Test: Spartan (Taktik & Strategie)

von Bodo Naser



Entwickler:
Publisher: Just Play
Release:
14.05.2004
Spielinfo Bilder  
Kaum bessere Kämpfe

Nach endlosen Märschen erreichen die umständlich zu handhabenden Armeen den bisweilen verwirrt agierenden Gegner, was dann in einer grob dargestellten 3D-Massenschlacht gipfelt. Ein erster Patch hilft der verwirrten KI wieder auf die Sprünge und beseitigt gröbste Verhaltensstörungen. Dieses Mal ist auch Bewegung über das Meer möglich, was bei Aufeinandertreffen zu automatisch ablaufenden Seeschlachten führt. Wie bei den Vorgängern müsst ihr eure Taktik vor dem Gefecht festlegen, wobei auch Formation und Position der Kämpfer bestimmt. Ihr dürft eurer Armee aber auch währenddessen einfache Befehle wie Sammeln oder Sturmangriff erteilen. Dann könnt ihr nur noch zuschauen, wie die Lebensbalken der Einheiten sinken.

Die schmucke Stadtansicht, wo ihr antike Gebäude und Produktionsstätten errichten dürft.

Tempel, Markt und Universität

Da ihr keine neuen Städte gründen dürft, gewinnt der Ausbau der bestehenden Orte große Bedeutung. Dafür stehen euch diverse Gebäude zur Verfügung: Rohstoffzentren, religiöse Bauwerke, Märkte, Bildungsstätten, Gilden, Militärbauten und administrative Bauten. Die Größe eurer Stadt wird durch das Zentrum bestimmt, das ihr immer wieder aufwerten müsst. Sehr wichtig ist die Hauptstadt, die sich wie fast alle Gebäude mit Arbeitern bestücken lässt. Wie der Koloss, das Orakel und die Akropolis erhöht sie die Produktivität eurer Stadt. Die einmaligen Prachtbauten benötigen jede Menge Ziegel, Marmor und eine geraume Zeit, bis sie errichtet sind.

Neue Möglichkeiten

In Spartan machen natürlich nicht nur die Athener neue Erfindungen, denn nur durch die Forschung gelangt ihr an neue Gebäude und Truppen. Diese ist nicht ganz so ausgeklügelt wie bei Civ, so dass das Spiel nicht einmal unterbrochen wird, wenn ihr etwas Neues entdeckt habt. Der Technologiebaum ist auf die Antike beschränkt und ebenfalls wesentlich primitiver obgleich trotzdem beachtlich.        Verbessert wurde auch die Diplomatie, die nun viel mehr Möglichkeiten bietet und die durch neu erforschte Bauten beeinflusst wird. Ihr dürft sogar feindliche Abgesandte des Landes verweisen oder gleich einen Kopf kürzer machen. Weitgehend erhalten blieb der Fernhandel, der nun aber mehr Bedeutung hat. Mit Civilization 3 , wo er eine Bedeutung über die bloße Rohstoffbeschaffung hinaus besitzt, kann er aber nicht mithalten.

Unschöne 3D-Schlachten

Immerhin, die 2D-Grafik während der Schlachten gehört der Vergangenheit an, auch wenn die neue 3D-Grafik nicht viel mehr hermacht. Das liegt an den grob gezeichneten Einheiten und der monotonen Umgebung, die so gar nicht an die opulenten Schlachten der Total War -Reihe erinnern will. Für schwächliche Systeme ohne 3D-Grafikkarte lässt sich das aber abschalten.

Die Karte der griechischen Inseln sieht viel interessanter aus als noch beim eher schmucklosen Chariots of War , da sie nun über Höhen und Tiefen, Wasser und Schatten verfügt. Das Design besitzt einen unaufdringlichen, griechischen Touch, der durchaus stilvoll ist. Kleine Animationen lockern das starre Bild auf. Spielt ihr allerdings ein nichtgriechisches Volk wie etwa die Phrygier, passt das dann wieder weniger.

Während der grob inszenierten Schlachten kommt kaum Feldherrenfeeling auf.

Angenehmer Sound

Auch Spartan verfügt wieder über jene unnachahmliche Sprachausgabe, bei der die Einheiten so klingen, als wären sie aus der Zeit der alten Griechen. Das hört sich zumindest authentischer an als bei den Vorgängern. Ansonsten muss ihr aber nicht fürchten, dass eure Kenntnisse in Altgriechisch auf die Probe gestellt werden, denn das Spiel ist komplett auf Deutsch. Musikalisch bietet es recht angenehme Klänge, die sich ins antike Gameplay einfügen. Eher spärlich gesät sind die wenigen Geräusche wie das Gackern der Hühner auf der Farm, was aber bei einem Strategiespiel nicht groß ins Gewicht fällt.       

