Hirn aus, Dauerfeuer ein
Die etwas andere Art von vergnügungspark.
Painkiller bleibt seinen Wurzeln auch im jüngsten Teil treu: Mit dem flotten Spielablauf, massig Gegnern und abgedrehten Waffen weist Hell & Damnation viele Gemeinsamkeiten mit dem Original auf. Tatsächlich handelt es sich hier mehr um ein erweitertes Remake als einen echten Nachfolger, auch wenn die banale Geschichte rund um die Rettung der Geliebten an die Handlung des ersten Teils anschließt.
Die verlangten 7000 Seelen treibt Protagonist Daniel Garner in gewohnter Manier auf: Mit seinem Arsenal aus Pump-Gun, Pflock-Gewehr & Co metzelt er einfach alles nieder, was sich ihm in der Zwischenwelt von Himmel und Hölle in den Weg stellt. Die Dämonenbrut ist zwar dumm wie Brot und verheddert sich bei ihren fehlerhaften Laufwegen schon mal in und zwischen Objekten, liefert durch ihr massenhaftes Auftreten aber genug Kanonenfutter. Fies: Teilweise tauchen sie auch plötzlich im Rücken des Spielers durch ein Spawn-Loch auf. Das Gegnerdesign dürfte Kennern der Serie genauso bekannt vorkommen wie die Waffenauswahl, ist doch beides deutlich an Painkiller und die Erweiterung Battle out of Hell angelehnt bzw. wurde 1:1 übernommen. Einzig der Seelenfänger ist neu im Sortiment: Mit ihm verschießt man nicht nur rotierende Sägeblätter, sondern sammelt auch aus der Entfernung Seelen ein, bevor sie nach kurzer Zeit schon wieder verschwinden.
Pack die Schere aus!
Der neue Seelenfänger ist eine nette Ergänzung des Waffenarsenals.
Wo in der internationalen Fassung noch Blut spritzte und ganze Körperteile abgetrennt wurden, hat man für die USK-Freigabe geschnippelt, was die Zensurschere hergibt: Es tritt nicht nur deutlich weniger Lebenssaft aus den Wunden der Gegner, sondern er wurde zu aller Vorsicht auch noch lila eingefärbt. Vernichtete Widersacher verschwinden außerdem in Sekundenschnelle in einem kleinen Staubwölkchen - da bleibt schlichtweg gar keine Zeit mehr für eine Ragdoll-Physik, abgetrennte Gliedmaßen oder Leichenschändung. Zudem wurden die Blutspuren vieler Texturen entfernt, um die Spielwelt etwas "freundlicher" zu gestalten. Trotzdem nicht freundlich genug für die zombieartigen Kinder-Gegner: Sowohl der Messer-Junge als auch das Feuer-Mädel werden hier durch zwei maskierte Gestalten ersetzt, während man dem Heusack die Beine genommen hat, damit er an "Menschlichkeit" einbüßt. Stattdessen erinnert sein Auftreten jetzt eher an einen Geist. Eigentlich lächerlich, wenn man bedenkt, was die USK zuletzt mit Titeln wie Gears of War 3 und Dead Space so alles durchgewunken hat, ohne Änderungen zu verlangen...
Immerhin bleibt Daniels Verwandlung verhalten, denn sammelt man 66 Seelen, wird man kurzzeitig selbst zum unverwundbaren Dämon und kann Gegner mit einem einzigen Schuss niederstrecken. Leider wird die Verwandlung automatisch aktiviert und lässt sich damit nicht taktisch einsetzen. Das ist besonders dann ärgerlich, wenn gerade in diesem Moment keine Feinde mehr übrig sind.
Gewaltige Bossgegner
Taktik spielt ohnehin keine Rolle - stattdessen hält man einfach drauf, was das Arsenal hergibt. Dabei erweisen sich die vielen Klongegner als willige Opfer, die in großen Gruppen aber durchaus eine Bedrohung darstellen. Vor allem in den höheren der vier Schwierigkeitsgrade muss man ständig in Bewegung bleiben, damit Gesundheit und Rüstung nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Richtig heftig wird es bei den XXL-Bossgegnern, vor denen man alleine schon aufgrund ihrer imposanten Größe einen gewissen Respekt hat und die teilweise zumindest einen Hauch von Taktik erfordern. Doch auch hier wird bis auf das Finale der recht kurzen Kampagne Altbekanntes aufgetischt. Dieser Remake-Charakter zieht sich durch das gesamte Spiel.
Technisch veraltet
Die XXL-Bossgegner haben es in sich.
Es wäre okay, wenn man das Recycling durch eine Top-Technik aufwerten würde. Leider ist das nicht der Fall: Trotz Unreal 3-Engine wirkt die Präsentation angesichts grober Texturen, eingeschränkter Weitsicht und Pop-ups veraltet. Trotzdem geht die ohnehin nicht gerade hohe Bildrate hin und wieder in die Knie, wenn sich zu viele Feinde auf dem Bildschirm tummeln. Höchstens im direkten Vergleich mit dem Original aus 2004 kann die Neuauflage technisch glänzen. Allerdings kam es schon innerhalb der ersten zwanzig Minuten zu einem fiesen Absturz und ich musste die 360 neu starten. Bleibt zu hoffen, dass Bugs wie diese die Ausnahme bleiben. Hätte man doch zumindest dafür gesorgt, dass in der Umgebung mehr zu Bruch gehen kann - doch hier herrscht Fehlanzeige und man beschränkt sich auf die wenigen Objekte, die man damals schon zerstören konnte. Auch der Metal-Soundtrack, der in den ersten Minuten die Action noch wunderbar untermalt, nervt aufgrund der ständigen Wiederholungen, passt damit aber zum Spieldesign. In Zeiten, in denen fast jeder Shooter ein Call of Duty-Klon sein will, ist dieser Oldschool-Ansatz eigentlich eine willkommene Abwechslung. Doch das, was hier aufgefahren wird, ist mir doch eine Spur zu stupide - immer gleiche hirnlose Gegnerhorden, häufiges Zurückkehren in bekannte Areale (Backtracking) und die angestaubte Technik rauben schnell die Lust am Weiterballern. Dazu gesellt sich eine grenzwertige deutsche Synchro, die nicht nur unter starken Lautstärkeschwankungen leidet, sondern mit schlechten Sprechern versaut wurde.