Verbesserungen im Detail
Das Wettersystem wird weiter optimiert.
Was dagegen jetzt schon auffällt, sind die vielen Verbesserungen im Detail, wenn man in den Einzelrennen seine Runde dreht. Alternativ zur kompletten und gekürzten Qualifikation gibt es neuerdings auch eine extrem kurze Variante, die an das Einzelzeitfahren erinnert, das zwischendurch in der Formel Eins eingeführt wurde. Hier zählt nur eine schnelle Runde, während die Leistungen der anderen Piloten durch Geisterwagen abgebildet werden. Man ist also ganz alleine auf der Strecke und muss sich nicht mit dem Verkehr herum ärgern.
Dieser wird jetzt bei den übrigen Varianten des Qualifyings in Echtzeit auf einer Minikarte am Boxenmonitor angezeigt - man kann also selbst den Moment abwägen, wann man am besten aus der Garage herausfahren sollte. Zudem kann man sich im Vorfeld des Rennens bewusst für eine aggressive, normale oder vorsichtige Benzinstrategie entscheiden. Das Umschalten zwischen den Mischungen im Rennbetrieb funktioniert wie gehabt über das Digitalkreuz, doch je nach gewählter Strategie wird der Spielraum kleiner, das leistungsstärkste Gemisch einzusetzen, doch bekommt man dafür im Gegenzug mit weniger Benzin an Bord ein leichteres Fahrzeug, was sich positiv auf Beschleunigung und Geschwindigkeit auswirkt.
Direktere Lenkung
Neuerdings kann man eine leicht versetzte TV-Ansicht anwählen.
Sitzt man endlich wieder im Cockpit, fallen gleich mehrere Dinge auf: Da wäre zum einen die neue, leicht versetzte TV-Ansicht, welche die bisherigen Außen- und Innenperspektiven ergänzt. Mein Fall ist sie zwar nicht, aber es wird sicher Spieler geben, die dem etwas abgewinnen können. Stärker fällt die überarbeitete Steuerung ins Gewicht, wodurch die Boliden beim Einlenken noch direkter reagieren. Freunde von Hardcore-Simulationen werden allerdings wieder bemängeln, dass sich die PS-Monster zu gutmütig anfühlen, aber die Fahrphysik stellt selbst ohne Hilfen wie ABS und Traktionskontrolle halt mehr einen Kompromiss aus Spielbarkeit und Realismus dar. Trotzdem wird die Illusion, in einem flotten F1-Boliden seine Runden zu drehen, wieder klasse eingefangen. Neben den detailliert modellierten Flitzern tragen auch die Motorenklänge ihren Teil dazu bei, die in der 2012er-Edition noch eine Spur kerniger wirken. Der Reifenverschleiß der Pirelli-Pneus ist in dieser Saison das große (Streit-)Thema in der Formel Eins und wird auch im Spiel berücksichtigt. Offensichtlich ist der Abbau standardmäßig aktiviert und lässt sich bisher in den Optionen nicht abschalten. So spürt man auch hier, wie das Grip-Niveau vor allem bei der weicheren Reifenmischung konstant abnimmt. Michael Schumacher beschrieb in einem Interview seine Erfahrungen mit den Pirelli-Pneus als Fahren wie auf rohen Eiern, bei dem man das Auto aufgrund der kurzen Haltbarkeit nicht mehr ans Limit bringen kann. Das ist bei F1 2012 anders: Hier rast man weiterhin auf der äußersten Rille und muss auch keinen plötzlichen Komplettverlust der Bodenhaftung befürchten. Codemasters hat sich wohl zugunsten der Spielerfahrung dafür entschieden, die Reifencharakteristik zu entschärfen - und das ist gut so. Plattfüße kann man sich allerdings trotzdem noch einfangen.
Bei Überholmanövern mit oder ohne DRS kann es schon mal eng werden. Die KI wirkt aber fairer als im Vorjahr und ist weniger auf Rempeln aus.
Beim dynamischen Wettersystem wollen die Entwickler ebenfalls noch Hand anlegen: So soll es in der finalen Version möglich sein, dass nur Teilbereiche der Strecke bei Regenschauern nass werden, was für zusätzlichen Nervenkitzel sorgen dürfte. Die Auslegung der Flaggenregeln und Strafen gaben in den letzten Teilen immer wieder Anlass zu Diskussionen. Auch bei meinen Probefahrten konnte ich wieder beobachten, wie mich ein anderer Fahrer ungestraft in einer Gelbphase überholte und mir den Sieg vor der Nase wegschnappte. Doch es gibt auch Lichtblicke, denn die Entwickler haben auch hier sinnvolle Verbesserungen in petto: Verschafft man sich z.B. durch eine Abkürzung einen unfairen Vorteil und überholt dabei ein Fahrzeug, hat man ab sofort ein paar Sekunden lang die Gelegenheit, den Fehler auch unabhängig von der Rückspulfunktion auszubügeln, indem man den Fahrer vor dem Ablauf des Countdowns wieder passieren lässt. Auch Details wie das Überfahren der weißen Linie an der Boxenausfahrt werden mittlerweile erkannt und mit Strafen geahndet - so muss das sein! Bei leichten Berührungen scheint man zudem nicht mehr ganz so penibel zu sein: Wurde mir im Vorgänger selbst bei unverschuldeten Rempeleien oft der schwarze Peter in Form einer Zeitstrafe zugeschoben, halten sich die Stewards mit übertrieben drakonischen Maßnahmen zurück. Enttäuschend zeigt sich dagegen noch das Schadensmodell, bei dem selbst heftige Einschläge oft ohne schwere Konsequenzen bleiben. Hier müssen die Engländer noch zulegen! Ebenfalls schade, dass man auch 2012 wieder auf eine cool inszenierte Siegerehrung mit Podest, Champagner und Hymnen verzichten muss. Stattdessen gibt es wie gehabt Szenen aus dem Parc Fermé zu sehn.