Test: To End All Wars (Taktik & Strategie)

von Eike Cramer



Entwickler:
Publisher: Slitherine Ltd.
Release:
26.08.2014
Erhältlich: Digital (Steam), Entwicklerseite, Einzelhandel
Spielinfo Bilder Videos
Lernmauer statt Lernkurve

Trotz der ordentlichen Text-Tutorials, die mir in einem kleinen Szenario an der Ostfront die grundlegenden Mechaniken erläutern, ähnelt der Einstieg nämlich dem Versuch, auf Basis der Erfahrungen mit Red Baron einen Doppeldecker  ins Gefecht zu fliegen. Truppzusammenhalt? Kommandoketten? Anführer-Beförderung? Armeezusammenstellung? Belagerungen? Nichts, aber auch wirklich gar nichts davon wird erklärt.

Weder auf strategischer noch auf spielmechanischer Ebene werde ich auch nur ansatzweise in die Feinheiten der Kriegsführung eingeführt. Was hat ein Gewaltmarsch für einen Einfluss auf meine Moral? Wie organisiere ich Nachschub? Was „aktiviert“ eigentlich meine Anführer? Wann kann ich Offensivaktionen durchführen und wie
Statistiken. Manchmal erinnert To End All Wars frappierend an Tabellenkalkulation.
Statistiken. Manchmal erinnert To End All Wars frappierend an Tabellenkalkulation.
verdammt nochmal funktioniert das Bewegungssystem genau? Eine Fragzeichen-Funktion wie z.B. bei Europa Universalis, oder wenigstens verständliche Tooltipps wären schön gewesen.

Die ersten zehn Spielstunden verbringt man als unerfahrener Spieler damit, im 150 (!) Seiten starken, (und manchmal recht unverständlichen) digitalen Handbuch zu blättern, relativ wahllos auf Dinge zu klicken und Schlachten zu verlieren. Dass ich z.B. bei einer Belagerung irgendwann die Anführer-Ausrichtung auf „offensiv“ stellen muss, um die Festung anzugreifen? Weiß man doch! Dass der Zusammenhalt der Truppen genauso wichtig ist wie die Gesamtmoral? Allgemeinbildung! To End All Wars hat keine Lernkurve – eher einen ungesicherten Steilwand-Aufstieg. Dagegen wirkt der Einstieg von Europa Universalis  4 wie eine gepolsterte Indoor-Kletterwand. Manchmal ist weniger einfach mehr.

Alles könnte so schön sein

Dabei könnte alles so schön sein: Die grundlegende Spielmechanik ist durchdacht und funktioniert dank der komplexen Hintergrundberechnungen bei Bewegung und Kampf gut. Die großangelegte Strategieplanung des Krieges ist vor allem deshalb so befriedigend, weil sich To End All Wars eben nicht mit dem Klein-Klein von Taktik auf dem
Bis Weihnachten in Paris - kann man die englischen Vorstöße in Belgien stoppen und den Schlieffen-Plan leicht modifiziert durchziehen, fällt Frankreich mit Glück im Frühjahr 1915.
Bis Weihnachten in Paris - kann man die englischen Vorstöße in Belgien stoppen und den Schlieffen-Plan leicht modifiziert durchziehen, fällt Frankreich mit Glück im Frühjahr 1915.
Schlachtfeld aufhält. Stattdessen kann ich den Schlieffen-Plan konsequent zu Ende führen, die Russen noch weit vor Tannenberg in der Grenzregion stellen und mit Österreich-Ungarn entscheidende Nadelstiche im Süden setzen.

Generell entsteht schnell ein Brettspiel-Flair – nicht zuletzt, weil historische Ereignisse als „Entscheidung“, einer Art Ereigniskarte, gespielt werden können. So kann man z.B. an der Ostfront russische Truppen entscheidend schwächen oder Giftgas einsetzen. Ebenfalls cool: Kommt es zum Kampf zwischen von Generälen kommandierten Truppen, kann ich grobe Schlachtpläne wie z.B. Flankenangriffe, Sperrfeuer oder Artilleriebeschuss anordnen.

Allerdings macht mir neben dem überkomplexen Einstieg auch die Bedienung einen großen Strich durch die Rechnung, denn übersichtlich ist hier gar nichts. So kann ich z.B. meine Truppen, die in Armee-Stapeln organisiert sind, nur als Stapel per Drag and Drop bewegen. Dabei muss ich aber manuell darauf achten, dass ich sie nicht verbinde, indem ich zwei Gruppen übereinander ziehe.  Dies lässt sich durch das Sperren oder durch Mikromanagement einzelner Armeen bewerkstelligen, passiert aber dennoch immer wieder, was dann noch mehr Gefriemel zur Folge hat. Gruppenbewegungen von Stapeln gibt es übrigens nicht – will ich mehrere Armeecorps gleichzeitig über die Karte bewegen, muss ich die Befehle einzeln vergeben.

