Test: Black Sails - Das Geisterschiff (Adventure)

von Jan Wöbbeking



Entwickler:
Publisher: astragon Software
Release:
22.04.2010
Spielinfo Bilder Videos
Spurensuche

Die ersten Hinweise auf die ehemalige Crew liegen direkt vor den Füßen meiner Protagonistin. Hier und da findet sich immer mal wieder eine ausgeblichene Tagebuchseite oder Notizzettel auf dem Boden, welche von einem Streit zwischen Crew-Mitgliedern, Medikationseinheiten und seltsamen Ereignissen auf dem Schiff berichten.
Auf dem verlassenen Kahn wurden allerlei rätselhafte Apparaturen installiert.
Auch als ich mich ans Steuerrad vorgeknobelt habe, weiß ich immer noch nicht, wo ich mich befinde, da der Kompass und andere Instrumente verrückt spielen. Auch die Kamera weiß nicht so recht, aus welcher Perspektive sie das Geschehen einfangen soll und wandert dementsprechend nervös durch den Raum. Vielleicht wollten die Entwickler das Gefühl die Enge auf dem kleinen Schiff verdeutlichen, trotzdem wäre hier weniger mehr gewesen. Manchmal werden sogar wichtige Gegenstände erst dann sichtbar, wenn man im Raum herumwandert. Nachdem ich mir die wenigen Räume eingeprägt hatte, hat mich der Mangel an Übersicht aber kaum noch gestört.

Geradezu verstörend fällt dagegen die Kameraregie in den Zwischensequenzen aus. Die Schockmomente schlagen immer genau dann zu, wenn ich wieder einmal gedankenverloren durch einen Korridor spatziere und z.B. darüber nachgrüble, mit welchen notdürftig zusammengesteckten Werzeugen ich die Kran-Mechanik in der Messe reparieren könnte. Urplötzlich ertönt ein fieses Quietschen und die Kamera zoomt an Anna vorbei - hinter ihr ein dreckig grinsender Matrose. Eine Zehntelsekunde später ist er wieder verschwunden. Es sind immer nur kurze Momente, welche mich zusammenzucken lassen und Anna unsicherer machen, doch genau dieser spärliche pointierte Einsatz macht das Abenteuer so schön schaurig.

Szenenwechsel

Ein wenig später verliert sie sogar komplett das Bewusstsein und das Bild färbt sich langsam weiß. Als es wieder dunkler wird, steuere ich plötzlich eines kleines, blondes Mädchen. Alles wirkt größer und die Kamera huscht nicht mehr so hektisch an der Decke entlang. Doch auch sie scheint sich auf dem gleichen Schiff zu befinden, 
Welche Rolle spielt das verschreckte Mädchen auf dem Geisterschiff?
auf der Flucht vor einem nicht sonderlich Vertrauen erweckenden Mann im weißen Kittel. Da Fiona weder lesen noch sonderlich viel Muskelkraft aufbringen kann, muss ich versuchen, meine Verfolger mit Tricks abzulenken.

Sie wirkt mindestens genau so lebendig wie Lex und Anna: Lasse ich sie einfach stehen, wandert ihr Blick unsicher im Raum umher. Noch überzeugender wird ihr Auftritt durch die erstaunlich gut gelungene Synchronisation von Luisa Wietzorek. Trotz ihrer 24 Jahre hat sie sich offenbar ihr inneres Kind bewahrt oder kann sich unheimlich gut in die frühe Jugend zurückversetzen. Sämtliche Sätze kommen ihr derart flüssig über die Lippen, als seien sie ihr spontan eingefallen. In der deutschen Fassung des Kinofilms Speed Racer hat sie übrigens dem Jungen Spritle ihre Stimme verliehen. Auch die übrigen Routiniers wie Tilo Schmitz oder Natascha Geisler machen einen guten Job. Vielleicht lag es daran, dass die Anzahl der Mono- und Dialogzeilen deutlich überschaubarer ausfällt als in längeren Spielen und die Sprecher entsprechend mehr Zeit zum Einsprechen zur Verfügung hatten. In Black Sails kann man übrigens nicht wie es einem gefällt zwischen mehreren Charakteren wechseln wie z.B. in Ceville. Auch davon abgesehen gibt es keine frische Ideen im Rätseldesign. Die Kopfnüsse fallen alle sehr logisch aus, beschränken sich aber allesamt auf konservative Bastelaufgaben, wie man sie aus vielen anderen Genrevertretern kennt.         

