Der Kampf ist ebenfalls ein Element, bei dem sich Ninjago von anderen Lego-Titeln unterscheidet. Zwar weiterhin auf die Benutzung weniger Knöpfe ausgerichtet, hat man hier zahlreiche Spezialangriffe zur Verfügung, um massive Komboketten zu erstellen, die wiederum dafür sorgen, dass der Multiplikator für eingesammelte Steine in die Höhe schnellt. Das ist zunehmend wichtig, da man sich vom bisherigen Standard der innerhalb eines Levels zu erreichenden Punktzahl abwendet. Stattdessen gibt es 20 globale Ninja-Stufen, für die man eine bestimmte Anzahl eingesammelte Lego-Noppen vorweisen muss, die man nun über alle Spielvarianten hinweg erspielen kann und die mit neuen Teilen für den umfangreichen Figureneditor bzw. neuen Charakteren locken. Da man beim Durchforsten der Abschnitte im „freien Spiel“ auch auf Elemente und Schalter stößt, die Anforderungen stellen, die nicht von den Protagonisten erfüllt werden und z.B. mit Lord Garmadons Schergen auch unter Wasser laufen bzw. schwimmen kann, hat man eine zusätzliche Motivation, allen Geheimnissen auf die Schliche zu kommen. So wird die Story-Spielzeit, die mit sechs bis siebeneinhalb Stunden für ein vollpreisiges Lego-Spiel relativ kurz ausfällt, in etwa verdoppelt, so dass man unter dem Strich genug Inhalte bekommt. Auf einen Season Pass, der zuletzt bei Lego Star Wars eingesetzt wurde und weitere Level bzw. thematische Figurensets freischaltete, wird hier verzichtet.
Alles beim Alten
Trotz aller Anleihen bei Dimensions bzw. wie im Fall der so genannten „Multi-Builds“ bei Das Erwachen der Macht, das die an verschiedenen Positionen möglichen Bauten zuerst integrierte sowie dem überarbeiten Kampfsystem spielt sich Lego Ninjago nicht großartig anders als andere Plastikstein-Abenteuer. Doch dem Gefühl der angenehmen Vertrautheit, das dafür sorgt, dass jeder, der schon einmal einen Lego-Titel spielte, hier umgehend Zugang findet und genauso unterhalten wird, wie man es erwartet. Es gibt in den Abschnitten etwas mehr versteckte Geheimnisse als üblich und mit Flugsequenzen, in denen man einen Mecha-Drachen auf einer vorgegebenen Strecke reitet und Gegner ins Visier nimmt, gibt es ordentliche, aber keineswegs herausragende Abwechslung vom Action-Alltag. Zudem spielt die Vertikale einer größere Rolle: Sowohl in der
Zu den offenen Arealen gehören neben Großstadt und einem Vulkan auch ein üppiger Dschungel.
pulsierenden Großstadt Ninjago als auch in späteren Abschnitten wie einem Vulkan oder einer Schlucht, die man durch- und überqueren muss, ist man als einer von sechs Ninjas bzw. in der Rolle ihres Mentors häufig in luftiger Höhe unterwegs.
Beim Rätseldesign geht Ninjago ohnehin keine neuen Wege. Es gibt Schalter, die nur von bestimmten Figuren betätigt werden können, während bestimmte Hindernisse eine besondere sowie abermals mit einem Charakter verknüpfte „Spinjitzu“-Fähigkeit verlangen. Es ist jedoch nichts dabei, was man als Kopfnuss bezeichnen könnte, während kooperative Rätsel in der Ninjago-Welt deutlich zurückgestuft wurden – immerhin reagiert die KI in diesen wenigen Momenten gut und bringt sich entweder in Position oder fordert einen zum Figurenwechsel auf, falls man keinen menschlichen Spieler parat hat, der einem unter die Plastikarme greifen könnte. Schade ist auch, dass sich die sechs Hauptninjas trotz leichter Unterschiede im Kampf hinsichtlich Reichweite oder Durchschlagskraft nicht weit genug voneinander absetzen und abseits der Schalterrätsel austauschbar sind. In dieser Hinsicht ist Lego Dimensions deutlich weiter.
Ich bau dir eine Welt aus Stein
Dafür jedoch hat The Lego Ninjago Movie das steinigste Artdesign aller klassischen Lego-Titel, wird eigentlich nur von dem MineCraft’schen Bauklotz-Abstecher Lego Worlds übertroffen und zieht damit in etwa mit The Lego Movie gleich. Denn in nur wenigen Abschnitten setzt Traveller’s Tales auf den bewährten 50:50-Mix aus realistischen Elementen, in die Lego-Bauten gepflanzt werden. Das gibt es hier zwar auch noch, doch zumeist wird die Umgebung von Legosteinen bzw. –Konstruktionen
Zu den Ninjas gehört auch ein Android.
dominiert. Das hinterlässt nicht nur einen sehr stimmungsvollen Gesamteindruck, sondern wird auch im Rahmen von vorgesehener Level-Zerstörung genutzt – immerhin geht es hier darum, den fiesen (?) Lord Garmadon aufzuhalten, der vor nichts und niemand halt macht.
Überhaupt ist das audiovisuelle Design gelungen, das sich in den Ladenbildschirmen an klassischen Martial-Arts-Filmen aus den 70er und 80er Jahren orientiert (Stichwort: Shaw Brothers). Die Sprachausgabe gibt sich sowohl in der deutschen als auch in der englischen Orignal-Fassung keine nennenswerte Blöße. Einzig der Humor, der sich offensichtlich am Filmvorbild orientieren muss, dass hier auch mit einigen, teils langen Original-Ausschnitten gewürdigt wird, ist für Lego-Verhältnisse gerade mal durchschnittlich. Szenen, in denen man von in seinem mit Darth-Vader-Devotionalien gefüllten Zimmer wütenden Kylo Ren oder den tanzenden Rohan-Rittern aus Der Herr der Ringe bespaßt oder mit den satirischen Kommentaren eines Lego City Undercover konfrontiert wird, sucht man hier vergebens. Die jüngere Zielgruppe wird dennoch genug komödiantische Situationen vorfinden – nur eben deutlich zahmer.