Das schwarze Schaf
Nachdem die ersten beiden Age-of-Empires-Teile eine Remaster-Überarbeitung als Definitive Edition bekommen haben, ist es auch Zeit für den dritten Teil, der oftmals als das schwarze Schaf der Reihe betrachtet wurde, weil er sich stärker von seinen Vorgängern unterschied. So schaffte das 2005 veröffentliche Echtzeit-Strategiespiel den Sprung in die dritte Dimension, brachte wesentlich mehr Farbe ins Spiel und setzte stärker auf Charaktere und Geschichten in den Kampagnen. Es führte eine für damalige Verhältnisse ungewöhnliche Kartendeck-Mechanik mit Verstärkungen aus den Heimatstädten ein und spielte sich mit Musketen und Kanonen etwas aggressiver als die Vorgänger, wenn auch mit vergleichsweise weniger taktischen Möglichkeiten und Finessen. Aber am grundlegenden Spielerlebnis und den damit verbundenen Stärken und Schwächen ändert die Definitive Edition von Age of Empires 3 nichts. Sie umfasst das Hauptspiel (
zum Test), die beiden Erweiterungen
The WarChiefs und
The Asian Dynasties (
zum Test) sowie einige spezifische Ergänzungen.
Überarbeitung der Grafik
Die augenfälligste Verbesserung im Vergleich zu dem Original ist die aufwändigere Gestaltung der Umgebungen. Die Bodentexturen sind wesentlich detailreicher und die Modelle der Gebäude wurden allesamt überarbeitet, während die neuen Licht-/Schatten-Effekte sowie Reflexionen dem Spiel einen neuen Glanz verleihen. Zoomt man allerdings nah an das Geschehen heran, verfliegt der schöne Schein. Obgleich die Einheiten-Modelle von Tantalus Media und Forgotten Empires ebenfalls verbessert wurden, sind sie weiterhin arg unschön und rudimentär gestaltet, vor allem im Vergleich zur Umgebung - besonders hier zeigt sich der Zahn der Zeit. Gleiches gilt für die staksigen und unbeholfen wirkenden Animationen. Bei
WarCraft 3: Reforged war es genau umgekehrt, aber das Spiel hatte bekanntlich andere katastrophale Probleme.
Neu: Schweden und Inka
Die Schweden beim Angriff u.a. mit Musketen. Die Kanonen sind noch unterwegs ...
Zu den bisherigen 14 Zivilisationen aus Age of Empires 3 und den Erweiterungen gesellen sich die Schweden und die Inka als spielbare Neuzugänge hinzu. Die Schweden orientieren sich spielerisch an den bisherigen Fraktionen aus Europa und setzen stärker auf die militärische Vorherrschaft - natürlich mit Musketieren. Sie gehen zu den offensiven Fraktionen. Die Inka heben sich etwas von den anderen Kontrahenten ab, da sie stärker auf den Aufbau der Siedlung und die wirtschaftliche Grundlage ausgerichtet sind. Sie wirken eher wie eine Zivilisation aus den ersten beiden Teilen, erreichen höhere Zivilisationsstufen etwas zügiger und sind allgemein defensiver ausgerichtet.
Mit Lakota und Haudenosaunee
Außerdem wurde vielfach kritisierte Darstellung der Ureinwohner Amerikas im Original verändert. Abgesehen davon, dass der zweite Akt der Warchiefs-Kampagne umgeschrieben und Crazy Horse durch einen fiktiven Charakter ersetzt wurde, ist z.B. die Feuergrube als spirituelles Zentrum entfernt und durch einen Gemeinschaftsplatz ersetzt worden. An der Funktionsweise und den Effekten ist nichts verändert worden, lediglich am Äußeren.
Die indigenen Zivilisationen sind verändert worden. Links oben ist der neue Gemeinschaftsplatz zu sehen. Rechts oben steht der Marktplatz als Bergbau-Ersatz.
Auch die vorurteilsbelasteten Schädel auf Pfählen als Deko-Elemente wurden entfernt. Es wirkte bei Age of Empires 3 damals so, als wären die indigenen Fraktionen bloß "wilde Tiere ohne Seele", obgleich sie über robuste Gesellschaftsstrukturen, Kulturen, Regierungen, Sprachen, Geschichten usw. verfügten, erklärte ein externer Berater der Lakota, der für die Überarbeitung der indigenen Völker hinzugezogen wurde (
zum Interview). Da Bergbau und Bergarbeit gegen die Wertvorstellungen der amerikanischen Ureinwohner sprechen würde, weil dadurch die Natur ausgebeutet wird, generieren sie im Spiel fortan Münzen auf einem Marktplatz. An der Spielweise ändert sich jedoch wenig, da der besagte Marktplatz neben einem Erzkommen gebaut werden muss. Auch die "Nature-Friendship-Fähigkeit" wurde bei den Ureinwohnern entfernt, da sie dafür stehen würde, dass ein indigener Charakter in einem Videospiel "tierische Kräfte" haben muss. Stattdessen haben die Entwickler andere Fertigkeiten eingeführt und die Balance entsprechend angepasst. Last but not least wurden die Namen verändert. Die Irokesen heißen jetzt Haudenosaunee und Lakota ist der neue Name der Sioux.