Ein teures Vergnügen?
Größere Sorgen als der Online-Zwang bereiten mir die Pläne von Activision, Guitar Hero mit Live stärker in ein Free-to-play-Korsett zu zwängen, denn möchte man nur ausgewählte Songs nach eigenen Vorlieben spielen und sich nicht am laufenden TV-Programm orientieren, müssen diese Einzel-Auftritte mit so genannten „Plays“ bezahlt werden. Diese kann man sich zwar dadurch verdienen, indem man lange genug in den TV-Kanälen mitrockt, aber eben auch durch die Investition von realem Geld in Form von Play-Mikrotransaktionen. Es wird sicher spannend sein zu sehen, in welchem Verhältnis man die „Plays“ als Belohnung bekommt bzw. wie schnell der Vorrat zur Neige geht. Nur wer sich die zusätzlichen Songs kauft, hat permanenten Zugriff, ohne dabei weitere „Plays“ opfern zu müssen.
Die Gitarren lassen sich neuerdings mit "Hero Powers" ausstatten.
Aber was, wenn man einen schönen Abend mit Freunden abrocken möchte, sich dafür aber nicht auf das Live-Programm verlassen oder alle Songs kaufen will? Auch für diesen Fall hat Activision eine Antwort in Form von Mikrotransaktionen parat: Mit einem zeitlich begrenzten Pass werden alle Songs für einen gewissen Zeitraum freigeschaltet, wenn man einen noch nicht näher definierten Obolus entrichtet.
Ein Partyspaß?
Allerdings stellt sich mir ohnehin die Frage, wie partytauglich der neue Ableger überhaupt ist. Der Einsatz als Jukebox hat sicher seinen Reiz, wenn man das TV-Programm einfach im Hintergrund laufen lässt und jederzeit einsteigen kann. Aber während ich heute in Rock Band mit bis zu sieben Leuten auf der virtuellen Bühne stehen kann (drei mehrstimmige Sänger/innen, Gitarre, Bass, Drums, Keyboard), erlaubt Guitar Hero Live lediglich Duelle oder Koop-Partien mit zwei Gitarristen – ein echtes Band-Feeling dürfte dabei nicht aufkommen und viele Möchtegern-Rocker mit Mehrspieler-Ambitionen werden zumindest das Schlagzeug als Unterstützung vermissen.
Kleine Jam-Session im Proberaum?
Die Vermischung von Soloauftritt und Online-Duellen innerhalb des TV-Programms hört sich jedoch interessant an: Hier wird man automatisch via Matchmaking mit anderen Klampfen-Helden verbunden und verglichen, die ebenfalls gerade live in den jeweiligen Kanälen unterwegs sind. Das dürfte auf jeden Fall auf ein paar spannende Battles hinauslaufen. Darüber hinaus werden auch so genannte Premium-Shows geboten, zu denen man erst Zugang erhält, wenn man vorgegebene Herausforderungen wie das Erreichen einer bestimmten Sterne-Wertung meistert (...oder sich das Ticket alternativ mit Mikrotransaktionen erkauft). Dabei kann es sich z.B. um Live-Versionen eines bestimmten Songs oder sogar um ein exklusives Debüt handeln. Aber Vorsicht: Man muss sich im Vorfeld auf einen Schwierigkeitsgrad festlegen. Wer die größten Belohnungen absahnen will, muss also auch das höchste Risiko eingehen, denn wer versagt, bekommt keine zweite Chance bzw. muss sich anschließend einer anderen Herausforderung stellen – auch ein Neustart wird nicht erlaubt, falls sich der Misserfolg schon abzeichnet.
Belohnungen und Gitarren-Verbesserungen
In Egosicht auf der großen Bühne kommt die Live-Atmosphäre am besten rüber.
Nein, es dreht sich entgegen aller Befürchtungen hier doch nicht alles um Mikrotransaktionen, denn neben der harten Währung wird auch eine spielinterne Variante angeboten. Die so genannten „Coins“ bekommt man schon gutgeschrieben, wenn man das Spiel jeden Tag startet, aber auch für ausgiebiges Spielen, durch das man mit der Zeit seinen Erfahrungslevel erhöht. Steigt man in den Stufen auf, wird man vornehmlich mit visuellen Upgrades belohnt, darunter neue Spielerkarten fürs Profil oder weitere Highway-Designs. Alternativ schaltet man sie mit Coins frei – mit echtem Geld kommt man hier ausnahmsweise mal nicht weiter. Darüber hinaus lassen sie sich in Verbesserungen der Gitarre investieren, die über den visuellen Schnickschnack hinausgehen: Mit den Modifikationen sackt man z.B. bei jeder getroffenen Note mehr Punkte ein oder erhöht die Anzahl an Hero-Regionen, um früher die Star-Power durch das Hochreißen des Gitarrenhalses (oder weniger spektakulär auf Knopfdruck) aktivieren zu dürfen.