Vorschau: Metro 2033 (Shooter)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: THQ / Deep Silver
Release:
03.12.2010
16.03.2010
29.08.2014
23.06.2020
28.02.2020
29.08.2014
Jetzt kaufen
ab 2,99€

ab 14,99€
Spielinfo Bilder Videos
Selbst solche prägnanten Details sind allerdings Kleinigkeiten wenn es um Gegner geht, die mitunter nicht einmal rudimentäre Verhaltensweisen beherrschen. Der auffälligste Moment: Einer der Banditen hockt sich hinter eine Deckung, um den Schüssen von Bourbon aus dem Weg zu gehen - und übersieht dabei sekundenlang, dass ich direkt neben ihm stehe! So kann ich den Widersacher in aller Ruhe aufs Korn nehmen... Das ist keine Kleinigkeit mehr: In einem straffen Actiongewitter ist das ein eklatanter Mangel. Natürlich werden sich die Entwickler auch diesem Aspekt annehmen. Auch mit einem Blick auf direkt vor meiner Nase nahezu bewegungslos durch enge Gänge hin und her "schwebende" Monster hat ihr Spiel das jedenfalls unbedingt nötig!

Durchdachte Dramaturgie

Was ihnen hingegen schon in der frühen Fassung wesentlich besser als den meisten der auf Daueraction pochenden Kollegen gelang, ist die Dramaturgie. Ruhige Augenblicke, angehaltener Atem und atemlose Action gehen nämlich sehr harmonisch ineinander über und gaben dem jeweils anderen stets genug Zeit, um seine Wirkung zu entfalten. Unheimlich wabernde Klänge setzen die angespannte Atmosphäre gefährlich in Bewegung - Stimmung und Inszenierung haben mich im besten Sinne an
Das Gefühl, unter einer engen Gasmaske zu stecken, fängt das Spiel hervorragend ein!
das beklemmende Cryostasis erinnert. Spielerisch könnte Metro 2033 allerdings mehr drauf haben, falls 4A Games die wichtigen Schrauben noch anzieht.

Immerhin zeigen die Ukrainer auch an der Oberfläche des futuristischen Moskaus, wie gut sie mit ganz einfachen Mitteln Spannung aufbauen können. Ich überspringe gedanklich einige Szenen, wenn Artyom schließlich Tageslicht sieht - und außerhalb des Metrosystems ohne Atemmaske nicht überleben kann. Die Maske ist dabei kein Selbstläufer, denn ohne frische Sauerstoffbehälter kommt der junge Bote nicht weit. Und je länger er die Maske trägt, desto stärker beschlägt mein Bildschirm. Gerade im Kampf würde ich mir die mit gefrorenem Wasserdampf verschmierte Scheibe  liebend gerne vom Kopf reißen - das würde Artyom aber nicht lange überleben! Diese beengende Form der Bedrängnis empfinde ich als deutlich spannender als superrealistische PhysikX-Unterstützung oder gar einen ausgefeilten Mehrspieler-Modus. Auf Letzteren verzichtet Metro 2033 ohnehin, Erstere ist natürlich drin.

Wohin geht die Reise?

Auch wenn in dem spielbaren Abschnitt nicht viel zu Bruch ging. Im Gegenteil: Anstatt ein freies Areal zu erkunden, schritt Artyom auch außerhalb der unterirdischen Schächte durch eine sehr geradlinige, vor allem aber eine sehr starre Welt. Sauer stieß mir z.B. auf, dass ich nicht einmal auf die Motorhaube eines Autowracks springen durfte. Öffnen wollte sich das Spiel nur für ein Gefecht gegen zahlreiche Mutanten - so konnte ich mich entscheiden, ob ich den Kampf unter offenem Himmel oder zwischen die grauen Mauern und das morsche Mobiliar eines zerfallenen Gebäudes lenken wollte. Dafür kam in diesem Augenblick eine weitere Schwäche zum Vorschein: Die Masse der Gegner war dermaßen erschlagend, dass die Entwickler unbedingt auch die Schwierigkeit einzelner Sequenzen noch anpassen sollten. In meiner Verzweiflung suchte ich mir gar einen Weg abseits der vorgesehenen Pfade - was mich zu verpatzten Sprüngen auf vermeintlich erreichbare Plattformen verleitete und in Ecken führte, in denen sich Artyom in der Geometrie des Levels verhedderte.

