4P: Innere Monologe? Also mehr Selbstgespräche vor und bei Rätseln?
E.A. Poe: Die literarische Halbbildung des 21. Jahrhunderts ist beängstigend. Aber Sie haben Recht. Samuel hätte bei all den schönen Anflügen von Paranoia und Selbstzweifeln mehr mit sich selbst sprechen sollen.
4P: Zurück zum Adventure-Handwerk: Wie finden Sie die Rätsel eigentlich?
E.A. Poe: Abwechslungsreich, meist logisch aufgebaut und sehr delikat - kein abstruser Nonsens wie in anderen Spielen! Man muss aus Schnipseln ein Porträt puzzeln, kleine Schiebe-Brettspiele meistern, Planeten und Sternbilder richtig bestimmen,
Wer suchet, der findet: Auch in Black Mirror hat Maus-Sorgfalt oberste Priorität, denn Gegenstände verstecken sich überall.
Apparaturen in Gang bringen und durch Labyrinthe streifen. Als bibliophiler Lexikonfreund hat mich besonders gefreut, dass auch ein Nachschlagewerk bei der Lösung einiger Aufgaben nötig ist.
4P: Und die Item-Kombinationen?
E.A. Poe: Wie meinen?
4P: Was halten Sie von den Verknüpfungen der Gegenstände?
E.A. Poe: Ja, auch die haben mir sehr viel Freude bereitet, denn sie waren –meist- nachvollziehbar. Wer über Messer, Feuer, Wasser und Licht Bescheid weiß, wird gut zurechtkommen. Ärgerlich wiederum, dass man die vielen Dinge nicht genauer unter die Lupe nehmen konnte; auch Samuel hält sich viel zu bedeckt, wenn es um sein interessantes Hab und Gut geht.
4P: Was ist Ihnen sonst positiv aufgefallen?
E.A. Poe: Die kleinen adrenalinhaltigen Ereignisse wie der plötzliche Kampf mit dem Hund oder dem mysteriösen Totengräber. Nur, wer hier schnell reagiert, wird überleben. Was für ein morbider Spaß!
4P: Wie hat Ihnen der Hauptcharakter Samuel gefallen?
E.A. Poe: Er sieht einfach nicht markant genug aus für einen guten Protagonisten – sein Haar muss ölig schwarz glänzen, seine Mimik wie aus dem Gesicht gemeißelt sein. Das erzählerisch triviale
Baphomets Fluch war in der Charakterdarstellung eine Klasse besser. Aber über die kleinen Schwächen der Optik habe ich ja schon gesprochen. Ansonsten hat er mir sehr gut gefallen. Keiner dieser gestriegelten Hollywood-Helden, kein Mann in der Menge, sondern ein junger zickiger Blaublüter, der seiner Arroganz und seinem Widerwillen gegenüber dem faulen Volk oft spöttischen Ausdruck verleiht. Manchmal kann man sich sogar aussuchen, ob man freundlich oder gereizt reagiert – das hat den Dialogen noch eine schöne persönliche Note gegeben, die man ruhig intensiver hätte ausbauen könnte.
4P: Wie meinen Sie das?
Schaurig: In der privaten Leichenhalle eines Arztes finden sich nicht nur medizinische Instrumente...
E.A. Poe: Samuels Antworten hätten erstens spielerisch mehr Einfluss haben sollen und zweitens noch böser ausfallen können. Viel böser.
4P: Ach so. Was halten Sie von seiner deutschen Stimme und der Sprachausgabe an sich?
E.A. Poe: Ein Hörgenuss! Während meiner Zeit im Reich der Toten haben ich 666 Sprachen gelernt, darunter natürlich auch die deutsche. Im Vergleich zur absolut unwürdigen angelsächsischen Fassung entfacht die teutonische sofort schauspielerische Glaubwürdigkeit. Die Sprecher überzeugen auf ganzer Linie und gerade Samuel wurde gut getroffen – auch, wenn er für meinen Geschmack viel zu selten spricht.
4P: Vielen Dank Herr Poe. Könnten Sie zum Abschluss vielleicht noch ein Fazit ziehen?
E.A. Poe: Ihr, die Ihr lest, seid noch unter den Lebendigen; aber ich, der ich schreibe, werde schon lange meinen Weg ins Reich der Schatten gegangen sein. Also spreche ich kurz, genau, und dann nimmermehr: Black Mirror ist phantastisch!