Lange Auszeit für westliche Fotografen
Neun Jahre ist es bereits her, seit
Project Zero 3: The Tormented auf der PS2 für knisternde Spannung sorgte; Grasshoppers Wii-Ableger von 2008 mit dem Untertitel Mask of the Lunar Eclipse erschien dagegen nur in Japan. Zwischendurch gab es mit
Spirit Camera: Das verfluchte Tagebuch auch einen 3DS-Ableger, doch die kurzen und misslungenen Augmented-Reality-Spielchen konnten die Faszination des Originals nicht einfangen. Kein Wunder also, dass Teil 5 von westlichen Fans heiß erwartet wird. Da die Geister nach wie vor mit einer übersinnlichen Camera Obscura bekämpft werden, greifen Tecmo und Co-Entwickler Nintendo zu einem naheliegenden Kniff: Wenn im finsteren Wald eine gequälte Seele auf mich zu wankt, drücke ich schnell den X-Knopf, hebe das Gamepad vor den Fernseher, und behandle seinen Bildschirm wie den Sucher einer Fotokamera. Ein Klick auf die Schultertaste im passenden Moment und der angreifende Geist taumelt zurück, während ich den altmodischen Geisterfilm nachladen kann.
Typisch japanisch: Die leicht bekleidete Yuri stakst mädchenhaft durch den Wald.
Die Attacke hat ein paar Splitter vom Untoten abgespalten, welche ihn nun jaulend umkreisen. Als sie gerade vor seinen Füßen vorbeischweben, wankt dahinter noch ein weiterer Geist herbei – also drehe ich das Gamepad schnell in die hochkante Portrait-Position und bekomme alle wichtigen Motive aufs Bild. Es blitzt, Schreie erklingen und eigentlich müsste ich die Widersacher jetzt aus ihrer Vorhölle befreit haben. In der Praxis klappt das leider nicht immer wie gedacht, weil sich die hektische Bewegungssteuerung auch mal unerwartet wegdreht. Ab und zu kommt sie auch mit der übrigen Steuerung ins Gehege, doch dazu später mehr.
Im Frühtau zu Berge…und nie mehr zurück?
Vorher erkläre ich erst einmal, was mich überhaupt in die abgelegene Bergregion verschlagen hat. Die Geschichte dreht sich zunächst um Yuri, ein Mädchen mit übersinnlicher Begabung. Während ihrer Schicht stolpert eine ungewöhnliche Kundin ins traditionelle Café: Das verschüchterte Schulmädchen Fuyuhi vermisst seine Freundin. Die Verschollene hat sich offenbar auf eine Wanderung zum abgelegenen Hikami-Berg begeben, der für Selbstmord-Rituale und das mysteriöse Verschwinden zahlreicher Personen berüchtigt ist (und sogar ein reales Vorbild besitzt). Da Yuris Chefin und übersinnliche Mentorin gerade ebenfalls nicht auffindbar ist, fasst sie sich ein Herz und macht sich persönlich auf die Suche. Später schlüpfe ich auch in die Rolle zwei weiterer Protagonisten.
Nur auf dem Gamepad sieht man genau, was man anvisieren sollte.
Dank ihres Spürsinns besitzt Yuri eine Art übernatürlichen Navi, den ich per Druck auf LZ aktiviere. Kurz danach sehe ich das weiß leuchtende Nachbild der gesuchten Person. Obwohl sich die Waldwege am Fuße des Berges ein wenig weiter und offener verzweigen als in den linearen Vorgängern, war es zumindest in den ersten Spielstunden kein Problem, zu den passenden Orten zu gelangen. Begebe ich mich einmal zu weit in einen anderen Bereich, dreht sich Yuri sogar automatisch um und erklärt mir, dass sie erst einmal ihrer aktuellen Aufgabe nachgehen will. Auch im verfallenen Gasthof helfen die Kamera und Yuris Sinn fürs Aufspüren weiter – und zwar in Form eines Minispiels. Spürt die Protagonistin übernatürliche Energie, zücke ich den antiken Fotoapparat, visiere auf Knopfdruck an und drehe das Gamepad, bis der Piepston immer hektischer wird. Im passenden Winkel offenbart das Foto einen Hinweis darauf, wo sich der Schlüssel befinden könnte. In diesem Fall ist das anderswo in der abgebrannten und unter Geröll vergrabenen Gaststätte. Neben dem entsprechenden Regal ist als Hinweis ein kleines Püppchen zu sehen. Im späteren Spielverlauf kann es auch helfen, ein Foto zu schießen, das einem anderen aus dem Inventar ähnelt.