Kommentare

xxxColdxxx schrieb am
Moin,
war ganz witzig, wenn auch etwas kurz.
Hat mich stark an Geheimakte Tunguska erinnert, vom Spielprinzip her.
Die Atmosphäre war super, die Grafik hat auch gut gepasst.
Ab und an hat die Kamerasteuerung etwas genervt.
Die Rätsel werden zum Ende hin etwas knackiger, man kommt zwar drauf aber ist schon bisschen was zum Nachdenken meiner Meinung nach.
Alles in Allem ein gutes und solides Spiel, das, wie gesagt, zwar etwas kurz ausfällt, aber durchaus Spass macht und sich auf jeden Fall lohnt.
Adreena schrieb am
Mindflare hat geschrieben:Ich habe jetzt mal die Demo (an)gespielt. Leider muss ich sagen, dass mich in der kurzen Zeit die Kameraführung schon sehr genervt hat. Dass in der Demo die Gamma-Korrektur nicht funktionierte half der Übersicht zusätzlich nicht wirklich.
Ansonsten scheint es ja wirlich schn gestaltet zu sein. Besonders der Soundtrack hat es mir angetan. Ich werd's mir mal aus der Grabbelkiste holen. Für mehr ist der Frust über die Steuerung/Kamera zu groß.
Ich glaube, die einzige Stelle, an der ich wirklich etwas länger saß, resultierte aus einem Hotspot, den ich zunächst nicht fand, weil die Perspektive so ungünstig war.
Schade eigentlich, denn an sich war es schon unterhaltsam.
Mindflare schrieb am
Ich habe jetzt mal die Demo (an)gespielt. Leider muss ich sagen, dass mich in der kurzen Zeit die Kameraführung schon sehr genervt hat. Dass in der Demo die Gamma-Korrektur nicht funktionierte half der Übersicht zusätzlich nicht wirklich.
Ansonsten scheint es ja wirlich schn gestaltet zu sein. Besonders der Soundtrack hat es mir angetan. Ich werd's mir mal aus der Grabbelkiste holen. Für mehr ist der Frust über die Steuerung/Kamera zu groß.
Adreena schrieb am
Hui, ich kann mich nicht daran erinnern, schon einmal ein ähnlich kurzes Adventure gespielt zu haben... vielleicht noch Loom, damals.
Es war recht unterhaltsam, aber 3,5 Stunden, ohne dass ich mich sonderlich beeilt hätte, ist dann doch etwas schmal im Umfang, obwohl ich es nun vielleicht noch einmal schnell (haha) mit einem anderen "Lösungsweg" durchspielen kann.
Ich werde es mal einer Freundin leihen, die weniger Erfahrung mit Adventurern hat, vielleicht kommt sie ja auf die sechs Stunden Spielzeit. ;)
Was den Gruselfaktor angeht: heute habe ich mir Dark Fall- Lost Souls zugelegt und gerade nach der Arbeit kurz angespielt. In diesen zehn Minuten war ich bereits deutlich angespannter, als in den knapp drei Stunden Black Sails, aber nun gut, letzteres ist dennoch kein schlechtes Spiel, aber für Leute, die häufiger Adventure spielen, ist es schlichtweg zu leicht und damit nur ein kurzes Vergnügen.
Book Of Unwritten Tales war auch nicht sonderlich schwer, hatte dafür aber entsprechend Storyumfang (und ein leider etwas plötzliches Ende)...aber da war der Schauplatz auch nicht nur auf ein Schiff beschränkt...naja, war schon ok. ;)
studienprophet schrieb am
*schnief* meine 25 ? *schnief*
Ich hab das Spiel heute bekommen, installiert und nach kurzer Zeit durchgespielt. Ich bin normalerweise nicht so der Rätselfan, weil mich die Spiele durch Hänger nicht motivieren, sondern viel mehr frustrieren. Aber bei dem Spiel hatte kein einziges Problem. Die Rätsel waren offensichtlich und einfach wie das kleine 1x1. Dementsprechend schnell ist es auch rum. Die Dialoge nervten mich nach einiger Zeit inhaltstechnisch und das große Ende war bis auf ein verwirrendes Detail auch vorrausschaubar. Wer es gerne spielen möchte, sollte vielleicht noch etwas warten oder hoffen, dass Spiel im 4players Gewinnspiel zu ergattern.
schrieb am