Neuer Wein in alten Schläuchen
Schon bei der überstürzten
Ankündigung nur wenige Tage vor der Veröffentlichung von Corruption 2029 war ersichtlich, dass sich das Spiel stark an
Mutant Year Zero orientiert, das ebenfalls aus dem Hause der bärtigen Damen (Bearded Ladies) stammt. Und beim Start einer Partie erhärtet sich der Verdacht eines Schnellschusses, da viele Inhalte/Elemente erneut und ohne große Veränderung zum Einsatz kommen. Sowohl das Hauptmenü inkl. Ausgestaltung der Schwierigkeitsgrade als auch das grundlegende Spielkonzept wurden nahezu 1:1 aus dem Taktikspiel mit der sprechenden Ente und dem grimmigen Kampfschwein übernommen. Alles wurde in ein neues Szenario verfrachtet, in dem sich sogar bekannte Grafikelemente wiederfinden lassen.
Reduziert auf das Nötigste
Im Gegensatz zu dem Mutanten-Abenteuer sind Story und Charaktere relativ belanglos. Nach einem Bürgerkrieg kämpfen in den dystopischen Vereinigten Staaten von Amerika das "New American Council" (NAC) und die "United Peoples of America" (UPA) gegeneinander. Man übernimmt die Kontrolle über stark augmentierte UPA-Einheiten, die sich als ferngesteuerte Militärdrohnen dem vorherrschenden Regime in den Weg stellen und das Geheimnis hinter der "Corruption" lüften sollen.
Die drei Figuren Wolf, Tranter und Briggs sind skizzenhaft entworfen, haben nur wenige Charaktereigenschaften und sind im Endeffekt völlig austauschbar. Nur die düstere und erneut erstaunlich atmosphärisch inszenierte Spielwelt schafft es, das Szenario am Leben zu halten, obgleich das bei Mutant Year Zero dank der Pen-&-Paper-Vorlage im Endeffekt viel besser gelang. Einen wichtigen Beitrag leistet abermals die dynamische Musikuntermalung, die sich effektvoll je nach Spielgeschehen verändert.
Echtzeit, Schleichen und Rundentaktik
Der Aufmerksamkeitsradius der Gegner ist klar erkennbar.
Die nahtlose Verquickung der Echtzeit-Erkundung mit den taktischen Gefechte ist ähnlich gelungen wie bei den Mutanten, obgleich sich kaum relevante Dinge oder Gegenstände in der Umgebung finden lassen. Das Team erkundet die Karte in Echtzeit, wobei man nur eine Figur direkt steuern kann. Die anderen Figuren können folgen oder warten, wodurch es möglich ist, sie an bestimmten Punkten in Stellung zu bringen, bevor man von mehreren Seiten attackiert. Trifft man auf Feinde, erscheinen symbolische Kreise unter ihren Füßen, die ihren Aufmerksamkeitsradius symbolisieren. Je nachdem, wie man schnell man sich bewegt und ob man die "Mini-Tarnvorrichtung" nutzt, kann man sich recht nah an die Gegner heranpirschen und danach den Kampf eröffnen, der im Runden-Modus à la XCOM oder Mario + Rabbids stattfindet.
In den Gefechten hat man zwei Aktionen, die man zum Laufen, Sprinten (höhere Laufweite; kostet zwei Aktionen), Angreifen (Waffe abfeuern, Granate werfen) oder "Overwatch" (sich bewegende Gegner in seiner Runde angreifen) nutzen kann. Der Angriff beendet in der Regel den Zug der Figur. Auch die Kameraperspektive beim Zielen, das zumeist ordentliche Verhalten der KI-Gegner und die zwei Deckungsmodi wirken sehr vertraut.