Zurück auf Anfang
Aber zurück zum Anfang: Zum Glück lässt sich die Zeitmaschine des unsicheren Mc Chronicle zum Beheben von Missgeschicken missbrauchen. Ein Dreh an der Kurbel, schon verschwimmt das Bild, es macht „Wiku-wiku-wiku“ und Rufus wacht erneut im Ballon auf, um von seinen wirren Träumen zu erzählen. Falls ich etwas letztes Mal noch nicht lösen konnte oder falsch gemacht habe, besteht dann die Chance, es anders zu machen – so ähnlich wie im Kinofilm „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Mit einem technischen Trick bekomme ich z.B. den notorischen Trinker Tuck dazu, sich wie Rufus an vergangene Durchgänge zu erinnern (natürlich nicht ohne zahlreiche Anspielungen auf alkoholbedingten Gedächtnisverlust), so dass er bei der Jagd auf den rosa Elefanten helfen kann. Die stetigen Wiederholungen sind mir zunächst noch richtig auf die Nerven gegangen. Oft wusste ich nicht, ob ich sämtliche Gegenstände und Rätsel noch einmal abklappern sollte, oder ob nach dem nächsten Dreh an der Kurbel eh alles für die Katz gewesen sein würde. Bei späteren Durchgängen schrumpften aber zum Glück die Möglichkeiten, so dass ich meist auf die richtige Fährte geführt wurde.
Im weiteren Spielverlauf haben die Entwickler den Umgang mit Zeitebenen und Portalen zum Glück etwas motivierender gestaltet. Auch auf seine elysianische Angebetete Goal trifft der Protagonist im Laufe seiner Reise immer wieder, wobei sie ihn zunächst natürlich noch gar nicht kennt - was Vor- und Nachteile besitzt. Zu Beginn weiß sie natürlich noch nicht, ob sie Cletus‘ seltsamem Doppelgänger vertrauen kann, andererseits war sie immerhin noch kein Opfer seiner zahlreichen Schnapsideen.
Elysium sah auch schon mal heiler aus...
Ein Wiedersehen mit alten...
Als Rufus und sein neuer Gefährte Mc Chronicle schließlich in der sagenumwobenen Oberschichten-Welt Eylsium landen, sieht es dort ganz anders aus als erwartet. Irgendjemand hat offenbar ein gewaltiges Chaos angerichtet, also kann Rufus sich nur noch mit im Sterben röchelnden Angestellten und der trotz allem noch blendend gelaunten Service-Blume Ronny unterhalten. Dieser mechanische Avatar des Zentralcomputers ist ein echtes Highlight unter den ohnehin herrlich durchgeknallten Figuren. Nachdem Rufus erst einmal an seiner Festplatte herumgepfuscht hat, durchlebt er eine erstaunliche Persönlichkeitsveränderung. Seine kleine Musical-Ballade im Angesicht des Chaos ist ebenfalls einfach nur großartig!
Auch beim Design anderer bizarrer Figuren und ihrer Dialoge offenbart sich wieder Pokis unverwechselbares Gespür für unterhaltsamen Wahnsinn. Jedes noch so profane Detail wird mit herrlich unsinnigen Kommentaren und Seitenhieben ausgeschmückt: „Oh, ein Schnabeltierkorb. Wofür der wohl gut ist?“
Mein nerviges Ich
...und neuen Bekannten wie dem schwülstigen Pimpi und seinem assoziativ brabbelnden Herzblatt Schnixi.
Auch die weitere Reise hat jede Menge verschrobener Figuren aufzubieten, die zwar schlicht aber trotzdem putzig gezeichnet sind. Ob nun der romantische Zuhälter-Clown Pimpi, die realitätsfremden vollgefressenen Elysianer oder die putzigen Schnabeltiere – irgendwie sind sie mir alle ans Herz gewachsen. Ein gastronomischer Angestellter in einem Zeitloch wird z.B. von seinem verbitterten älteren ich gepiesackt: Dessen einzige Freude ist es, anderen Leuten (oder eben seinem jüngeren Selbst) den Tag zu vermiesen. Auch die wahre Identität des rosa Elefanten ist gleich auf mehreren Ebenen komisch. Sogar die durch diverse Zeitebenen marodierenden grünen „Fewlock“-Monster müssen für ein albernes Wortspiel herhalten, weil der Begriff „Morlocks“ aus dem Roman „Die Zeitmaschine“ rechtlich geschützt war.