Der wird allerdings immer wieder rapide eingebremst. Nicht nur dadurch, dass man sich unter dem Strich sehr schnell auf bewährte Methoden zurückfallen lassen kann - ich weiß nicht mehr, wie viele vergiftete Sandwiches oder Donuts ich unters Volk gebracht habe. Die grottige KI und das meist unglaubwürdige Figurenverhalten verleiden es einem zusätzlich. Offensichtlich sind die Krankenschwestern, Pfleger und Ärzte nicht in der Lage, logische Schlussfolgerungen zu ziehen. Ein Kind wandert ohne Eltern durch die Flure, hinterlässt eine Schneise der Zerstörung oder kommt gerade aus einem Zimmer, in dem ein Patient (dank Lucius) plötzlich gestorben ist. Und keiner kommt auf die Idee, dass er irgendwas damit zu tun haben könnte? Naja, im Rahmen der schwachen Story vielleicht plausibel, aber für die Atmosphäre sehr schädigend. Überhaupt versagt der Horror nahezu auf ganzer Strecke. Der Gore ist zu harmlos. Spannung ist kaum vorhanden. Auch Lucius' Fähigkeiten, die nach einigen Upgrades sogar so weit reichen, dass man andere Figuren übernehmen, kontrollieren und sie als Mörder einsetzen kann, vermögen es nicht, Horror-Atmosphäre aufkommen zu lassen. Weder auf dem Bildschirm noch im Kopf - schade.
Kein Zutritt
Auch hier finden sich zahlreiche Möglichkeiten, tödliche "Unfälle" zu inszenieren.
Immerhin: In den auf der Karte rot markierten Gebieten, die Sperrgebiete kennzeichnen, werden die Aktionen des Protagonisten aufmerksamer beäugt. Doch auch hier kommt Spannung nur selten auf. Wenn man sich in diesen Bereichen behutsam vortastet, immer das eine oder andere Sandwich parat hat oder in den Umgebungen Fallen platziert, kann man das Abenteuer weitgehend gefahrlos in etwa sechs bis sieben Stunden beenden. Wer den teuflischen Anspruch hat, keinerlei Überlebende zurückzulassen, kann nochmals zwei bis drei Stunden draufschlagen. Allerdings erhöht sich damit auch die Zeit, in der man nicht nur mit der Benutzerführung, sondern auch mit der im Bestfall durchschnittlichen Kulisse und abseits der KI zahlreich vorhandenen Bugs kämpft. Gegenstände, die weder ausgetauscht noch ins Inventar zurückgelegt werden können, so dass nur ein erneutes Laden des letzten Spielstandes hilft, gehören z.B. dazu. Leitern, die nicht erklommen werden können, aber nötig sind, um weiterzukommen, finden sich ebenfalls. Die Physik leistet sich auch immer wieder Aussetzer usw.
Dementsprechend verwundert es nicht, dass auch die visuelle Seite ein zwiespältiges Bild hinterlässt. Nicht nur, dass das Krankenhaus mit seinen fünf Abschnitten in der ersten Hälfte schnell eintönig wird und erst mit der Rückkehr in die Kleinstadt Ludlow etwas Abwechslung ins Spiel kommt. Zudem trüben Clipping-Probleme, sich in der Umgebung verhakende oder stecken bleibende Figuren das ohnehin nicht berauschende Gesamtbild. Es war eine gute Idee, die Abschnitte zu öffnen und großräumiger zu gestalten, da dies die Mechanik sinnvoll erweitert und Lucius 2 im Vergleich zum Vorgänger zum besseren Spiel macht. Doch zum einen wird das Potenzial nach wie vor nur marginal angekratzt. Und zum anderen ziehen die neu hinzu gekommenen Bugs und Probleme den teuflischen Todes-Puzzler immer wieder auf den Boden der harten Tatsachen zurück.