Test: Metal: Hellsinger (Shooter)

von Eike Cramer



Metal: Hellsinger: Heavy Metal in der Hölle
Mit Heavy Metal durch die Hölle
Entwickler:
Publisher: Funcom
Release:
15.09.2022
15.09.2022
15.09.2022
Spielinfo Bilder Videos
Metal und Shooter? Das ist nicht erst seit dem brachialen Soundtrack von Doom (2016) ein Match made in Hell. The Outsiders bringen jetzt zusammen, was zusammengehört. Bei Metal: Hellsinger wird nämlich auf den Beat geschossen. Ob das, zusammen mit einer illustren Sängerinnen-Riege, schon für den Highscore reicht? Der Test gibt Antwort.

Ein Metal-Shooter-Traum


Es ist fast so, als ob sich The Outsiders für Metal: Hellsinger mit ihrem eigenen Blut eine Feature-Checkliste an die Studio-Wand gepinselt haben, die sich ausschließlich an meinem persönlichen Geschmack orientiert. Die Schweden verbinden nämlich einen schnellen, Doom-ähnlichen Shooter mit dem Groove eines Rhythmusspiels – und als wäre das noch nicht genug bringen sie einige meiner liebsten Metal-Frontleute stimmgewaltig ins Spiel, die die eigens für die acht Level geschriebene Songs mit ihrem Gesang abrunden. Wie gesagt: Metal: Hellsinger scheint von vornherein genau das Spiel zu sein, das nur für mich gemacht wurde.

Achtung, fertig, Metal: Bei Metal: Hellsinger steht vor allem der Song im Vordergund.
Achtung, fertig, Metal: Bei Metal: Hellsinger steht vor allem der Song im Vordergrund.
Die Grundlagen der höllischen Schießerei sind dabei schnell erklärt: Ich muss mich als wütende Dämonin „Unknown“ mit flammenspeiendem Totenschädel-Begleiter, Akimbo-Revolver und Shotgun in den acht Höllen durch dämonische Horden fräsen, um letztlich den „Judge“, also die Höllenfürstin höchstpersönlich, mit ihren Verfehlungen zu konfrontieren. Die hat mir nämlich die Stimme genommen, die mich zum „Hellsinger“ hätte machen können. Oder so ähnlich. Die Story ist dabei ungefähr so interessant wie die Namenswahl der Hauptfigur, erinnert mit himmlischer Einmischung gleichzeitig aber frappierend an die Himmel-und-Hölle-Erzählung von Doom Eternal. Ich muss aber zugeben: Was hier wie erzählt wird, ist mir wirklich herzlich egal. Immerhin lassen sich die etwas zu langgezogenen Zwischensequenzen vor dem Start in eine neue Hölle komfortabel abbrechen...

Mit Rhythmusgefühl durch die Hölle


Leider transportieren Screenshots keinen Sound. Der Metal-Soundtrack von Metal: Hellsinger ist famos.
Leider transportieren Screenshots keinen Sound. Der Metal-Soundtrack von Metal: Hellsinger ist famos.
Das eigentliche Highlight von Metal: Hellsinger ist nämlich die gelungene Verbindung aus Rhythmusspiel und Shooter. Jede Aktion, vom Dash über den Doppelsprung bis hin zum Abfeuern der Schießeisen sollte nämlich auf den Beat der drückenden, modernen Metal-Tracks passieren, die die Audio-Kulisse dominieren. Ähnlich wie bei Guitar Hero oder Rhythmus-Klassikern wie Amplitude und Frequency sorgt hier eine optische Markierung am Fadenkreuz zusätzlich für Orientierung, wie realitätsnah das eigene Rhythmusgefühl ist. Der Musiker in mir wünscht sich zwar ab und zu einen Click, also ein hörbares Metronom, das mir noch mehr Orientierung im Bassdrum-Gewitter bietet. Insgesamt funktioniert das System aber vorbildlich, nicht zuletzt, weil ich zunächst die Latenzen von Ton und Bild kalibrieren kann, bevor ich mich in den Shooter stürze.

Mit perfekten Rhythmus-Treffern fülle ich einen Multiplikator, der mir je nach Stufe eine weitere Instrumentenebene in den Backingtrack einfügt. Erst beim Maximal-Level setzen die Vocals ein. Ich schieße also, um den ganzen Song zu hören – eine Verbindung aus Musik und Spie, die für mich wirklich wahnsinnig gut funktioniert. Denn dank seines Fokus auf den Song und das Killen zum Beat, das aufgrund des ziemlich präzisen Shooters ziemlich rockt, zieht mich Metal: Hellsinger in einen martialischen Tunnel. Ich rasiere hochkonzentriert durch die bis zu 30 Minuten langen Level, die Kopfhörer bis zur Schmerzgrenze aufgerissen. Jeder Klick, jeder Sprung, jeder Dash auf dem Beat. Der entstehende Flow ist zwar nicht so brachial oder frenetisch wie bei Doom Eternal, trotzdem befindet man sich wie in einer gitarrenlastigen Trance, während man die Höllenbrut zu ihrem Schöpfer schickt.

