Qualität statt nerviger Quantität
Der größte Unterschied zu vielen anderen Rollenspielen ist die Kreativität im Gegnerdesign: Man kämpft nie gegen 0815-Kroppzeug, sondern stets gegen bizarre Charaktere. Jeder Feind hat individuelle Angriffsmuster, die zu seiner Person passen.
Andauernd trifft man bekannte Charaktere aus der Serie oder Stars.
So kämpft man gegen pädophile Priester, die sich Analperlen aus dem Hintern ziehen und sich damit quer über das Spielfeld kasteien. Fiese Sechstklässler pinkeln in Ballons, die einen zum Erbrechen bringen, wenn man nicht rechtzeitig ausweicht. Und nicht zu vergessen die von Hooters inspirierten „Raisin Girls“, die mich mit ihren Küssen eine Weile ausknocken.
Man freut sich wirklich über jede zufällige Konfrontation: Wer wird diesmal aufs Korn genommen und wie muss ich mich diesmal positionieren, um möglichst viel Schaden zu machen?
Besonders viel Spaß macht das natürlich im Team: Vor jeden Kampf kann man wählen, welche drei Sidekicks mitkämpfen sollen. Während „Human Kite“ Kyle als Heiler fungiert, plättet „Mosquito“ Gegner, indem er quer über das Spielfeld fliegt oder tausende Stechmücken hervorzaubert. Nicht zu verachten sind Jimmys Schleich-Fähigkeiten und Craigs Schutzschild. Vor allem im Team wird das Spiel noch strategischer:
Die Kämpfe sind diesmal das Herzstück des Spiels: Jeder Gegner hat individuelle Eigenarten.
Während offensive Brawler den Feind mit Faustschlägen beharken, frieren Elementalists Gegner ein oder heilen das Team mit Delfinen. Während der eine drei Gegner auf einmal zurückstößt, kann der andere quer über das Feld reisen und ihnen den Garaus machen. Das allein ist schon unheimlich aufregend und wird durch die blöden Sprüche und kreativen Attacken noch mehr aufgewertet.
Aller Rollenspiel-Anfang ist träge
Wie beim Vorgänger scheint die Geschichte des Spiels eher Nebensache zu sein. „The Coon“ Cartman trommelt seine Jungs zusammen, um ein Superhelden-Franchise im Stil der Marvel-Filme aufzubauen und die Welt vor Katzenräubern und Kotangriffen zu retten. In der geheimen Basis kriegt der eigene Charakter „Douchebag“ dann noch eine traumatische Hintergrundgeschichte verpasst und die Reise beginnt. Es dauert eine Weile bis man die wirklich coolen Aufträge annehmen darf und unter anderem auf Filmstars trifft, die einem als Mitarbeiter eines mexikanischen Taco-Ladens das Crafting-System erklären. Zu Beginn besteht die einzige Aufgabe darin, genügend Selfies mit Anwohnern zu machen, um die eigene Beliebtheit auf „Coonstagram“ zu steigern. Was zuerst noch ganz spaßig ist, wird schnell zur langweiligen Routine.
Zu Beginn gibt es nur wenige spannende Fundstücke. Vor allem Crafting-Materialien können zu spät sinnvoll eingesetzt werden.
Auch das Sammeln von Crafting-Materialien, in den eher langweilig gestalteten Wohnhäusern der Kinder, weiß erst im späteren Spielverlauf zu gefallen. Denn zu Beginn fehlen einem die richtigen Rezepte und Zutaten, die man später in Geschäften erwerben kann. Dann kann man anhand neuer Fähigkeiten auch andere Wege und Sammelgegenstände wie japanische Yaoi-Kunst finden. Wie in fast jedem Rollenspiel dauert es bis alle Elemente wie die Schnellreise freigeschaltet sind und alle Mitglieder rekrutiert sind. Sobald sich die Spielwelt nach der Einführungsphase öffnete und man South Park frei erkunden konnte, gab es keinen Moment, der mich nicht gut unterhielt. Den etwas trägen Einstieg hat man spätestens nach dem Besuch bei Mr.Mackey, der einen befragt, ob man Transgender oder Cisgender; weiblich, männlich oder „other“ ist, längst vergessen.