Tekken 8: Jin gegen den Rest der Welt
Sie können es nicht lassen: Seit rund 30 Jahren boxen sich Kazuya Mishima und sein Sohn Jin gegenseitig aus den Latschen.
Ich starte Tekken 8 mit dem Storymodus, der sich wieder einmal – oder besser gesagt nach wie vor – mit dem Konflikt zwischen dem Mishima-Clan und dem Kazama-Clan, namentlich zwischen Kazuya Mishima und seinem Sohn Jin Kazama, beschäftigt. Ich muss gestehen, dass ich lange Zeit die
Story in Kampfspielen bestenfalls sekundär fand. Wen interessiert eure Hintergrundgeschichte? Ich will sehen, wie ihr euch gegenseitig verprügelt! Allerdings muss man Tekken wie auch konkurrenzfähigen Mitbewerbern attestieren, dass die Stories mittlerweile recht opulent inszeniert sind. Schon in
Tekken 7 gab es schick animierte Zwischensequenzen und auch im Nachfolger bekomme ich schon
in den ersten Kapiteln bombastische Bilder zu sehen und viele Charaktere präsentiert. Was mich stört: Ich spiele ausschließlich mit Jin (den ich relativ unsympathisch finde und in Versus-Kämpfen mit Freunden so gut wie nie wähle) als Hauptcharakter. Das macht die ganze Sache automatisch von Beginn an schon mal eine Stufe uninteressanter. Wenn man da
Mortal Kombat 1 als Vergleich nimmt: Im Story Mode werden Kung Lao und Raiden schnell als Hauptcharaktere etabliert, trotzdem spielt man früh auch schon mit Johnny Cage, Baraka oder Reptile.
Die Story selbst ist nicht besonders tiefgründig: In einem Städteblöcke zerstörenden Kampf unterliegt Jin einmal mehr seinem Vater und bekommt zusätzlich auch noch seine teuflischen Kräfte entzogen. Während Kazuya sich anschickt, zum Herrscher der Welt aufzusteigen und ein neues King of the Iron Fist Tournament ausruft, wird Jin von der Rebellentruppe Yggdrasil um Lars Alexandersson, Lee Chaolan und Alisa Bosconovich aufgenommen. Er muss trainieren, um seine
dämonischen Kräfte wieder hervorrufen zu können und außerdem an den Qualifikationsturnieren zum King of the Iron Fist teilnehmen. Dort trifft er unter anderem auf die mysteriöse Reina, die überraschenderweise den Kampfstil der Mishima-Schule beherrscht.
Reina betritt den Ring: Was hat das freche Mädel mit dem Mishima-Clan zu tun?
Kazama versus Mishima, gebrochener Held, geheimnisvolle neue Charaktere –
so weit, so generisch. Damit hat es Tekken immerhin zur am längsten andauernden zusammenhängenden Storyline der Videospielgeschichte geschafft. In Tekken 8 konnte ich bis Kapitel vier spielen – ich hoffe, dass man im Fortlauf der Geschichte noch ein paar Kämpfer mehr steuern darf, ansonsten würde ich eher auf die kürzeren Character Episodes wechseln. Jeder der 32 spielbaren Charaktere im Spiel verfügt nämlich über eine kleine, individuelle Story, die oftmals Rivalitäten zu anderen Kämpfern oder ihren Platz in der Geschichte des Iron Fist Tournaments thematisiert (die wir allerdings im Rahmen des Anspiel-Events nicht austesten konnten).
Was bedeutet Tekken für euch?
Wenn man diesen Screenshot 20 Jahre in die Vergangenheit schickte, würde niemand glauben, dass er aus einem Tekken-Spiel stammt.
Ein weiterer Modus, der ebenfalls mit einer Story verknüpft ist, ist die Arcade Quest. Hier erstellt ihr euch euren eigenen Charakter, der sehr comichaft und kindlich aussieht. Mir war sofort rätselhaft, wen das ansprechen soll, zumal die Tekken-Reihe schon
qua Altersfreigabe nicht für die jüngere Zielgruppe geeignet ist. Ihr werdet von eurem besten Freund Max in eine Arcade-Halle eingeladen, wo viele andere Kids (oder Erwachsene?, aber sie sehen wie Kinder aus – es ist wirklich sehr verwirrend) an den Automaten zocken. Ihr lernt ein paar Charaktere und ihre spezielle Vorlieben für Tekken kennen: Prim liebt es, ihre Kämpfer mit dem Editor zu individualisieren, während Beat dafür lebt, im Kampf mit möglichst stylischen Moves zu glänzen. Orochi, kürzlicher Sieger eines Tekken-Turniers, verachtet die Gruppe dafür und meint,
beim Tekken spielen ginge es nur ums Gewinnen. Max hält dagegen, dass jeder Tekken so spielen kann, wie er möchte, solange alle Spaß daran haben. Nun liegt es an euch, euch in den Arcade-Hallen der Umgebung zum Tekken-Champion aufzuschwingen und am Ende Orochi herauszufordern.
Dieser Modus ist für Einsteiger gut geeignet, weil euch viele Grundlagen beigebracht werden. Dabei steht euch nach kurzer Zeit auch das Super Ghost Battle zur Verfügung. Ihr kämpft mit eurem Charakter gegen
ein Spiegelbild, das von euch lernt. Wenn ihr erst einmal verschiedene Tritte oder Schläge üben wollt, wird der Ghost auch nur die gleichen Aktionen ausführen. Wenn ihr nie blockt, wird er auch nicht blocken, auch Spezialattacken wird er nicht nutzen, bevor ihr es nicht tut. Wie einer Künstlichen Intelligenz müsst ihr ihm erst einmal beibringen, was ihr könnt.
Der Charaktereditor gibt euch wieder viele Möglichkeiten, euch kreativ auszuleben. Hinter diesem feschen Outfit steckt übrigens Bryan Fury.
Persönlich finde ich diesen Modus leider noch uninteressanter als die Jin-Story. Ich spiele jetzt nicht die Story eines Tekken-Charakters, sondern die von einer Handvoll quietschbunter No-Name-Figuren, die aussehen, wie aus einem
Cozy-Life-Simulator von Nintendo und mir mit der Moral-Keule um die Ecke kommen. Das ist mir leider etwas zu platt und unpassend. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich Prügelspiel-Neulinge oder eine Nachfolgegeneration von Tekken-Zockern davon sonderlich angesprochen fühlen. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.