Test: The Fall - Last Days of Gaia (Rollenspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Deep Silver
Release:
19.11.2004
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ab 4,94€
Spielinfo Bilder  
 So hastet man viel zu bequem und sicher durch eine postapokalyptische Welt, die nie auch nur den Ansatz einer Bedrohung verströmt. Warum gibt es keine giftigen Winde? Warum beißt die Sonne nicht in die Haut? Warum brauche ich keine Schutzkleidung? Wo bleiben die Auswirkungen der Umweltkatastrophe? Nur das entfernte Donnergrollen und Pfeifen der Stürme lässt einen wenigstens akustisch erahnen, was das an Atmosphäre verschenkt wurde. Die Musikuntermalung von The Fall kann im Gegensatz zur Optik vollends überzeugen: Egal ob lieblicher Gesang, trügerisch fließende Melodien oder düstere Gitarrenklänge - das Ohr wird verwöhnt.

Minikarte & Wegfindung

Es ist zwar löblich, dass man die Minikarte nicht nur vergrößern und transparent einstellen, sondern auch besuchte Orte als Markierung finden und Marschbefehle über sie erteilen kann, aber in der
Wer seine Party aufteilen will, muss auf eine zentrale Kamera verzichten und hin- und her springen.
Realität flutscht die Wegfindung einfach nicht gut genug. Viel zu oft muss man seine an Bäumen, Felsen oder Wracks fest steckenden Figuren manuell befreien, damit sie ihr Ziel erreichen. Und wenn man seine Mannschaft auf diese Weise begleitet, wird man trotz Patch 1.5 die vielen offenen Baustellen entdecken - vor allem in engen Canyons. Und ganz übel wird es, wenn meine Diebin zum Öffnen einer Truhe aus dem Haus raus geht, um die Wand läuft, um dann von außen (!) das Schloss zu knacken.

Kombinieren von Items?

Die Fülle an Items lässt schon fast Adventure-Flair aufkommen: Da gibt es Klebeband, Gürtel, Toaster und Spritzen, da gibt es rote Scherben, Stahlrohre, Kopfhörer und Bilder.
Gerade diese Fülle hat mich zunächst fasziniert und der Welt von The Fall einen gehörigen Schuss Faszination eingeimpft. Aber im Laufe des Spiels habe ich all den Tand verflucht. Warum? Erstens wird das Inventar viel zu schnell damit überfüllt, da man den Platz für die zig Arten Munition und Nahrung braucht - und all das lässt sich nicht stapeln, was sehr ärgerlich ist. Zweitens machen Dinge nur Sinn, wenn man sie abseits des Sammelns auch benutzen kann. Und hier hat das Handbuch Kombinationen versprochen, die ich im Spielalltag entweder nicht brauchte oder nicht finden konnte. Wieso hilft mir ein Technik-Freak nicht bei Kombinationen mit Hinweisen? Wieso bietet kein NSC kreative Ideen an? Auch hier hätte die Party-Interaktion konsequenter und lebendiger ins Spiel integriert werden können.

Abwechslung ist Trumpf

Trotzdem kann The Fall unterhalten - wenn auch nur auf durchschnittlichem Niveau. Vor allem, aufgrund der abwechslungsreichen Quests und jeder Menge gescripteter Ereignisse. Von freier Erkundung ist zwar nichts zu spüren, da euch das Tagebuch an der engen Questleine hält und höchstens mal ein paar Nebenaufträge einschmeißt, aber das Aufgabenspektrum ist vielfältig: Abgesehen von einfachen Hol- und Bringdiensten müsst ihr Wölfe verscheuchen, Geiseln befreien, Mädchen finden oder Waffenlager sprengen. Hinzu kommen exotische Jobs wie das Vermessen der Landschaft, das Abhören eines Codeworts mit Hilfe einer Prostituierten, die Image-Politur eines hässlichen Arbeiters samt Frisur und Neueinkleidung oder die Überwindung eines Minengürtels per Kuhopferung.

Die Minikarte notiert besuchte Orte, lässt sich transparent schalten und nimmt Marschbefehle an.
Aber auch wenn das alles bei Laune hält, lassen euch die Quests zu wenig Freiheit. Sie sind streng linear angelegt und es gibt meist nur einen Lösungsweg. Das ist schade, denn so wird man zum reinen Botenjungen degradiert, der für das Erreichen von Ziel A erst mal zu Unterziel B, dann zu C und zu D geschickt wird. Das sieht so aus: Ich soll ein Waffenlager sprengen, brauche dafür aber C4, kriege das nur von einem Sprengmeister im anderen Dorf, der wiederum will, dass ich für ihn einen Bison und einen Bergtiger jage, der erscheint jedoch nur gegen Mitternacht auf einen bestimmten Berg...

Diese Kette wird erzählerisch teilweise hanebüchen verknüpft und man hätte sie durchbrechen müssen, indem man dem Spieler eigene Lösungsmöglichkeiten einräumt. Immerhin können Charaktere mit hohem Charisma einige NSCs davon überzeugen, dass man vielleicht nur ein Item suchen muss. Dann braucht man nur den Bergtiger, nicht noch den Bison erlegen.   

Kommentare

johndoe-freename-89195 schrieb am
Kann denn jemand mal sagen, der die finale Version gespielt hat, ob das Spiel nun wirklich gut ist oder nicht? 10 EUR für ein gutes Rollenspiel würde ich sofort ausgeben. Bzw. schreibt mal eure Kritik, nur bitte nicht von schon längst überholten Bugs.
Doc Angelo schrieb am
Naja, man muss das Setting schon mögen, bevor einem dieses Spiel gefällt. Einige Kritikpunkte sind jedoch in der "Reloaded"-Version nicht mehr gerechtfertigt. Beispielsweise wurde die Sprachqualität erhöht, dadurch klingt es jetzt nicht mehr "blechern".
Mir selbst macht es sehr viel Spaß, da ich auf solche Szenarien stehe. Für 10? finde ich das äußerst OK. :)
MrMetapher schrieb am
Der Test hier ist der einzig vernünftige, den ich in der deutsche Presse bisher gelesen habe. Ich mag Silver Style durchaus, "Soldiers of Anarchy" war zwar technisch etwas unausgereift und in Sachen Figuren und Story trashig, aber dennoch eine gute Neuauflage von I-Magics Shadow Company. The Fall hat mich aber masslos enttäuscht. Was hätte man aus diesem Szenario alles machen können. Fallout hat vor Jahren um drei Klassen besser gezeigt, wie es geht...
Gruß von
MrM
johndoe-freename-83443 schrieb am
die extended version kann man auch kostenlos herunterladen, der patch ist über 1 GB gross, auf den offiziellen Foren finden sich meistens aber auch nette Leute die den patch auf Cd brennen und zuschicken im schlimmsten Fall.
es gibt auch den kleinen patch mit nur 270mb aber dann ohne neue sprachausgabe, und die neue sprachausgabe ist aber klasse deswegen finger weg vom kleinen patch!
schrieb am