Ein Remake von WarCraft 3? Was kann da nur schief gehen?
WarCraft 3: Reforged ist die "überarbeitete Neugestaltung" von WarCraft 3: Reign of Chaos und WarCraft 3: The Frozen Throne wie Blizzard Entertainment es nennt. In der vorliegenden Form ist Reforged eher ein Remaster als ein Remake, denn die Verbesserungen und Neuerungen halten sich abgesehen von der Grafik in Grenzen.
Reforged umfasst den Echtzeit-Strategie-Klassiker aus dem Jahr 2002 mit der Erweiterung The Frozen Throne (2003) und alle Zusatzinhalte. Neben der Prolog-Kampagne (zwei Missionen) und den drei Demo-Missionen sind die vier Kampagnen aus dem Hauptspiel, die drei Kampagnen aus The Frozen Throne und die Bonus-Kampagne rund um Gründung von Durotar dabei.
Ein wahrer Echtzeit-Strategie-Klassiker
Ohne groß auf die spielerische Qualität des Klassikers eingehen zu wollen: WarCraft 3 und das Add-on waren seinerzeit hervorragende Echtzeit-Strategiespiele, die auch heutzutage mit dem vielfältigen Missionsdesign, der Einbeziehung von Helden-Einheiten und wirklich bemerkenswerten Story-Elementen mit interessanten Figuren richtig viel Spaß machen können - vor allem, weil sie im Gegensatz zu StarCraft 2 nicht so gehetzt und auf Tempo getrimmt sind.
Ingame-Zwischensequenz aus der Untoten-Kampagne: Arthas landet in Nordend und begibt sich auf die Suche nach Frostgram/Frostmourne.
Einige Elemente wie manche Ereignis-Auslöser und das umständliche Helden-Inventar sind jedoch wenig zeitgemäß - und die damals aufwändige Inszenierung mit vielen Ingame-Zwischensequenzen von arg grobkörnigen Figuren und Umgebungen war vor 18 Jahren deutlich beeindruckender als heute. Sowohl das Hauptspiel (
zum Test) als auch die Erweiterung (
zum Test) erhielten jeweils eine Platin-Auszeichnung.
Die Missionen in den Kampagnen können auf drei Schwierigkeitsgraden gespielt werden (Story, Normal und Schwer), wobei der normale Schwierigkeitsgrad etwas leichter wirkte als der Klassiker in der Erinnerung. Es ist noch erwähnenswert, dass die Kampagnen auf der Einheiten-Balance von The Frozen Throne basiert.
Umfang und Grafik-Verbesserungen
Es ist also reichlich Stoff für Einzelspieler-Strategen geboten, wobei die beiden Hauptkampagnen im Vergleich zu dem Original leicht angepasst wurden. So werden in den Ingame-Zwischensequenzen manchmal andere Kameraeinstellungen als im Klassiker verwendet, während ein Großteil der Inszenierung nicht angefasst wurde. Auch einige Kampagnenkarten - wie zum Beispiel Stratholme oder bei der Mission "Totengräber" - sind etwas verändert worden. Kleinere Fehler beim Spieldesign wurden korrigiert, aber nicht alle, da in manchen Texten das legendäre Schwert weiterhin Frostmourne genannt wird, während der Sprecher Frostgram sagt.
Video: Grafik-Vergleich zwischen WarCraft 3: Classic und WarCraft 3: Reforged.
An vorderster Front fällt die Überarbeitung der Grafik ins Auge, vor allem die Einheiten-Modelle und die Helden-Figuren wurden sehr aufwändig nachgebaut - inkl. vieler Details und den typischen Riesen-Schulterrüstungen à la World of WarCraft. Einige Feinheiten erkennt man erst in der Nahansicht oder bei den Zwischensequenzen, die klar von den hochdetaillierten Figuren profitieren.
Dennoch passen viele der von Lemon Sky (Malaysia) erstellten Elemente nicht richtig ins homogene Gesamtbild, da der polygonarme Comiccharme verlorengegangen ist und die Figuren nicht mehr so sehr zu der weiterhin recht comichaften Umgebung passen. Zugleich geht die Erkennbarkeit der Einheiten in größeren Kämpfen in Reforged schneller verloren als bei der Classic-Version. Die Landschafts- und Umgebungsobjekte wurden überarbeitet, aber nicht in dem Ausmaß wie die Einheiten. Ein richtig homogenes Bild entsteht nicht, dennoch sind die Qualitätssprünge im Vergleich zum Klassiker in manchen Situationen gravierend, während Reforged an anderer Stelle wieder wie ein zehn Jahre altes Spiel wirkt, gerade wenn sich viele schwache Umgebungsobjekte häufig wiederholen. Die Tiefendarstellung des Geländes leidet manchmal ebenso. An den unnatürlichen Größenverhältnissen (Helden sind so groß wie Gebäude) hat sich übrigens nichts geändert.