Kommentare

Anguille schrieb am
Ich spiele Spartan & Gates of Troy (expansion) seit einem Monat und möchte ein paar Sachen klarstellen:
1. Als Strategie Spieler finde ich es sehr gut, dass ihr euch auch wenig bekannte Spiele anschaut. Es zeigt die Qualität der Recherchen.
2. Vergleich CIV3 - Spartan. Ich spiele leidenschaftlich beide und denke, dass ein Vergleich nur mässig gemacht werden kann. Einige Pünkte sind zwar besser in CIV3 andere aber wiederum in Spartan.
Ausserdem ist die Zeitspanne von beide Spielen ganz anders:
- Diplomatie: beide haben viele Möglichkeiten obwohl sehr unterschiedlich (in Spartan hat man ja nicht direkt Kontakt)
- Kämpfe: bei CIV3 ist es einfach langweilig. In der Review wird die Art von Spartan kritisiert obwohl es so viel tiefer und interessanter ist als bei CIV3 (ausserdem spielt Glück endlich nicht so ne grosse Rolle mehr). Was für eine Erfrischung.
- Handel ist bei Spartan viel realistischer. Obwohl es gewisse Waren nur in einige Regionen gibt, kann man sich, im Gegensatz zu CIV3, doch weiterentwickeln und auf Sieg hoffen.
3. Vergleich TW -Spartan. So einen Vergleich finde ich unangemessen. Spartan kann nicht zugleich ein CIV Spiel sein und sogleich ein TW Spiel. Dann kann mann sofort CIV3 mit R:TW vergleichen. Fazit: man muss sich entweder für einen vergleich mit CIV3 (doch viel ähnlicher) ODER (nicht und) mit R:TW (ein ganz Anderes Spiel) befassen. Beide geht nicht.
Uebrigens: Meistens stelle ich meine Armeen in M:TW for dem Kampf auf...während des Kampfes verliere ich meistens die Uebersicht aber selten den Kampf...insofern ist das System in Spartan gar nicht so schlecht.
Insgesamt finde ich den Artikel interessant und informativ. Man sollte aber auf zuviele Vergleiche verzichten.
4P|Bodo schrieb am
Hi Proust,
Deine Kommentare verlieren eindeutig an Substanz. Jetzt fällt Dir wohl nix mehr ein...;-)
Salve,
4P|Bodo
4P|Bodo schrieb am
Hi Proust,
natürlich waren die Phrygier von der griechischen Kultur beeinflusst - welches Volk in Kleinasien war das in der Antike nicht? Die Legende vom phrygischen König Midas ist auch ein Teil der griechischen Sagenwelt. Teilweise ging das sicher soweit, dass ihre eigene Kultur nicht mehr zu erkennen war. Dennoch sind sie ein eigenständiges Volk, das um 1200 v.Chr. aus Thrakien und Makedonien einwanderte. Thrakien, grob das heutige Bulgarien, war damals nicht griechisch und die Makedonen wurden von den Griechen selbst als Barbaren angesehen. Genau genommen war Alexander der Große also kein Grieche.;-)
In diesem Sinne,
4P|Bodo
johndoe-freename-60091 schrieb am
1. Zur Lesbarkeit Ihres Textes habe ich mich bereits geäußert. Roma locuta.
2. Schön, daß Sie Waren ausgehend von Ihrer Verpackung beurteilen.
3. Thrakien und im übrigen auch Makedonien sind die Herkunftsgebiete der Phrygier. Dem darf ich dann entnehmen, daß Alexander der Große kein Grieche war.
4. Nachschlagewerke - und ich habe nicht auf irgendeines verwiesen - benutze ich nur, wenn ich mir die Arbeit genaueren Bibliographierens ersparen will. Damit Sie hier nicht länger vom Stand der Meinung (wessen eigentlich? der 4players-Redaktion?)abhängig sind:
Lloyd Seton, Late Bronze Age and Phrygian Pottery, London 1991.
Gunter Neumann, Phrygisch und Griechisch, Wien 1988 (Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Hist. Klasse 499).
Leonid A. Gindin, Troja, Thrakien und die Völker Altkleinasiens. Versuch einer hist.-philolog. Untersuchung, Innsbruck 1999.
Und für den Hintergrund immer noch lesenswert:
Anthony M. Snodgrass, Archaic Greece. The Age of Experiment, London 1980.
5. Werfen Sie bei nächster Gelegenheit Ihren dtv-Geschichtsatlas bzw. die VHS-Aufzeichnungen einfach weg.
schrieb am