Natürlich wird während der Gefechte auch die eigene Beat-Trefferserie mitgezählt, mit der man nach und nach Verbesserungen wie eine schnellere Ultimate-Generierung oder explosive Finisher freischaltet. Diese gehen bei einem Schuss neben dem Rhythmus oder bei einem Treffer sofort verloren, sodass ich mich bemühen muss, jederzeit auf dem Beat zu bleiben und durch geschickte Bewegungen und Dashes den Feinden zu entgehen.

Ein Shooter voller Metal-Stars


Es gibt insgesamt acht durchaus sehenswerte Level, die bis zu 30 Minuten lang sind.
Es gibt insgesamt acht durchaus sehenswerte Level, die bis zu 30 Minuten lang sind.
Toll ist auch, wie gut die Songs auf ihre jeweiligen Sänger zugeschnitten wurden. Bei Mikael Stanne und Björn Strid tendieren die Tracks z.B. stärker Richtung Melodic Death Metal der Göteburger Schule, den ihre Bands Soilwork und Dark Tranquillity miterfunden haben, während Lamb-of-God-Frontmann Randy Blythe über einem Groove-Metal-Monstrum thront. Schön ist zudem, dass sich neben den Superstars Matt Heafy (Trivium) und Serj Tankian (System of a Down) mit Alissa White-Gluz (Arch Enemy) und Tatjana Shmaliyuk (Jinjer) auch zwei Frontfrauen in die Sägerinnen-Riege einreihen, die zwar auch Klargesang beherrschen, vor allem aber mit ihren gutturalen Shouts auffallen. Die ukrainische Metal-Maschine Jinjer ist dabei ähnlich wie die Nu-Metal-Giganten System of a Down ein musikalischer Schmelztiegel moderner Spielarten, der auch vor Soul-, Hip-Hop- und Folk-Einflüssen nicht zurückschreckt. Umso besser, dass sich viele dieser Elemente auch im von Shmaliyuk befeuerten Track wiederfinden. Wer die Bands der vertretenen Künstler kennt, der weiß jetzt was auf ihn zukommt. Alle anderen sollten aber wissen: Wer AC/DC für Metal hält, der wird mit Hellsinger definitiv nicht glücklich.

Trotzdem ist aber nicht alles Teufelsgold was glänzt. Denn Metal: Hellsinger hat für meinen Geschmack deutlich zu wenig Inhalt. Klar: Da pro Abschnitt mindestens ein Song gebraucht wird, ist es sicher nicht ganz trivial, neue Arenen zu entwerfen. Trotzdem sind die acht Level, die ich in unter vier Stunden absolviert habe, eindeutig zu wenig. Und auch spielerisch hinken die Entwickler von The Outsiders ihrem Vorbild Doom hinterher. Ja, es gibt Finisher, um Lebensenergie dazuzugewinnen – die funktionieren aber zu einfach und sind im Vergleich zu den brutalen Glory-Kills viel zu unspektakulär. Gleiches gilt für weite Teile des Leveldesigns, das meist nur aus einer Reihe von Shooter-Arenen besteht, die durch Korridore miteinander verbunden sind. Erkundungsanreize wie Sammelgegestände gibt es nicht und auch Sprungpassagen oder kleine Schalterrätsel sind nicht vorhanden. Klar: Es geht wie bei anderen Rhythmusspielen natürlich vor allem um die Hatz nach dem höchsten Score, trotzdem wäre etwas mehr Abwechslung schön gewesen

Kommentare

PixelMurder schrieb am
Die Demo hat mir persönlich nicht geholfen, ich habe spontan gedacht, wieso spiele ich nicht wieder mal DOOM: Eternal. Es fühlte sich ziemlich zäh und langweilig an, hatte spätestens nach 10 Minuten genug.
Herschfeldt schrieb am
Arnulf hat geschrieben: ?13.09.2022 21:46 Schade, wäre es Thrash Metal fokusiert, wäre es ein Pflichtkauf für mich gewesen.
Spiele gleich mal die Demo! Die neue Defleshed kommt ja bald. Sind die nicht auch im Game??
Eisenherz schrieb am
Ich warte auf die Volksmusik-Mod.
Arnulf schrieb am
Schade, wäre es Thrash Metal fokusiert, wäre es ein Pflichtkauf für mich gewesen.
Vin Dos schrieb am
Hab ich bei PcGames da eine Wertung von 9 gesehen, oder täusche ich mich da?
schrieb am