Nicht nur das Werkzeug ist ha(r)kelig
Was dagegen für Frust beim Ackern sorgt, ist die unpräzise Steuerung. Futter nachfüllen oder das richtige Feld zum Harken auswählen wird schnell zur Geduldsprobe. Im Verlauf des Spiels könnt ihr beim fahrenden Händler, der zwei Mal pro Jahreszeit ins Dorf kommt, bessere Werkzeuge kaufen, die dann auch einen erweiterten Radius haben. Die Eingaben werden allerdings nicht immer zuverlässig umgesetzt.
Die verbesserten Werkzeuge erleichtern die Farmarbeit, schützen aber nicht vor der hakeligen Steuerung.
Unzählige Male haben wir trotz der richtigen Taste doch nur ein Feld anstelle von mehreren gewässert. Die Bewegungen eurer Figur selbst sind beschränkt auf die acht Richtungen des Sticks, was es nicht gerade leichter macht, gezielt zu manövrieren. Wenn dann auch noch die beiden Forscher in der Mine zu nah an eurem Ausgrabungspunkt stehen und ihr plötzlich nicht mehr weiterbuddeln könnt, fragt man sich aufs Neue, wieso das Remake nicht über eine modernere Steuerung verfügt.
Zudem gibt es auf der Switch einen unnötig intensiven Vibrationseffekt, sobald ihr über einen Zaun springt oder einen Fisch aus dem Wasser zieht – die übrigens zufällig erscheinen, sobald ihr die Angel auswerft. Gelegentlich stehen sich die größeren Tiere gegenseitig im Weg und ruckeln und zucken sich dann ihren Weg in den nächsten Frame. Aber dann leiden sie wenigstens mit euch, wenn ihr verzweifelt versucht, den richtigen Winkel zum Futternachfüllen zu erwischen.
Ansonsten läuft A Wonderful Life flüssig, aber ein paar kleine Fehler lassen sich hier und da entdecken: Zum Beispiel, wenn Charaktere erneut mit euch reden, obwohl ihr die Taste kein zweites Mal gedrückt habt, oder anstelle der richtigen Anrede das Entwicklerkommando im Textkasten zu sehen ist. Alles keine riesigen Kritikpunkte, in Kombination mit der Steuerung machen sie allerdings einen unsauberen Eindruck.
Ein zeitloses Spiel oder aus der Zeit gefallen?
Dieser Test hat es uns nicht gerade leicht gemacht. Bei einem Remake stellt sich immer die Frage, worauf der Schwerpunkt liegt und welche Aspekte relevant sind. Soll es in erster Linie darum gehen, wie originalgetreu oder modern das Original umgesetzt wurde? Oder ist es wichtiger, zu beurteilen, wie gut das reine Spiel ist, das uns heute vorliegt? Wir versuchen, beides zu berücksichtigen, schließlich möchten wir euch im Endeffekt sagen können, ob sich der Griff zum Controller für euch lohnt.
Familienplanung ist zwangsläufig nötig, um nach dem ersten Jahr spielen zu können. Kümmern müsst ihr euch nur um die Interessen, aber nicht um das Wohlergehen des Kindes.
Was vor 20 Jahren innovativ und abwechslungsreich war, ist heute schlicht veraltet. Farmsimulationen gibt es wie Sand am Meer, schaut euch nur mal an, wie viele Teile von Story of Seasons mittlerweile auf dem Markt sind. Wichtig ist also vor allem die Erwartungshaltung: Beim Remake von A Wonderful Life bekommt ihr einen leicht überarbeiteten, beliebten Klassiker aus dem Jahr 2003 serviert, was sich in der Art des Gameplays deutlich bemerkbar macht. Wenn ihr das Spiel damals mochtet und aus Nostalgie erneut einen Hof aufbauen und eine Familie gründen möchtet, werdet ihr mit der Neuauflage und ihren Verbesserungen sicher eure Freude haben.
Wenn ihr damit keine Berührungspunkte und einfach Lust auf ein virtuelles Leben auf dem Bauernhof habt, empfehlen wir euch das Spiel nicht unbedingt. Die Familienplanung rückt hier stark in den Vordergrund und ist der treibende Faktor eures Alltags, der Umgang mit den Tieren und das Anbauen und Ernten der Pflanzen sind zweitrangig und fallen entsprechend schlank aus. In den neueren Teilen habt ihr deutlich mehr zu tun und seid freier darin, eure Farm zu gestalten – heiraten könnt ihr dort allerdings auch. Greift dann also lieber zu einem der anderen Spiele.