Spätestens, als er und Bourbon von einem fliegenden Mutanten attackiert wurden, zeigte sich schließlich, dass der Buchumsetzung mitunter ein Wegweiser fehlt. Eine separate Karte weist zwar den Weg; in heißen Momenten brauche ich als Spieler aber ein klares Ziel. Durch pures Glück kam ich recht schnell dort an, wo ich Artyom durch einen Knopfdruck in Sicherheit hieven konnte. Einige Kollegen haben lange vergebens gegen den unbesiegbaren Feind gekämpft. Es gilt nicht nur für die Marschrichtung des Helden: 4A will ein geradliniges Action-Feuerwerk entfachen - verirrte sich mit der frühen Fassung aber zu sehr in Unzulänglichkeiten, die einem modernen Abenteuer seinen Schwung rauben. Immerhin konnte uns der Publisher sehr glaubhaft versichern, dass sich das Studio den Schwächen  in der Tat bewusst ist und weiß, dass es noch viel feilen muss. Ich hoffe, dass sie genug Zeit dafür haben - dass die guten Ansätze am Ende nicht von unnötigen spielerischen Schwächen erdrückt werden.  
 

AUSBLICK



Ich habe den Ausflug in Glukhovskys erdrückendes Tunnelsystem genossen! Nicht, weil mich die Action so mitgerissen hätte - sondern weil 4A Games ähnlich wie Monolith zeigt, wie gut das richtige Timing von Atemlosigkeit und Luftholen einem geradlinigen Horror-Shooter steht. Die U-Bahn-Stationen wirken zwar ungewöhnlich leblos, sobald die starren Einwohner einmal ihre Texte gesprochen haben. Doch spätestens, als sich unter Artyoms Gasmaske der schnelle Atem unter die Schreie heranstürmender Mutanten mischte, standen mir die Haare zu Berge. Schade, dass einige Bewegungen der Monster unglaubwürdig wirken und mich aus der packenden Illusion reißen. Schade auch, dass das Verhalten aller Gegner oft zu wünschen übrig ließ und dass der Kauf neuer Waffen und Munition denkbar unhandlich vonstatten geht. Dabei hauchen gerade der Handel sowie das sparsame Haushalten mit der knappen Munition dem beklemmenden Trip spielerisches Leben ein. Zusammen mit dem fehlenden Nahkampf-Hieb, den unnötig beengten Arealen sowie einigen technischen Fehlern hinterließ Metro 2033 noch einen sehr bemühten, unterm Strich zu schwachen Eindruck - es rummste im Kampf mit den unbeholfenen Gegnern einfach nicht stark genug. THQ weist zwar darauf hin, dass die in Moskau gezeigten Abschnitte eine "Hands-On-Version" und keine "Preview-Fassung" waren - doch das ist beim branchenüblichen frühen Anspielen ohnehin die Regel. Viel wichtiger ist, dass die Entwickler den eindringlichen Lippenbekenntnissen ihres Publishers Taten folgen lassen und mit Hochdruck an ihrer Buchumsetzung feilen. Dann könnte sich Metro 2033 nämlich tatsächlich noch als die versprochene mitreißende Grusel-Mär entpuppen!

Ersteindruck: befriedigend
Metro 2033 ab 2,99€ bei kaufen
Metro 2033 ab 2,99€ bei kaufen

Kommentare

$Crazy_Shooter$ schrieb am
ich habe das Buch gelesen und wenn das spiel das buch gut umsetz wird das der Hammer! holt euch das buch, so gut geschrieben!
Mr.Plutonium schrieb am
Hat verdammt viele ähnlichkeiten mit stalker
ok aber ich werds mir trotzdem ma kaufen.......ich liebe horrorshooter :P
KingDingeLing87 schrieb am
Hört sich doch schonmal ganz gut an.
Das Setting gefällt mr auch sehr gut. :D
8492nd schrieb am
Och noch so ein Apokalypsenspiel...Neben 2. WK eines der ausgelutschsten Szenarios, die es gibt.
VigarLunaris schrieb am
Ja ein HGL mit Story aus einem Buch und Punkt? :twisted:
Ne Ne ... die Buchvorlage erfüllt schon den Effekt vom wohligem Schauer, in so mancher passage zumindest, jedoch das ganze auf ein Spiel zu übertragen???? Daran scheitert der Entwickler.
Ist so sicher wie das Amen in der Kirche, ne beschlagene Atemmaske? ... Well - wer sowas schonmal getragen hat - der weiss genau wie es gelöst wird : RÜSCHTISCH : HAHN AUFDREHEN für 1-2 Sekunden Maske=wieder sauber. Wie gehen jaeinmal nicht davon aus das wir hier ein topmoderenes Atemgeärt mit Innenmaske zur Verfügung stehen werden haben.
Sollte man evtl. dann auf in so einem Atmosspähren geladenen Teil dranne denken, wird man aber nicht da man ja sonst das Stilmittel von "Upps ich sehe nix mehr" verlieren würde.
Fehlende Interaktvität und Reaktion von NPCs aller Art = ein billig Fallout 3. Für mich ist und wird wohl für die nächsten paar Jahre Fallout die Krönung der apokalypsen Spiele sein. Ohne Buch und ohne Film dazu ;)
Aber warten wir es mal ab wie der Release ausschauen wird. Auf 4players werden wir dann lesen was herauskommt und alles unter gut, ist eh nur zum warten auf 10 Euro Basis intressant.
schrieb am