genervt, mal überzogen euphorisch kommentiert. Man schmunzelt, weil man weiß, dass es Quatsch ist.
Generation Schwarzenegger
Überhaupt sind Referenzen und Kommentare die größte Stärke des Spiels. Schon das Tutorial spricht jedem Spieler aus der Seele, dem sperrige Einführungen zum Hals heraushängen. Es gibt eine wissenschaftliche Ausführung über die Gewalt in Videospielen, einen D20-Würfel sowie einen Soundtrack, der nicht nur an die elektronische Schule eines Vangelis‘ erinnert, sondern munter Blade Runner oder auch Terminator zitiert.
Dabei macht sich Blood Dragon nicht nur über die Filme und Spiele „seiner“ Zeit lustig; es lebt die Generation Schwarzenegger, als würde sie gerade erst stattfinden. Die in ständiges Dunkel getauchte postnukleare Insel etwa, auf der neonstrahlende Lichtquellen wie aus dem Nichts blaue und rote Akzente setzen, könnte ein Ableger zu Disneys erstem Tron sein. Cyber-Panther, Robo-Hunde, VHS-Kasetten, Atomkrieg: Die Geschichte trieft in jeder Sekunde so phänomenal vor Klischees, dass man diesem Far Cry eigentlich Museumsstatus zusprechen müsste.