Zurück in die Vergangenheit
Video:
Der Rachefeldzug geht für Kratos in der Vergangenheit weiter...
Zuletzt war Kratos eigentlich am Ziel seines blutigen Rachefeldzugs: Nicht nur der ehemalige Kriegsgott Ares wurde von dem ruppigen Spartaner mit Gewalt seines Amtes enthoben und von ihm ersetzt. Der vormals Sterbliche legte sich sogar mit dem gesamten Olymp an und schickte auch den Rest der göttlichen Truppe - allen voran Zeus - vorzeitig in die ewigen Jagdgründe. Die Welt liegt in Trümmern, die Titanen sind ebenfalls ausgerottet und auch der letzte Feind ist besiegt. Was bleibt also noch zu tun?
Nichts. Obwohl die Entwickler von Sony Santa Monica ihrem Spartaner noch ein Hintertürchen für eine Fortsetzung offen halten, ist seine Geschichte eigentlich zu Ende erzählt. Kein Wunder also, dass für Ascension die Uhr zurückgedreht wird: Die Handlung ist sogar vor den Ereignissen des ersten God of War angesiedelt, schafft mit dem fatalen Bündnis zwischen Ares und Kratos aber eine inhaltliche Brücke. Nachdem er durch eine Täuschung des Kriegsgottes seine eigene Familie abgeschlachtet hat, schwört der wütende General ihm lieber erbarmungslose Rache statt ewiger Treue. Das ruft die Furien auf den Plan, die Eidbrecher wie Kratos durch grausame Folter und trügerische Illusionen zum Umdenken bewegen wollen.
Lahmer Einstieg
Mit verführerischen Illusionen versuchen die Furien, den Spartaner weich zu kochen.
Im Einstieg wird man Zeuge, wie eine solche Spezialbehandlung aussieht: An Ketten gefesselt muss Kratos ganz schön viel Prügel einstecken. Doch ein paar kleine Reaktionstests später wird klar, dass es die Furien noch bereuen werden, sich mit dieser muskelbepackten Kampfmaschine angelegt zu haben. Fesselte der Einstieg bei God of War III mit den gigantischen Titanen, rasanten Kamerafahrten und dem wahnwitzigen Kampf gegen Poseidon von der ersten Minute an den Bildschirm, lässt es der neue Director Todd Papy gemächlicher angehen als sein Vorgänger Stig Asmussen. Ich würde sogar behaupten, dass der Einstieg für einen Titel aus der Reihe ungewöhnlich lahm und unspektakulär ausfällt: Das verzerrte Geplapper der ersten Furie ist innerhalb kurzer Zeit kaum noch zu ertragen, die neuen fliegenartigen Gegner eher nervig als eine willkommene Abwechslung zu den bekannten Exemplaren wie Minotauren, Legionären, Harpyien, Zyklopen, Medusen oder Chimeren. Fast alles, was schon in den Vorgängern auftaucht, stellt sich Kratos auch hier in den Weg, begleitet von weiteren Neuzugängen, von denen der „Elefantaurus“ das interessanteste Exemplar darstellt. Aber zurück zum Einstieg: Ja, die Auseinandersetzung mit den Auswüchsen des gewaltigen Riesen Aigaion, einer der Hekatoncheiren, hat was, doch ich vermisse das Spektakuläre und die brillante Inszenierung, die mich wie früher aus den Socken hat. Wer sich selbst ein Bild machen will, kann sich die erste halbe Stunde übrigens
als Video zu Gemüte führen und vielleicht mein Gefühl der leichten Ernüchterung nachempfinden...
Schlittert Kratos seinem Verderben entgegen?
Dabei ist der Einstieg symptomatisch für einen Großteil des Spielablaufs: Es fehlen die Wow-Momente, bei denen mir in der Vergangenheit immer wieder der Atem stockte - sei es z.B. die erste Begegnung mit der Hydra in God of War, die Flugeinlagen in God of War II oder der epische Kampf gegen Kronos in God of War III. Klar, nach den vielen Höhepunkten der Reihe wird es irgendwann schwer, noch einen draufzusetzen. Was früher für Staunen gesorgt hat, wird heute einfach erwartet; das Außergewöhnliche wird irgendwann zum Gewöhnlichen. Trotzdem beschleicht mich bei Ascension oft das Gefühl, als wollte man es gar nicht versuchen, den dritten Teil zu toppen.