Filmreife Inszenierung
Auf der Jagd nach dem Trapper, der seine Opfer im Stil von Jigsaw mit fiesen Fallen präpariert, ist die Handschrift von Supermassive Games umgehend erkennbar: Hinsichtlich der filmreifen Inszenierung und dem Design der Figuren werden umgehend Erinnerungen an Until Dawn wach. Allerdings wirken die aufwändig gestalteten Charaktermodelle vor allem dank weiteren Verbesserungen bei Mimik und einer natürlicheren Mundpartie jetzt noch lebensechter. Störend sind lediglich vereinzelte Ruckler bei der Darstellung. Für die gute deutsche Lokalisierung gäbe es dank der professionellen Sprecher eigentlich kaum Anlass zur Kritik, doch trübt leider die schwankende Aufnahmequalität den positiven Eindruck, da die Stimmen manchmal sehr dumpf aus den Boxen klingen. Zudem fehlen stellenweise die Hintergrundgeräusche, was besonders bei einer Szene in einer Bar negativ auffällt. Abseits der Dialoge mit den viel zu verhallten Stimmen herrscht dort eine fast schon gruselige und unwirkliche Stille. Immerhin gibt es kaum Schwankungen innerhalb der Lautstärke, was bei Until
Eine Polizistin und eine Staatsanwältin versuchen gemeinsam, die Wahrheit hinter der Mordserie herauszufinden.
Dawn teilweise noch ein Problem darstellte. Und während es bei dem Teenie-Slasher durchaus amüsant zugehen konnte und so ziemlich jedes Horror-Klischee erfüllt wurde, wirkt Hidden Agenda atmosphärisch düsterer und beklemmender.
Dabei stellt sich die Frage, inwiefern bei heftigen Themen wie Kindesmissbrauch in einem Waisenhaus und mitunter kranken Morden überhaupt ein geselliges Miteinander bei den bis zu sechs Teilnehmern aufkommen kann, die nach der gewohnt simplen Einrichtung mit ihren Smartphones oder Tablets die Handlung durch ihre Entscheidungen maßgeblich beeinflussen. Der Spielverlauf erinnert grob an die Spiele von Telltale Games – mit dem Unterschied, dass hier meist nur zwei Auswahlmöglichkeiten geboten werden und man die Figuren niemals direkt steuert. Damit tendiert Hidden Agenda noch mehr zum interaktiven Film und weniger zum Spiel.
Wer hat die Kontrolle?
Trotzdem beschränken sich die Interaktionen nicht nur auf die Entscheidungen: In manchen Abschnitten warten kleine Reaktionstests, in denen man seinen Cursor mit der zuvor festgelegten Farbe so schnell wie möglich zum eingeblendeten Symbol bewegen muss. Außerdem gibt es Momente, in denen es an einem Tatort unter Zeitdruck so schnell wie möglich die drei versteckten Beweise zu finden gilt.
Steckt der zum Tode verurteilte und auf frischer Tat ertappte Finn der Killer? Oder zieht doch jemand anderes die Strippen im Hintergrund?
Diese Situationen sind vor allem im Wettkampfmodus von Bedeutung, weil man hier als reaktionsschnelle Spürnase im Duell mit den anderen Mitspielern so genannte Übernahmen gewinnt. Mit ihnen bekommt man die Möglichkeit, die Mehrheitsentscheidungen zu überstimmen und selbst den weiteren Verlauf der Geschichte festzulegen. Das ist besonders dann nützlich, wenn man einen der Geheimaufträge zugelost bekommen hat. Sie beinhalten meist Aufforderungen, die Handlung in eine bestimmte Richtung zu lenken. Aber Vorsicht: Andere Teilnehmer können mit ihren Übernahmen den Joker überstimmen und dadurch wieder die Kontrolle an sich reißen. Zudem macht man sich bei einer Übernahme umgehend verdächtig, derjenige zu sein, der den Geheimauftrag erhalten hat. Tippen die Kandidaten bei der Frage nach dem Spieler mit dem Geheimauftrag richtig, landen Punkte auf ihrem Konto. Der Maulwurf hat dagegen Grund zur Freude, wenn er seine Mission erfolgreich abschließen kann.
Nervige Unterbrechungen
Man kann nie vorsichtig genug sein... Das Pfefferspray ist immer griffbereit.
In diesem Zusammenhang fällt allerdings der Moderator bzw. Sprecher aus dem Off negativ auf: Zum einen wird der Film gefühlt ständig unterbrochen, weil wieder ein neuer Geheimauftrag verteilt wird. Zum anderen weist er vor der anstehenden Entscheidung auch noch explizit darauf hin, dass von der folgenden Wahl der Erfolg oder Misserfolg der geheimen Missionen abhängt. Nein, das ist wirklich etwas zu viel des Guten, zumal die ständigen Unterbrechungen ohnehin schon nerven. Suboptimal sind zudem die häufigen Hinweise, dass Informationen zum Handlungsverlauf, den Biographien oder den Entscheidungsmomenten in der Handy-App aktualisiert wurden. Denn beim Blick auf das Mobilgerät wird man unnötig abgelenkt und es entgehen einem deshalb unter Umständen wichtige Hinweise im „Hauptfilm“. Im Idealfall sollten sich also alle Teilnehmer auf eine Pause einigen, um sich bei den Einträgen auf den neuesten Stand zu bringen. Teilweise erscheinen sie sogar schon auf dem Handy, bevor die dazugehörige Szene im Film gezeigt wird – Spoiler! Da es häufig zu Aktualisierungen kommt, wird man ständig dazu verführt, sich doch mal schnell durch die neuen Infos auf dem Handy- oder Tabletbildschirm zu wühlen. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, lediglich in den Pausen zwischen den drei Teilen den Zugriff auf die bisher gesammelten Erkenntnisse zu gewähren.