Zurück auf dem Feld
Kein Scherz - Harvest Moon: Eine Welt bietet tatsächlich erstmals eine Farm, die ins Inventar passt. Einfach vor den aufgetankten Verkleinerungs-Roboter stellen und auf Knopfdruck verschwinden Wohnhaus, Stall und Windmühle in einer Staubwolke (eine Animation hätte vermutlich das Budget gesprengt). Nach einer Wanderung zu einem Bauplatz am Strand oder in anderen Biomen ist all das binnen Sekunden wieder aufgebaut – inklusive Feldern, Hühnern und Kühen, die offenbar nichts vom modernen Umzug mitbekommen haben. Was für eine Welt!
Dieser zunächst reichlich seltsam anmutende Kniff hat mich später tatsächlich ein wenig zur Wanderschaft in die Wüste und an andere Orte motiviert. Mit diesem Trick und mit Hilfe der Schnellreise konnte ich schließlich einfacher die Welt erkunden, statt mich zu stark auf die Feldarbeit zu konzentrieren. Die Ausdauer muss ich übrigens trotzdem im Auge behalten: An heißen und frostigen Orten leert sie sich auf längeren Touren noch schneller als beim gewöhnlichen Wandern.
Überstunden für den A-Knopf
Die mobile Farm startet mit einer vorgegebenen Zahl beackerbarer Felder. Auch auf der Wanderschaft stolpert man immer wieder über vereinzelte nutzbare Quadrate.
Leider beschränken sich die Stärken auf die Mobilität und die gestiegene Abwechslung durch Klimazonen und neue Pflanzenmutationen. Davon abgesehen wirkt der Titel wie ein müder Abklatsch guter alter Zeiten – umgebaut für die Bedürfnisse und Erwartungen von Smartphone-Nutzern. Egal, was ich auf dem Feld oder abseits des Weges erledige, alles läuft mit dem gleichen stupiden Hämmern auf den A-Knopf ab. Baumwurzel weghacken: A-Knopf. Feldquadrat pflügen: A-Knopf. Saat auswählen und auswerfen: A-Knopf. Ein Schwall aus der Gießkanne: Ihr könnt es euch sicher denken.
Monotones Gehämmer ist mir als Freund von Hardcore-Techno nicht fremd, hier nimmt es aber Überhand: Sogar am Wegesrand geht das stumpfe Knöpfchendrücken weiter, z.B. beim Aufheben von Muscheln, der Ernte von Kokosnüssen oder dem Einsammeln von Saatgut. Letzteres ist in Läden neuerdings erstaunlich teuer. Im Gegenzug lungern zu Beginn des Spiels aber praktisch an jeder Ecke Erntegeister herum, die kostenlose Beutel mit Samen für Paprika, Rüben oder auch Zierpflanzen wie Hibiskus verschenken. Es lohnt sich also, Ausflüge über die karg designten Wiesen des Spiels zu starten, um per Knopfdruck Saaten „abzuernten“.
Nicht gerade magisch
Liebe geht bekanntlich durch den Magen - aber doch nicht so!
Wie gehabt spielen magischen Wesen wieder eine zentrale Rolle in der Geschichte: Da landwirtschaftliches Wissen und Fruchtbarkeit aus einem rätselhaften Grund aus der Region verschwanden, gedeihen mittlerweile nur noch schnöde Kartoffeln. Also geht der im simplen Editor erstellte Held (oder die Heldin) auf eine Reise, um die sechs Erntewichtel mit gefundenen Medaillons zu erwecken und die Vielfalt der Pflanzenarten wiederherzustellen.
So ergeben sich etwa beim Anbau in verschiedenen Böden neue Sorten, z.B. Süßmais oder Kuppelkohl. Wie bereits erwähnt, gestaltet sich das Ackern auf dem Feld allerdings schrecklich simpel und monoton. Das gilt vor allem im Vergleich zum lehrreichen traditionellen Reisanbau in
Sakuna: Of Rice and Ruin, wo jeder Schritt authentisch im Detail erlernt wird; von der händisch platzierten Aussaat bis hin zur Bewässerung und der späteren Verarbeitung.