Kommentare

LP 90 schrieb am
Sephiroth1982 hat geschrieben:Ist wohl ausschließlich für Asiaten gedacht, das Spiel, wenn selbst hardcore Strategen ihre Probleme damit haben werden.
Ich hab letztens erst ne Kampagne als Mittelmächte gewonnen und bin kein Asiate. Um ehrlich zu sein das war das erste Spiel von Ageod, welches ich gewonnen habe. Es ist deutlich zugänglicher als alle anderen Ageod-Titel.
Muss aber zugeben, das Spiele a lá CK2 und EU4 mitlerweile als Standard ansehe, was Schwierigkeit ist.
Zu allem Überfluss wird immer der komplette Krieg simuliert ? inklusive der Schauplätze in Asien, dem Pazifik und den Kolonien in Afrika. Ich muss von Beginn an überall meine Augen haben, während ich gleichzeitig mit der Spielmechanik kämpfe. Es gibt dummerweise keine Möglichkeit nur ein Land zu übernehmen, den Krieg in den Kolonien zu automatisieren, erstmal die Seegefechte auszublenden oder gar nur eine Front zu spielen. Ganz oder gar nicht lautet hier die Devise. Zwar gibt es ein Einstiegsszenario bei Tannenberg, aber aus der Koordination von drei Armeeverbänden direkt in den Großen Krieg mit seinen unzähligen Schauplätzen einzusteigen, ist wie ein Sprung in einen kalten See. Der bei näherem Betrachten eine massive Eisdecke hat.
Vielleicht solle der Tester mal War of the Pacific oder Warplane Orange spielen. DAS IST KOMPLEX.
https://www.youtube.com/watch?v=KVFi-qRA49o
Hab da mal nen MultiplayerSPiel verfolg, das 3 Jahre ging!
Ehrlich, das Spiel hat schwächen wie die absolut bekloppte Blockade-Mechanik.Es erklärt einen sogar im Handbuch zu wenig, z.B. warum ich nicht noch ein Oberkomando erstelle kann usw. Aber es absolut nachvollziehbar sobald man es verstanden hat. Man muss halt echt 5 mal eine Kampagne spielen um einigermaßen zu verstehen wie und was ich mache und damit kann ich volkommen leben.
Richtig nerven tut mich aber das Fehlen von mehreren Scenarios, das riecht nach typischen Scenario-DLC Abzocke wie bei den anderen Spielen zu Matrix-Games unverschämten Preisen.
clorophyll schrieb am
Hm, sehe ich anders. TEAW ist das gelungenste Spiel von Ageod seit langem. Und ganz ehrlich, wenn man die Spielmechanik eines Titels verstanden hat, ist es doch auf andere Games übertragbar. Letzten Endes ist es wie Schach.
Bei den Tooltips gebe ich aber recht. Ageod, holt euch doch endlich mal einen ins Team, der sich um die Zugänglichkeit kümmert.
Haehnchen81 schrieb am
so komplex ist das spiel gar nicht, man sollte das adjektiv streichen und eher mit attributen wie undurchdacht, unübersichtlich versehen...
das ganze werk ist nicht kompizierter als zb total war rome.
aber die menüs, und die ganzen anzeigen und +berhaupt das komplette interface ist derart unübersichtlich wie das ganze spiel das man dem verlauf kaum folgen kann, geschweige denn richtig agieren.
davon ab läuft das spiel grausam schlecht, und ich hab wahrlich keinen schlechten rechner, aber ständige freezes und heftige ruckler nerven tierisch ab, und die freezes ziehen sich über mehrere sekunden.... und das bei soner 2D aufmachung? unter aller sau.
es ist nicht die komplexität die das spiel so einsteiger unfreundlich und frustrierend macht, sondern einfach mangelnde infos, und schlechtes interface...
man muss erstmal stundenlang spielen nach dem motto try and error um alles kennenzulernen...
tooltips, anständige beschreibungen und infos, fehlanzeige. nur deshalb "wirkt" das vllt schwer oder kmplex... aber nur weil ich n icht in der lage war anständige ebschreibungen und tooltips in ein spiel zu bauen und es dann mit allem möglichen vollknalle ohne den spieler zu infrmieren was es da so alles zu tun gibt, macht das ein spiel noch lange nicht komplex, sondern einfach nur unfertig.
das ist auch mein eindruck, das spiel ist einfach nicht fertig geworden. und zwar so rund 1 jahr zu früh raus...
es gibt dabei deutlich komplexere strategie spiele, die aber eben ein anständiges interface und gute infos und tooltips haben mit hilfe derrer man sich dann "schlau" machen kann und das spiel ohne frust lernen, hier kommt man sich vor wie ein kleinkind vor nem herd, ohne das mami einem sagt das die herdplatte heiß ist, und man selber drauffassen muss um es zu erfahren... das kanns echt nicht sein.
Arnulf schrieb am
sarnokh hat geschrieben:Warum gibt es so oft nur die Extreme? Entweder total vereinfachter Mist, oder so überkomplex!?
Ich glaube "Commander: The Great War" wäre da genau richtig für dich.
sarnokh schrieb am
Warum gibt es so oft nur die Extreme? Entweder total vereinfachter Mist, oder so überkomplex!?
schrieb am